Am Donnerstag hat eine japanische Delegation um den Bürgermeister Fukushimas, Kaoru Kobayashi, das Kraftwerk Birsfelden besichtigt. Kobayashi will weg vom Atomstrom – und sammelt dafür Eindrücke in Europa.
Geduldig lässt sich Kaoru Kobayashi die Leitwarte des Kraftwerks Birsfelden erklären. Bildschirme flimmern, 37,1 Megawatt produziert die Anlage der Industriellen Werke Basel, kurz IWB, im Moment, 100 wären möglich, der Wasserstand ist tief. Kobayashi spricht kein Englisch. Darum redet Kraftwerk-Direktor Sascha Jäger Deutsch und die Übersetzerin gibt es Kobayashi und seiner Delegation auf Japanisch weiter.
Kaoru Kobayashi ist nicht zufällig in Basel. Auf seiner Tour durch Europa hat der Bürgermeister der japanischen Stadt Fukushima die Stadt am Rheinknie auserkoren, weil sie von der Grösse her ungefähr jener seiner Heimatstadt entspricht. «Ausserdem kommt in Basel alles aus einer Hand, Wasser und Energie. Bei uns ist das anders, darum interessiert uns das hiesige System sehr», erklärt er. Zuvor besichtigte die Delegation ein Kleinwasserkraftwerk in Freiburg, sie war in Kassel und nach Basel steht Dänemark auf dem Reiseprogramm.
Verstrahlte Menschen gäbe es kaum, so Kobayashi weiter, bei einem Prozent der Bevölkerung habe man erhöhte Werte gemessen, allerdings seien die Messungen nicht verlässlich. Trotzdem findet der Bürgermeister: «In Fukushima kann man heute sicher leben.»
Die Dekontaminierungsarbeiten sind nach wie vor im Gang. Das havarierte Kraftwerk ist eine riesige Baustelle, immer wieder berichten Medien über unmenschliche Arbeitsbedingungen. Als Folge des Unfalls hat Japan sämtliche AKW heruntergefahren, im August diesen Jahres den ersten Atommeiler trotz Protesten allerdings wieder hochgefahren, im Oktober folgte ein zweiter.
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz für ein Umdenken bezüglich der Stromversorgung aus AKW gesorgt. Seither geistert der «Atomausstieg» als geflügeltes Wort durch die Medien und Politikerstuben. Auch in Japan, wo der Anteil des Atomstroms vor der Katastrophe bei 28,6 Prozent lag, denkt man über alternative Energielieferanten nach.