Der Bau neuer Mobilfunkantennen löst in der Bevölkerung immer noch Angst aus. Doch Einsprachen wegen gesundheitlicher Bedenken sind chancenlos – die hat der Gesetzgeber von vornherein ausgehebelt.
Schnell die E-Mails abrufen, kurz eine WhatsApp-Nachricht verschicken oder die Tochter anrufen: Alles selbstverständlich mit dem Smartphone. Ein Leben ohne Handy: Undenkbar. Doch der Alltagsluxus bedingt – Handyempfang. Und den garantiert ein dichtes Netz an Antennen in der Schweiz.
Nur: Die Funkstrahlung, die den zum Grundbedürfnis gewordenen Luxus überhaupt ermöglicht, macht vielen immer noch Angst. So regt sich aktuell in Dornach Widerstand gegen die Pläne des Gemeinderats, auf dem Gemeindehaus den Bau einer Handy-Antenne zuzulassen. Innert kürzester Zeit kamen rund 700 Unterschriften für eine Petition zusammen, die den Gemeinderat zum Schluss kommen liess, dass die Bevölkerung das Vorhaben nicht goutiert.
Reger Antennenbau in Basel-Stadt
Fakt ist, dass der Antennenwald in der Region wächst. Im ganzen Kanton Baselland gab es allein in den vergangenen drei Jahren bis zu einem Dutzend Baugesuche, die eine Erweiterung bestehender Anlagen oder den Bau einer neuen Anlage zum Zweck hatten, wie es beim Baselbieter Bauinspektorat auf Anfrage heisst.
Viel mehr noch sind es in Basel-Stadt: Dort sind allein dieses Jahr schon zehn Baugesuche für Antennen eingegangen, acht davon für neue Antennen, so Luzia Wigger Stein, Leiterin des städtischen Bau- und Gastgewerbeinspektorats. 2013 waren es 19 Baugesuche für Handy-Antennen, davon 14 für neue Antennen.
Standorte der Handy-Antennen in Basel. Die Zahl steigt, die Sendeleistung einzelner Antennen aber sinkt. (Bild: Screenshot/Bakom)
Und immer noch stösst der Antennenbau auf starken Widerstand. Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten in Basel-Stadt kann ein Baugesuch laut Wigger Stein bis zu 1000 Einsprachen auslösen – praktisch alle beziehen sich auf gesundheitliche Bedenken wegen der Strahlenbelastung. Doch kaum eine Einsprache hat eine Chance.
Keine Chance für gesundheitliche Bedenken
«Wir bewilligen ohnehin nur Antennen, die die vorgeschriebenen Grenzwerte einhalten», sagt Luzia Wigger Stein. Der Clou: Damit sind gesundheitliche Bedenken wirkungslos. Denn mit der Gesetzgebung für die Grenzwerte wird der Gesundheitsschutz schon von Amts wegen garantiert.
Wenn eine Antenne also die Grenzwerte und weitere Bauvorschriften einhält, hat der Bauherr per se einen Anspruch auf Bewilligung. Egal, ob es wegen gesundheitlicher Bedenken nur eine Einsprache gibt oder hunderte.
So gedeiht der Antennenwald in der Region bislang prächtig. Zum einen wegen neuer Technologieschritte, die eine noch schnellere Datenübertragung zulassen. Zum andern aber auch, weil ein dichteres Netz an Antennen eine schwächere Strahlenbelastung ermöglicht: Je mehr Antennen es gibt, desto kleiner kann deren Sendeleistung sein, um ein entsprechendes Gebiet abzudecken.
Dass die Grenzwerte eingehalten werden, darüber wacht das Lufthygieneamt beider Basel. Axel Hettich ist Experte für die sogenannte «Nichtionisierende Strahlung» (NIS), zu der die Handystrahlung zählt. Das Amt führt auch den Immissionskataster, eine Feldstärkenkarte, auf der alle die Belastung durch die NIS nachvollziehen können. Trotz des regen Antennenbaus allein der letzten zwei Jahre verzeichnet die Karte «keine markanten Änderungen», wie Hettich sagt. Die Grenzwerte würden deutlich und mit grosser Reserve unterschritten.
Schädlichkeit nicht bewiesen
Das Lufthygieneamt erhält regelmässig Anfragen aus der Bevölkerung, sei es im Rahmen von Einspracheverfahren oder auch in Form von individuellen Erkundigungen, wenn Menschen wissen wollen, wie hoch die Strahlung an ihrem Wohnort ist.
Das verdeutlicht die Besorgnis vor dem möglichen, heute noch nicht absehbaren Gesundheitsrisiko von nichtionisierender Strahlung. Denn nach wie vor gibt es keinen eindeutigen Beleg für die Schädlichkeit oder Unschädlichkeit dieser Strahlenbelastung.
Immerhin: Einen Lichtblick für Antennengegner gibt es. «Der Bau von Mobilfunkantennen muss auch ästhetische Bedingungen erfüllen», sagt Luzia Wigger Stein vom Basler Bau- und Gastgewerbeinspektorat. Erfolge für Einsprachen gegen den Bau von Mobilfunkantennen gibt es in Basel praktisch nur, wenn das Stadtbild zu stark beeinträchtigt wird – auch wenn die Antenne die Grenzwerte vorbildlich einhält.
Auszug aus der Feldstärkenkarte des Lufthygieneamts beider Basel. Die Grenzwerte werden laut Experte Axel Hettich «deutlich und mit grosser Reserve unterschritten». (Bild: Screenshot/Lufthygieneamt beider Basel)