601 Leserinnen und Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben die Umfrage zu ihrem Umgang mit persönlichen Daten ausgefüllt. Das Resultat lässt das Herz jedes Datenschützers hüpfen.
Spätestens seit dem Überwachungsskandal in den USA ist die Sicherheit der persönlichen Daten in den Fokus geraten. Wir haben versucht, uns mit 14 Fragen dem Umgang unserer Leserinnen und Leser anzunähern. Teilgenommen haben 601 Leserinnen und Leser – und sie scheinen einen bewussten Umgang mit persönlichen Daten zu pflegen, wie die nachfolgenden Auswertungen zeigen. Aber sehen Sie selbst:
Das Konsumverhalten scheint für die Mehrheit der Teilnehmenden unserer Umfrage kein schützenswertes Geheimnis zu sein. Mehr als ein Drittel nutzt Treuekarten und legt damit offen, welches Shampoo sie bevorzugen und welcher Käse nie im Körbchen fehlen darf. Mehr als ein Sechstel sagt aber auch klar: Das geht niemanden etwas an. Ebensoviele geben an, je nach Einkauf zu entscheiden.
Die grösste Überraschung scheint bei dieser Frage, dass es tatsächlich noch Leute ohne EC- und Kreditkarte gibt. Am andere Ende der Auswahlmöglichkeit stehen 245 Personen, die nur noch mit Plastikgeld bezahlen. Erstaunlich ist, dass mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden nur ungern zur Karte greift: Bargeldloses Bezahlen ist für sie nur eine Alternative, wenn es nicht anders geht.
Überraschung, Überraschung: Das Telefonbuch ist nicht ausgestorben. Im Gegenteil. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hat kein Problem damit, dass ihre Nummer der gesamten Bevölkerung zugänglich ist. 40 Personen haben sogar ihre Handynummer eingetragen. Im Zeitalter von Telemarketing und Google eine erstaunlich offene Haltung. Aber vielleicht haben sie zumindest das Wichtigste mit eingetragen: * – und damit die Bitte auf den Verzicht von Werbeanrufen.
Ein deutliches Nein geht an all die Absender von Preisausschreiben. Deutlich mehr als die Hälfte nimmt ganz bewusst nie teil, über ein Drittel nur, wenn ein Abo der TagesWoche lockt. Aber es gibt auch Zocker unter den Teilnehmenden: 19 nehmen regelmässig teil.
Soziale Netzwerke scheinen nicht nur im Trend bei den Leserinnen und Leser der TagesWoche, die Nutzer sehen auch die Gefahren von einem allzu offenen Umgang: Weit über die Hälfte nutzt Facebook und Co. nur mit Bedacht und sehr zurückhaltend. Aber es gibt auch die Verweigerer – und sie sind den Nutzern deutlich überlegen, die von sich behaupten: «Ich gebe viel von mir preis.» Sehr gut verstehen können wir jene, die nicht ganz genau wissen, wie viel sie von sich preisgeben, immerhin ein Zwölftel. Wir können die Unsicherheit nicht nehmen, haben aber im Umgang mit Facebook zumindest zehn gute Tipps.
Es ist vielleicht unangebracht, aber ich oute mich hier: Ich lösche nie den Verlauf meines Browsers, ich weiss zwar, wie es geht, aber löschen ist mir zu mühsam. Da ich aber sowieso den ganzen Tag vor dem Computer hocke, kommt da auch niemand fremdes hin. Angesichts des Umfrageergebnisses muss ich allerdings über die Bücher: Gerade mal 103 Teilnehmer löschen ihren Browserverlauf nie und 11 auch nur, weil sie nicht wissen, wie. Selbst haben wir keine Lösung, aber auf dieser Website finden Sie Hilfe.
Apropos nicht wissen: 162 Teilnehmende unserer Umfrage wissen nicht, wie sie inkognito surfen können (diese Anleitung zeigt, wie es geht). Knapp 100 weniger als jene, die bewusst oder immer anonym im Netz surfen. Stellt sich nur noch die Frage: Was sind spezielle Fälle?
E-Mail-Verschlüsselung geniesst bei den Teilnehmer der Umfrage keine Priorität. Entweder verschicken über 500 keine heiklen Informationen oder sie gehen nicht davon aus, dass jemand mitlesen könnte. So oder so: ein deutlicher Nein-Fall.
Wer ein Handy mit Ortungsfunktion hat, nutzt diese mehrheitlich auch, allerdings nicht unbedarft. Mehr als ein Drittel gibt die Funktion bewusst frei, nur 58 der Teilnehmer haben die Ortnungsdienste konsequent freigeschaltet.
Das Online-Banking geniesst das Vertrauen der Mehrheit. 436 von 600 Teilnehmern der Umfrage fühlt sich beim E-Banking sicher. Nur gerade 42 trauen dem System gar nicht, 84 haben zumindest ein ungutes Gefühl. Angesichts des Ergebnisses haben die Banken und anderen Geldinstitute zumindest in dieser Hinsicht bisher alles richtig gemacht – oder es ist zumindest noch nichts Negatives aufgeflogen.
Vielleicht liegt es am Überwachungsskandal in den USA, vielleicht erinnern sich auch einige an die Fichen-Affäre, deutlich wird: Über ein Drittel der Teilnehmer unserer Umfrage hat das Gefühl, dass der Staat sie überwacht. Zählt man noch jene dazu, denen es egal ist, sind es beachtliche 430 von 601 Umfrageteilnehmern. Ganz anders als das E-Banking scheint der Staat kein Vertrauen zu geniessen.
Deutlich Nein sagt über die Hälfte der Teilnehmer zur Datenvorratsspeicherung, nur 73 von 601 Teilnehmenden würde grundlos auf die Privatsphäre verzichten. Dem gegenüber steht ein Drittel, das sich damit zumindest abfinden könnte.
Wenn man sich diese Ergebnisse anschaut, kommt in einem die Frage auf: Wenn die Leute tatsächlich so affin sind und überlegt, wie kommen dann Passwörter wie «password», «123456» oder eines der anderen 25 häufigsten – und damit wohl unglaublich ungeeigneten – Passwörter zustande? Die Leserinnen und Leser der TagesWoche scheinen vor diesem Fehler jedenfalls gefeit – sie gehen wie bisher mit den meisten Daten sehr bewusst um, wie die 307 beweisen, die für wichtige Accounts unterschiedliche Passwörter haben.
Boom! 601 Befragte, 522-mal die gleiche Antwort. Das WLAN ist gesichert vor unbefugtem Zugriff.