Nach drei Tagen ununterbrochenen Regens hat sich die meist zahme Birs in einen tosenden Fluss verwandelt. Und der Himmel ist immer noch trüb und verhangen.
Üblicherweise fliesst die Birs still und bescheiden Richtung Rhein und beidseits spazieren Hunde mit ihren Besitzern und rennen Jogger ihrem Ufer entlang. Heute morgen war von Mensch und Tier nichts zu sehen, stattdessen toste eine bedrohlich angeschwollene Birs zum Birsköpfli hinunter. Die Uferwege hatte sie verschluckt, dicke Baumstämme auf ihrem Weg vom Jura durch das Baselbiet mitgerissen, die nun in einer Höllengeschwindigkeit – als ob sie federleicht wären – an einem vorbei sausten.
Dieser Anblick weckt böse Erinnerungen. Und zwar an jenen 9. August 2007, als die Wassermassen frühmorgens das Städtchen Laufen überschwemmt, sich weiter talabwärts gewälzt und den eigenen Garten in Birsfelden, dessen direkter Flussanstoss bis zu diesem Tag stets als idyllisch empfunden worden war, innert zwei Stunden in einen See verwandelten. Seit diesem Tag ist der Blick auf die Birs ein anderer geworden, ein sorgenvollerer. Man traut ihren Launen nicht mehr. Man hat erlebt, dass diese nicht so harmlos sind, wie man immer glaubte.
So fragt man sich auch heute bange, wie es wohl weiter geht. Wird der Regen endlich nachlassen und die Birs sich beruhigen? Der Himmel ist immer noch grau und verhangen. Doch unser Wetter-Spezialist Karl G. Gutbrod von Meteoblue gibt Entwarnung: Heute gebe es noch ein bisschen Niederschlag, «dann sollte es vorbei sein mit dem Regen». Auch die nächsten sechs Tage werde es wenig regnen. Der Wasserstand der Birs werde also ziemlich schnell wieder sinken.
Dieser Dauerregen, sagt er, sei dem typischen Genuatief zuzuschreiben. Dieses gebe es etwa zwei Mal im Jahr und führe dann jeweils in der Gegend von Ligurien und der Toskana zu sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen – wie in diesen Tagen wieder. Da fielen dann innert drei Tagen gut und gerne 200 bis 300 Liter, soviel wie bei uns den ganzen Sommer über. «Verglichen mit dem, was diese Menschen dort jeweils durchmachen, leben wir hier ja auf dem Schaukelstuhl», meint Experte Gutbrod.
Das Fazit: Wir können uns entspannen – und die tosende Birs als faszinierendes Naturschauspiel geniessen.