Gewerbe, Wohnen, Freizeit und Dienstleistung – auf dem Dreispitz soll künftig alles möglich sein. Wie die einzelnen Exponenten am besten koexistieren, wird nun einer detaillierten Planung unterzogen. Ein erster Schritt ist mit der Aufteilung des Gebietes gemacht.
Ein Jahr ist es her, da rief die Christoph Merian Stiftung (CMS) bezüglich der Entwicklung des Dreispitzareales ein Time-out aus: Man wolle nicht mehr das ganze Areal in einem Zug umgestalten, sondern es in drei Teilgebiete aufteilen. Diese wurden nun bestimmt, und so kann es weitergehen mit der Transformation des rund 50 Hektaren umfassenden Geländes. Am Montag stellte die CMS zusammen mit ihren zahlreichen Planungspartnern die nächsten Schritte vor.
Hans-Peter Wessels, der Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, wollte gewohnt eloquent nicht von einem Time-out sprechen, sondern von einer Kreativpause. Kreativ zeigte sich dann aber besonders Gabriel Barell, der mit einem selbst gebauten Legomodell angereist war.
Der Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt verglich den Dreispitz mit dem Lysbüchel-Areal im St. Johann, das sich im Moment ebenfalls in einer Transformationsphase befindet; Gewerbe, Wohnen und Freizeit sollen dort eng beieinander liegen, was Barell mit kleinen bunten Legosteinen modellhaft zeigte. Auf dem Dreispitz hingegen plane man mit Duplosteinen – also grossflächig, was ein grosser Vorteil sei.
Doch was heisst das konkret?
Das ganze Areal hat man grob in drei Teile aufgesplittet. Eines davon liegt rund um den Freilagerplatz, wo sich bereits die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst und diverse andere Institutionen angesiedelt haben. Diesen Arealteil betrachtet man in Bezug auf die Planung als grösstenteils abgeschlossen – nur der Anschluss in Richtung Schaulager bedarf noch eines neuen Konzeptes. Zwischen Schaulager und FHNW soll dereinst hauptsächlich Wohnraum entstehen.
Die drei Entwicklungsgebiete: Der Wirtschaftspark (grüner Pfeil), die Nordspitze (lila Pfeil), das Bahntrassee (roter Pfeil). (Bild: Karen N. Gerig)
Der Fokus liegt nun aber auf dem restlichen Gebiet. Im Süden und Westen des Areals liegt (im Bild blau eingefärbt) der sogenannte Wirtschaftspark. Schon heute wird dieser von Industrie und Gewerbe geprägt, was auch in Zukunft so bleiben soll – obwohl mehr und mehr Betriebe ihre Produktion oder Logistik auslagern oder gar ganz schliessen. Wohnraum ist in diesem Gebiet keiner vorgesehen.
Im Norden wiederum liegt der dritte Teil – dort, wo heute die Migros wirtschaftet, die sogenannte Nordspitze beziehungsweise Gundeli-Ost. Hier strebt die CMS mit ihren Partnern einen hohen Wohnanteil an, der zusammen mit Freizeit- und Dienstleistungsangeboten eine Erweiterung des Gundeldinger Quartiers nach Süden darstellen soll.
Die drei Hauptentwicklungsgebiete.
Die Beschränkung auf diese drei klar zugewiesenen, in Bezug auf ihre künftige Nutzung abgeschlossenen Areale ist es, die Barell und auch die anderen Planungspartner überzeugt hat. Kein Chrüsimüsi, das Nutzungskonflikte bereits auf dem Reissbrett entstehen lässt.
Gleise bilden Schneise
Die Areale sollen sich an klar bestimmbaren Grenzen begegnen – die jedoch nicht als solche wahrgenommen werden sollen, sondern durchlässig sein. Eine dieser Grenzen wird momentan durch die Bahngleise manifestiert, die das Areal diagonal durchqueren. Da kaum ein auf dem Dreispitz ansässiges Unternehmen seine Produkte noch via Bahn transportiert, werden diese deshalb bereits 2016 stillgelegt.
Das breite Trassee, das zurückbleibt, soll nicht überbaut, sondern für den Langsamverkehr hergerichtet werden. Die Idee eines Trams jedoch, wie das auch schon angedacht war, wurde inzwischen wieder verworfen – hauptsächlich, weil dieses auf dem Areal hätte wenden und man dafür eine grössere Fläche hätte freimachen müssen. Der Industrieverkehr aufs Areal, so die Vorstellung, soll künftig über ein Portal im Süden erfolgen, vom Kreisel von der Bruderholzstrasse her, welche als direkter Zubringer zur Autobahn dient.
Schnellerer Strukturwandel
Nötig gemacht hat das Umdenken in der Arealplanung der gewerbliche Strukturwandel, der schneller vonstatten geht, als die CMS das gedacht hatte. Der Status quo sei keine Option, sagte Direktor Beat von Wartburg. Überall rede man von Verdichten, und auf dem Dreispitz sei das möglich und sinnvoll. Doch wenn man verdichten wolle, dann richtig.
Richtig heisse in diesem Fall, dass man Raum schaffe für das Gewerbe, aber auch für die Bevölkerung. Der Dreispitz solle eine «offene Stadtlandschaft» werden. Damit dies ohne grosse Reibung möglich sei, habe man sich für diese grossflächige Planung entschieden, in welcher das Gewerbe nicht vom Wohnen verdrängt wird: Grosse Flächen sollen für das Gewerbe reserviert bleiben, denn viele Betriebe wollten auch ausbauen. Langfristig sei das Ziel, die Arbeitsplätze auf dem Areal zu verdoppeln. Heute sind gegen 400 Unternehmen mit etwa 4000 Arbeitsplätzen im Dreispitz-Areal angesiedelt.
In der Idealvorstellung verläuft diese Koexistenz deshalb ohne Nutzungskonflikte. Und im Moment zumindest, so konnte man am Montag hören, sind alle mit den Plänen zufrieden: Die CMS selbst, die beiden beteiligten Kantone Basel-Stadt und Baselland, die Gemeinden Basel und Münchenstein, der Gewerbeverband, die Handelskammer sowie die IG Dreispitz. Es scheint, als könnte nun nichts mehr schiefgehen.
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