Das erste Mal seit 26 Jahren wird es diese Weihnachten keinen Tuntenball im «Hirschi» geben. Die Organisatoren des traditionellen Anlasses sehen sich zu einer Pause gezwungen. Dies, weil der ursprüngliche Charakter des Tuntenballs zunehmend verloren gehe.
Für viele ist der Tuntenball im Hirscheneck das Highlight an Weihnachten schlechthin: Als Frau oder Mann verkleidet Party machen gehört zum 25. Dezember wie die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Bereits seit 1989 zelebrieren die LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual und Trans) & friends jeweils an diesem Tag ihren schrillen und bunten Ball im «Hirschi». Doch dieses Jahr wird es erstmals seit 26 Jahren keinen Tuntenball geben. «Wir machen eine Pause», bestätigt ein Kollektivmitglied des Hirscheneck, das anonym bleiben möchte.
Dies geschehe aus Protest. Die Mitglieder des Hirscheneck haben ein ungutes Gefühl bekommen, was die Entwicklung dieses traditionellen Anlasses anbelangt – und sehen sich deshalb gezwungen, die Reissleine zu ziehen. «Im letzten Jahr kamen viele Leute, die sich zwar verkleidet hatten, sich dann aber doch abschätzig gegenüber Schwulen oder Lesben äusserten», sagt das Kollektivmitglied. «Das wollen wir uns nicht länger gefallen lassen.» Der «Spirit» des Tuntenballs gehe zunehmend verloren.
Neustart nächstes Jahr
Der Anlass ist von Jahr zu Jahr grösser geworden. Dabei sei die urspüngliche Idee – nämlich einen «emanzipatorischen Umgang mit der Sexualität zu finden und die Definition Frau und Mann aufzuweichen» – bei den Partybesuchern immer mehr in den Hintergrund geraten. «Irgendwann ist das Ganze ausgeufert: Der Tuntenball ist zu einem Weihnachtsevent geworden.»
Der Entscheid, die Party sausen zu lassen, sei den Kollektivmitgliedern des Hirscheneck nicht leicht gefallen, zumal man sehr an diesem Anlass hänge und er zum «Hirschi» gehöre. «Wir distanzieren uns auch nicht vom Event, sondern vom Umgang einiger Besucher damit. Die Pause wollen wir nutzen, um uns zu überlegen, wie wir weitermachen wollen», so das Kollektivmitglied. Für dieses steht fest, dass der Event einen Neustart brauche. Ziel sei jedoch, dass der Tuntenball nächstes Jahr wieder stattfinden könne.