Der Duft der Stanhopea

Die Gattung der Stanhopea-Orchideen ist uralt. Der wunderschöne Blüte bleiben nur wenige Tage.

Raffiniert und bezaubernd schön: Blüten der Stanhopea-Orchideen. (Bild: Manuela Schwendener)

Den Stanhopea-Orchideen bleibt nur wenig Zeit, Bienen anzulocken.

So prächtig die Blüten der Stanhopea-Orchideen sind, so vergänglich ist ihre Schönheit. Sind die Blüten einmal geöffnet, bleiben ihnen drei, vier Tage, um Bienenmännchen anzulocken, die für die Verbreitung der Pollen und damit für die Fortpflanzung der Orchideen sorgen.

Ob die ästhetischen Reize der Blüte, die unseren Sinn für Schönheit ansprechen, auch von den Bienen als solche empfunden werden, wissen wir nicht. Aber offensichtlich ziehen der Duft und die Farben der Blüte sie an. Im Kelch finden sie nicht Nektar, sondern ein harzig duftendes Parfüm. Davon will jedes Bienenmännchen so viel wie möglich bekommen, um für die Weibchen ganz besonders gut zu duften.

Hängende Blütenstände

Von ihrer Blüte einmal abgesehen, sind die Stanhopea-Orchideen – es gibt rund 60 verschiedene Arten von ihnen – eher unspektakuläre Pflanzen. Ihre Heimat erstreckt sich von Mexiko über Kolumbien bis ins Amazonasbecken. Besonders reich kommen sie in den trockenen Föhren- und Eichenwäldern von Mexiko und in den feuchten Bergwäldern der kolumbianischen Anden vor.

Als sogenannte Epiphyten wachsen die Stanhopea-Orchideen im unteren Stamm- und im Kronenbereich der Bäume. Ihre Sprosse und Blätter sind dabei mehr oder weniger senkrecht nach oben gerichtet. Die hängenden Blütenstände hingegen nutzen den freien Raum unterhalb der Äste. Sie bohren sich aktiv durch die Moosschicht – oder was immer die Bäume umgibt – und drehen die Blüten so, dass sie nach unten gerichtet sind.

Zäher als die Saurier

Anders als die Blüten sind die die einzelnen Stanhopea-Pflanzen relativ langlebig. Sie können mehrere Jahrzehnte alt werden. Erdgeschichtlich aufgetreten sind die Orchideen erstmals – wie die meisten Blütenpflanzenfamilien überhaupt – in der Kreidezeit, als eben Laurasia und Gondwana am Auseinanderbrechen waren und die Saurier noch 30 bis 40 Millionen Jahre lang die Erde bevölkerten, bis dann ihre Ära zu Ende ging. Verglichen mit diesem Zeitraum ist die Dauer eines Pflanzenlebens von mehreren Jahrzehnten kaum mehr als ein Tropfen im Ozean der Zeit.

«Waschechte» Tropenpflanzen

In der Schweiz werden die Stanhopea-Orchideen im Freien nicht heimisch werden. Sie sind «waschechte» Tropenpflanzen, die nur an sehr schwülen Hochsommertagen bei uns unbeschadet überleben könnten. Doch selbst wenn sie mit unserem Klima zurechtkämen, so würde bei uns doch der Zyklus ihrer Fortpflanzung abrupt abbrechen. «Denn», sagt Heinz Schneider vom Botanischen Institut der Universität Basel, «es ist vor allem eine bestimmte Bienengruppe, die in den Heimatländern der Stanhopea vom Blütenduft angezogen wird, nämlich die Prachtbienen, und die kommen bei uns nicht vor.»

Bestaunen kann man die prächtigen Blüten in Basel trotzdem – im Tropenhaus des Botanischen Gartens. Allerdings nur wenige Tage.


Die Ausstellung im Botanischen Garten dauert bis Sonntag, 1. Juni 2014, täglich 9 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Die Pollen der Stanhopea warten auf die Biene nicht in Pulverform an Staubfäden, sondern stehen abgepackt in zwei Paketen bereit. Mehr dazu erfahren Sie in diesem anschaulichen Video.

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