Am Schluss sind alle zufrieden: Regierung und private Heimatschutz-Organisationen haben sich auf einen reduzierten Schutz für den Bau des Felix-Platter-Spitals geeinigt. Und die Genossenschaft, die das Areal überbauen möchte, begrüsst den Entscheid.
In der breiten Bevölkerung mögen die Meinungen über den Wert des Bauwerks von 1967 auseinandergehen. Für die einen ist das Felix-Platter-Spital ein hässlicher Klotz, andere haben sich an den Bau gewöhnt, sehen in ihm vielleicht sogar ein bemerkenswertes urbanes Monument.
In Fachkreisen ist der Wert des Baus der Architekten Fritz Rickenbacher und Walter Baumann als Denkmal der Nachkriegsmoderne mittlerweile unbestritten. Trotzdem wollte die Basler Regierung den Bau ursprünglich nicht unter Schutz stellen. Dies, «um den Genossenschaften ein unbebautes Areal zu übergeben», wie sie in einer Medienmitteilung schreibt.
Platz für 500 bis 550 Wohnungen
Der heutige Spitalbau hat ausgedient, auf dem Areal soll ein wesentlich kleinerer Neubau für Altersmedizin entstehen. Der grosse Rest des Areals wurde dem regionalen Dachverband der Wohngenossenschaften übertragen, die über die neu gegründete Baugenossenschaft wohnen&mehr als Modellprojekt ein neues «Quartier im Quartier» mit 500 bis 550 Genossenschaftswohnungen schaffen möchte.
Gegen den Entscheid der Regierung, den Bau nicht unter Schutz zu stellen, haben der Heimatschutz Basel und die Freiwillige Basler Denkmalpflege Rekurs eingelegt. Und es zeichnete sich ab, dass auch die Baugenossenschaft wohnen&mehr gut mit dem monumentalen Bau am Rande des Areals leben kann – sofern die Umnutzung zum zeitgemässen Wohnraum nicht behindert werde. «Wesentlich ist die Frage, wie rigide der Denkmalschutz ausgelegt wird», sagte Jörg Vitelli, Präsident des Dachverbands, im Dezember 2015 gegenüber der TagesWoche.
Mit einem Kompromiss zum Erfolg
Die Regierung hat nun die Anliegen der Heimatschützer und der Baugenossenschaft mit einem Kompromissvorschlag unter einen Hut bringen können. «Das Hauptgebäude wird ins Denkmalverzeichnis eingetragen, nötige bauliche Veränderungen sind jedoch möglich», schreibt sie. Das heisst, dass in erster Linie die Bauhülle, also der visuelle Eindruck bestehen bleibt. Erhalten bleiben auch die Kantine mit Spitalküche und der Versammlungsraum mit seinen Glasmalereien.
Die beiden privaten Heimatschutz-Organisationen freuen sich über diese «weitgehende Unterschutzstellung», wie sie in einem Mediencommuniqué schreiben. Im Gegenzug verzichten sie auf eine Unterschutzstellung der beiden ehemaligen Schwesternhäuser und die Verbindungsbauten. Ihren Rekurs gegen die Nichtunterschutzstellung ziehen sie zurück.
Planungssicherheit geschaffen
Auch die Baugenossenschaft wohnen&mehr begrüsst den Kompromiss, der Planungssicherheit schaffe. «Durch die deutliche Reduktion des Schutzumfangs erhält wohnen&mehr genügend Spielraum, um das Spitalgebäude zügig und wirtschaftlich in ein Wohngebäude mit rund 130 Wohnungen umnutzen zu können», schreibt die Genossenschaft. Vorstudien würden nachweisen, dass die Umnutzung baulich und technisch machbar sei.
«Das Gebäude wird städtebaulich gut integriert und zu einem Flaggschiff des neu entstehenden Quartierteils werden», schreibt die Genossenschaft weiter. Welche halböffentlichen und öffentlichen Nutzungen im Sockelgeschoss Einzug halten, werde in den nächsten Jahren eruiert.
Baubeginn 2019
Bis 2017 will wohnen&mehr zusammen mit den Behörden den städtebaulichen Rahmen für das Areal erarbeiten. Erst dann werden konkretere Bilder zur Gestaltung und Nutzung in Aussicht gestellt. Ab 2018 sollen die einzelnen Baufelder projektiert und ab 2019 erste Wohnhäuser neu gebaut werden.