Das Z7 expandiert musikalisch und setzt dabei auch einen Fuss nach Basel

Jetzt lanciert das Prattler Z7 auch noch ein Sommer-Open-Air in Augusta Raurica, mit Morcheeba, Ten Years After und Fish. Das Z7 führt zudem Konzerte in Basel durch, im Musical Theater und im Metro Club. Und öffnet sich dabei auch für Hip-Hop und Elektropop. Keine Frage: Das Team um Norbert Mandel rüstet sich für die Zukunft.

It's a family affair: Das Z7-Team mit Norbert, Melanie und Steven Mandel und Josephine Beck. 

(Bild: Marc Krebs)

Jetzt lanciert das Prattler Z7 auch noch ein Sommer-Open-Air in Augusta Raurica, mit Morcheeba, Ten Years After und Fish. Das Z7 führt zudem Konzerte in Basel durch, im Musical Theater und im Metro Club. Und öffnet sich dabei auch für Hip-Hop und Elektropop. Keine Frage: Das Team um Norbert Mandel rüstet sich für die Zukunft.

Im Oberdorf blickt man mit Distanz auf die Industriezone runter, für die Pratteln bekannt ist. Norbert Mandel hat das Büro der Konzertfabrik Z7 verlagert, das sechsköpfige Team im Ticketing, Marketing und Booking arbeitet jetzt gleich neben einer Wiese mit Kühen, Blumen, Bäumen. Hier oben, in der frischen Luft, kommt das Z7 auf neue Ideen wie die River Nights in Rheinfelden, mit denen der Veranstalter in den Schweizer Open-Air-Markt einsteigt. Mit der Bekanntgabe von internationalen Headlinern wie Garbage, Ronan Keating oder Richard Ashcroft ist diesem neuen Festival Aufmerksamkeit gewiss. 

Jetzt folgt der nächste Paukenschlag: Das Z7 belebt das historische Theater von Augusta Raurica mit Rockkonzerten. «Damit möchten wir an die alten Zeiten anknüpfen», sagt Norbert Mandel, der die traditionellen Augster Freiluftgigs in den 70er- und 80er-Jahren miterlebt hat. «Während wir in Rheinfelden eher ein jüngeres Publikum ansprechen, lassen wir hier die Hippie-Zeit aufleben.» 

Rock-Klassiker in der Römerarena

Die Elektronik- und Krautrockpioniere Tangerine Dream machen nach dem Tod von Edgar Froese weiter. Auch die Woodstock-Legenden Ten Years After stehen auf dem Programm, die legendäre amerikanische Rocksängerin Chi Coltrane und Manfred Manns Ex-Sänger Chris Thompson. Dieser Classic Rock wird an den letzten zwei Abenden mit Morcheeba und Fish (dem charismatischen Schotten, der Marillion gross machte) aufgebrochen, die Augster Arena in Trip-Hop- und ProgRock-Klänge getaucht.

Damit geht ein lang gehegter Wunsch von Norbert Mandel in Erfüllung: in Augst ein Festival aufzuziehen, das dem historischen Ambiente Rechnung trägt. Für Hippiestimmung sollen nicht nur die Acts sorgen, Picknick sei ausdrücklich erwünscht. Oder wie Mandel das neckisch formuliert: «Für das Grillen eurer Würste stehen ausreichend Feuerschalen bereit.»

Ein Standbein in der Stadt Basel

Damit aber nicht genug. Das Z7 baut seine Präsenz auch in Basel aus: Nach kleineren Shows im L’Unique veranstaltet Steven Mandel, der Sohn des Patrons, in den nächsten Wochen mehrere Clubkonzerte im Grand Casino Basel. Zwar macht Vater Norbert keinen Hehl daraus, dass ihn ein Spielcasino mit Kleiderordnung und Alter ab 18 persönlich abschreckt. Zugleich aber unterstützt er die Bemühungen seiner Jungmannschaft, Neues auszuprobieren. Und genau darum geht es. «Die jungen Leute ranziehen – und mit ihnen ein jüngeres Publikum.» Norbert Mandel weiss, dass viele Wegbegleiter seiner Generation allmählich wegfallen. Musiker, die seit 30 oder 40 Jahren aktiv sind. Das Z7 muss sich jetzt vorbereiten, will es nach der Ära von Alice Cooper und Co. nicht auch selber Geschichte sein.

