Der Heilige aus dem Kleinbasel

Wir konnten nicht wissen, wie gut dieser René Kamm tatsächlich ist.

Sankt René mit dem goldenen Kamm. (Bild: Carla Secci)

Wir konnten nicht wissen, wie gut dieser René Kamm tatsächlich ist.

Im Sommer sind lange Interviews mit wichtigen Männern, scheints, in Mode. Die BZ traf alt Finanzdirektor Adrian Ballmer an alter Wirkungsstätte (im Loslassen war Ballmer schon immer gut) und fragte ihn kritisch, ob er sich in den Attributen «intelligent», «bodenständig» und «liebevoll» wiedererkenne. Er zögerte, dehnte den Spannungsbogen, wartete noch ein bisschen. Und sagte dann: «Ja!»

Ebenfalls in der sonst geschätzten BZ war diese Woche ein Interview mit einem jungen Mathegenie zu lesen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber muss man das Gespräch mit einem Neunjährigen mit sechs Fragen zu dessen sexueller Aufklärung beginnen? Ob er schon eine Freundin hatte und sich für Geschlechtskrankheiten interessiere? Das war, liebe Kollegen, etwas schmierig.

Ein Teufelskerl

Das Highlight des Interview-Sommers liefert uns aber die BaZ, die sich mit Messe-CEO René Kamm unterhalten hat. Einmal mehr, muss man sagen, aber dieses Gespräch, es war, es ist: ein Instant Classic. Über eine ganze Seite verkauft sich Kamm als Franz von Assisi aus dem Kleinbasel. Er müsse sich nicht anbiedern, nicht protzen. Andere würden Schuhe oder Taschen sammeln, er halt Uhren (so zehn Stück). Seine Geschäftspartner im Ausland würden unglaublich mondän wohnen, er wohne zwar schön, aber nur in Riehen mit einem Garten. «In der Schweiz würde es sich ja auch nicht gehören, mit Reichtum zu protzen. Und das wäre auch nicht meine Art.»

Sagt Kamm mit den zehn Uhren. Kamm, der noch nie richtig betrunken war, aber ein Genussmensch ist, sich gegen drei Geschwister durchschlagen musste, mit 15 zu jobben begann, sich das Studium selber finanzierte. Kamm, dieser Teufelskerl, ist auch nicht kritikunfähig und nicht herrisch. «Das ist ein bestimmtes Medium, das diese Meinung verbreitet.» Ja, wir waren das. Aber wir konnten ja auch wirklich nicht wissen, was für ein guter Mensch Sie sind.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.07.13

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