«Das war der beste Wettkampf in diesem Winter»

Den Traum vom erstmaligen Gesamtsieg der Vierschanzentournee musste Simon Ammann bereits beim ersten Springen begraben. Ammann stürzte in Oberstdorf. Mit dem zweiten Platz am Neujahrsspringen in Garmisch/Partenkirchen meldete sich der Toggenburger in beeindruckender Manier zurück.

Switzerland's second placed Simon Ammann celebrates after the final jump at the second stage of the four hills ski jumping tournament in Garmisch-Partenkirchen, Germany, Thursday, Jan. 1, 2015. (AP Photo/Kerstin Joensson) (Bild: KERSTIN JOENSSON)

Den Traum vom erstmaligen Gesamtsieg der Vierschanzentournee musste Simon Ammann bereits beim ersten Springen begraben. Ammann stürzte in Oberstdorf. Mit dem zweiten Platz am Neujahrsspringen in Garmisch/Partenkirchen meldete sich der Toggenburger in beeindruckender Manier zurück.

Man möchte eigentlich meinen, dass Simon Ammann inzwischen einschätzen könnte, ob ein Sprung schlecht, gut oder mittelprächtig gewesen sei. Nach knapp zwei Jahrzehnten im Weltcup hat der 33-Jährige einen der grössten Erfahrungsschätze aller Skispringer. Aber nach seinem Finaldurchgang beim Neujahrsspringen in Garmisch/Partenkirchen war dann auch der Routinier Ammann mit seinem Skispringerlatein am Ende. 133 Meter weit war der Toggenburger da geflogen, deutlich kürzer als die unmittelbaren Konkurrenten vor ihm, und Ammann liess unmittelbar nach der Landung seine Schultern deshalb auch enttäuscht hängen.

«Ich dachte, das wird wieder so ein fünfter oder siebenter Platz»

Simon Ammann

Eine halbe Minute später war aus dem kleinen Häufchen Elend wie von Geisterhand ein Vulkan geworden. Ammann riss die Arme in die Höhe, er schrie sich die Lust von der Seele und er strahlte plötzlich wieder über das ganze Gesicht. «Vor mir sind die Leute 139 Meter gesprungen, ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mit 133 Metern Zweiter werden könnte. Ich dachte, das wird wieder so ein fünfter oder siebenter Platz», gestand der 33-Jährige.

Neue Windregeln begünstigten Ammann

Das schlechte Gefühl hatte Simon Ammann arg getäuscht und die neuen Windregeln im Skispringen hatten ihm einen Streich gespielt. Was der Schweizer unmittelbar nach seiner Landung nicht wusste – und auch nicht wissen konnte: Während seines zweiten Sprunges hatte sich plötzlich der Wind gedreht und der vierfache Olympiasieger konnte eigentlich gar nicht weiter springen als 133 Meter. Die 11,5 Zusatzpunkte, die der Routinier als Kompensation für den heftigen Rückenwind bekam – so viel wie kein anderer Springer im Bewerb – hievten ihn deshalb auf das Siegespodest und hinter dem Norweger Anders Jacobsen auf den zweiten Rang.

Und  im nachhinein ist nun auch Simon Ammann gescheiter. Inzwischen weiss er selbst, dass er für diese miserablen Verhältnisse sogar einen exzellenten Sprung hingelegt hatte. «Ich bin extrem glücklich, dieser Wettkampf hat mir sehr gut getan», sagte der 33-Jährige. «Ich würde jetzt sogar sagen, dass das der beste Wettkampf in diesem Winter war.»

Ammann zufriedener Zweiter

Ob es tatsächlich der Beste war, sei dahingestellt. Immerhin hat Ammann in dieser Saison schon zwei Mal gewonnen. Unbestritten war das Neujahrsspringen aber wohl der wichtigste Wettkampf für Simon Ammann in dieser Saison. Nach dem Sturz in Oberstdorf und dem jähen Ende aller Tourneeträume schien der Schweizer schon am verzweifeln, «aber das waren jetzt saubere und technisch starke Sprünge mit denen ich mich zurückgemeldet habe.»

Simon Ammann war nicht der einzige, dem in Garmisch ein sensationelles Comeback gelungen ist. Noch überraschender als der zweite Rang des Schweizers kam der Triumph von Anders Jacobsen. Der Norweger, dereinst Gewinner der Vierschanzentournee (2006/07) war 2013 von einem Kreuzbandriss aus der Flugbahn geworfen worden und seither nie mehr in den Top Ten gelandet. In Garmisch war nun plötzlich wieder alles anders – der 29-Jährige fand über Nacht die Sicherheit und das Selbstvertrauen und war eine Klasse für sich.

Dreikampf um den Gesamtsieg

Im Schatten von Ammann freute sich auch ein zweiter Schweizer. Gregor Deschwanden flog als 28. seine ersten drei Weltcup-Punkte der laufenden Saison ein.

In der Gesamtwertung gelang dem Skandinavier ein Sprung auf den vierten Rang, zum Spitzentrio hat er allerdings immer noch einen Respektabstand. Im Kampf um den Gesamtsieg zeichnet sich weiter ein Dreikampf zwischen Stefan Kraft, Peter Prevc und Michael Hayböck ab, die nur durch sieben Punkte oder umgerechnet vier Punkte getrennt sind.

 

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