Der grosse Umbau im Park

Ein neuer Pavillon und konsequent einheimische Fauna: Der Tierpark Lange Erlen will in Zukunft noch mehr bieten als Streichelzoo und röhrende Hirsche.

Der neue Pavillion «Hide» wurde eben erst eingeweiht. (Bild: Julia Rüegger)

Ein neuer Pavillon und konsequent einheimische Fauna: Der Tierpark Lange Erlen will in Zukunft noch mehr bieten als Streichelzoo und röhrende Hirsche.

Der Tierpark Lange Erlen rüstet sich für die Zukunft und plant einen grösseren Umbau. Mitte Juni konnte bereits das erste Projekt eingeweiht werden, das zusätzlich Besucher anlocken soll: Im hölzernen Beobachtungspavillon «Hide» stehen drei Terrarien, die mit Laubfröschen, Ringelnattern und Zwergmäusen bevölkert sind.

Der Pavillon heisst «Hide», weil sich darin einerseits der Besucher versteckt halten kann und andererseits die Tiere in den Terrarien explizit solche sind, die sich in Schilf und Wasser normalerweise vor den Augen des Betrachters verbergen. So kommt es vor, dass man einige Zeit durch die Scheiben starren muss, bis man den Laubfrosch (Hyla arborea) plötzlich am oberen Ende der Scheibe kleben sieht wie einen grünen Kaugummi.

Gegenüber der Terrarien öffnet sich der Blick auf den Weiher mit Enten. Anhand von Informationstafeln kann der Besucher seine Lieblingsente identifizieren und mehr über ihre Eigenheiten erfahren. Solche Infotafeln, die den Besucher stärker einbeziehen, sollen nun schrittweise im ganzen Park aufgestellt werden.

2014 geht der Umbau weiter

Doch der Pavillon «Hide» ist nur ein Vorgeschmack auf die kommende Parkerweiterung. Die nächste Etappe des grossen Umbaus umfasst die Erneuerung des Betriebshofes, die im Sommer 2014 beginnen soll. Geplant sind dafür drei neue Gebäude für Tiermedizin, Futterkonservierung und Fahrzeugunterhalt. Dank einer grosszügigen Spende sei das Projekt bereits in Sichtweite, sagt der Geschäftsführer Edwin Tschopp.

Der Park hofft nun auch auf solche Spender für eine begehbare Voliere, die dem seltenen Schwarzstorch und diversen Wasservögeln einen geschützten Lebensraum bieten soll.

Nur noch einheimische Tiere

Weiter geplant ist ein Umbau und Artentausch an der Anlage des Waipitihirschen. Der Waipitihirsch ist ein amerikanischer Cousin des hiesigen Rothirschen und soll einer einheimischen Art Platz machen – namentlich der Bisonart Wisent. Der Tierpark Lange Erlen will über kurz oder lang nur noch einheimische Tiere zeigen und die Besucher damit weiter für die regionale Natur sensibilisieren. Gerade damit hebt sich der Tierpark ab vom Zoo, der von afrikanischen Zebras bis zu Pinguinen Tiere aus allen Ecken der Welt zeigt. Ausserdem betont der Tierpark stolz, dass er 1871 und somit drei Jahre vor dem Basler Zoo gegründet wurde. Und im Gegensatz zu diesem kostenlos ist. Der Tierpark Lange Erlen finanziert sich hauptsächlich über Mitgliedschaften.

Mit zum Park-Umbau gehört der Plan für einen neuen Spielplatz, der im direkten Austausch mit Kindern vom Kinderbüro entstehen soll. Auch das Restaurant, das seit 40 Jahren nicht mehr renoviert wurde, soll vom Umbau profitieren und den zukünftigen Besuchern mehr Service bieten. Dafür soll es näher an den Park rücken, respektive der Park zu ihm. Denn zu all den einzelnen Projekten kommt ein weiteres hinzu: der sogenannte Masterplan, der erstmals 2003 erstellt und 2008 überarbeitet wurde. Geben die Baubehörden grünes Licht, wird der Tierpark zur Wiese hin vergrössert.

Der Masterplan zeigt, wie der Tierpark nach Ende des Umbaus aussehen soll.

Jungtiere starben an kaltem Wetter

Doch neben all den Bauplänen stehen für die Betreiber weiterhin die Tiere im Mittelpunkt. Bruno Ris, der sich als Tierparkleiter um die Tiere kümmert, erzählt, dass der Jungtierbestand spürbar unter den frostigen Wetterverhältnissen gelitten hat. Nachdem letztes Jahr ganze 41 Störche beringt werden konnten, waren es dieses Jahr nur noch acht. Viele Jungtiere erlagen kältebedingten Lungenentzündungen.

Auch bei den Wildschweinen haben von zehn Jungtieren nur drei überlebt und die zwei Wildkatzen haben sich bisher überhaupt noch nicht paaren wollen. Einige der jungen Wildschweine sind verhungert, weil das Futter zu feucht war oder die Eltern gar nicht erst Futter suchten, sondern bei den Jungen blieben, um sie zu wärmen. Doch die zurückgegangene Zahl der Jungtiere richtet keinen langfristigen Verlust an. «Die Natur reguliert sich selber», sagt Ris.

In Erwartung junger Strahlenziegen

Der aktuelle Höhepunkt für Besucher dürften die zwei jungen Gämse sein, von denen eins erst elf Tage alt ist. Wer in der nächsten Zeit in den Tierpark geht, dürfte ausserdem die Jungen der Bündner Strahlenziegen antreffen, die jeden Tag erwartet werden.

Nur die Füchse treten mit ihrem frischen Nachwuchs leider nicht aus dem Bau. Ris beschwichtigt die Besucher: «Der Nachwuchs der Füchse ist für uns leider in ihrem Naturbau nicht beeinflussbar, das müssen wir akzeptieren. Es ist keine leichte Aufgabe, die Tiere dem Besucher zu präsentieren und zugleich ihre natürlichen Verhaltensweisen zu erhalten. Wir vom Tierpark Lange Erlen versuchen hier einen Mittelweg zu gehen, um sowohl die Bedürfnisse des Besuchers als auch der Tiere selber zu berücksichtigen.» Und das soll mit dem Umbau noch stärker geschehen. Für die Tiere bringt die Erweiterung des Parks mehr Platz und dadurch einen geeigneteren Lebensraum. Die Besucher – so der Wunsch des Erlen-Vereins – profitieren von einem schöneren Park.  

 

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