«In manchen Monaten könnten wir 100 Konzerte durchführen», sagt Steven Mandel. «Sehr oft müssen wir interessanten jüngeren Bands absagen, weil wir die Halle für die grossen Acts freihalten.» Verständlich: Whitesnake, Korn, Manfred Mann und Co. sind Publikumsgaranten.  

Testballone mit Britpop und Hip-Hop

Seit knapp zwei Jahren an Bord, brennt Steven Mandel für das Booking und vertritt mit Schwester Melanie die jüngere Generation im Haus. Der 27-Jährige führte in den vergangenen Monaten Gespräche mit zahlreichen Agenturen im In- und Ausland und signalisierte diesen, dass das Z7 offen für neue Klänge und Kooperationen sei. 2015 führte das etwa zu den Engagements zweier Britpop-Bands: Stereophonics und Starsailor. Zwei Testballone, quasi. Im Fall von Starsailor finanziell ein Reinfall. Aber eine wichtige Erfahrung, wie Vater Norbert anerkennend attestiert. Zugleich verhehlt er nicht, dass manchmal die Fetzen fliegen, wenn es um die Strategie geht. «Klar, kracht es auch mal», sagt Norbert. Dennoch ist er gewillt, Experimente zu wagen.

So findet am kommenden Wochenende mit «Der kleine Prinz» ein Familien-Musical in der Konzertfabrik statt. Im Juni dann kommen die Hip-Hop-Legenden Public Enemy nach Pratteln, im Juli die Punkrock-Band Bad Religion. Dazwischen bringen Dana Fuchs und Beth Hart Soul- und Bluesgesang in die Halle, die 1600 Leute fasst. «In der öffentlichen Wahrnehmung gilt das Z7 als reiner Metal-Schuppen. Dass das nicht stimmt, wollen wir stärker beweisen», sagt Steven Mandel. Er will das Z7 für neue Stile öffnen und fit für die Zukunft machen.

«Dann kommen wir halt in die Stadt»

Kleinere Acts an sich binden, gehört dabei zur Strategie. Als «Testgelände» dient hierfür der Metro Club im Grand Casino Basel. Basel, weil viele Städter nicht so einfach nach Pratteln zu locken seien: «Dann kommen wir halt in die Stadt.»

Am 6. Mai spielt die junge britische Stoner-Rock-Band Desert Mountain Tribe im Metro Club auf, weitere folgen. Ende Juni etwa Broken Back, ein vielversprechender Newcomer, verlieh dieser 25-jährige Franzose doch dem letztjährigen Dance-Hit von Klingane die Stimme. Französischer Elektropop? Das sind völlig neue Töne für das etablierte Z7. Und sie könnten zukunftsweisend sein. 

Rückkehr aufs Messegelände

Demgegenüber entspricht das Engagement von Jethro Tull den Erwartungen. Wobei der eigensinnige Norbert Mandel, Jahrgang ’59, auch da über seinen Schatten gesprungen ist und trotz dem von ihm verfluchten Stau auf der Autobahn das Konzert in Basel durchführen wird. Im Musical Theater. Er und Musical! Ha!

Aber die Band bestand auf einem bestuhlten Saal – und das Stadtcasino stand nicht zur Verfügung. Also wich er, ganz Pragmatiker, aus. «Dass ich mal aufs Messegelände zurückkehren würde, hätte ich ja auch nicht gedacht», sagt er freimütig. Hier schleppte Norbert Mandel vor Jahrzehnten Boxen in den Festsaal, «machte ich mir den Rücken kaputt, du!»

Seit 20 Jahren ist der einstige Boxenschlepper Grossveranstalter. Und jetzt also bereit, einen Teil der Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet, abzugeben. Die Luftveränderung, sie zeigt Wirkung: Es weht ein frischer Wind im Z7. 

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Live in Augusta Raurica: 8. bis 11. September 2016, mit Tangerine Dream, Chi Coltrane, Ten Years After, Skye & Ross von Morcheeba, Chris Thompson, Fish, Baum und vielen mehr. 
Alle Konzertinfos unter: www.z-7.ch

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