Der kanadische Altmeister greift nach dem Titel

Zwei nordamerikanische, nur ein skandinavisches und ein überraschendes asiatisches Team spielen in der St. Jakobshalle um die Medaillen. Die Schweizer fehlen am Finalwochenende ebenso wie Titelverteidiger Schweden.

Canada's skip Kevin Koe delivers a stone during a round robin match between Canada and Sweden at the world men's curling championship 2016 in the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Wednesday, April 6, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Zwei nordamerikanische, nur ein skandinavisches und ein überraschendes asiatisches Team spielen in der St. Jakobshalle um die Medaillen. Die Schweizer fehlen am Finalwochenende ebenso wie Titelverteidiger Schweden.

Drei Niederlagen durfte sich ein Curlingteam in Basel erlauben, wenn es sich nach elf Spielen auf dem vierten Platz halten wollte. Das war zuletzt 2010 an der Weltmeisterschaft in Italien so. In den vergangenen Jahren hatten auch vier oder gar fünf Niederlagen noch zum Weiterkommen gereicht.

Und vor sechs Jahren triumphierte in Italien einer, der nun nicht nur um die Medaillen mitspielt, sondern die Konkurrenz am diesjährigen Turnier dominiert hat: Der kanadische Skip Kevin Koe.

Koe zählt zu einer älteren Generation als die anderen Skips, die es in die entscheidenden Spiele geschafft haben. Aber seine grosse Erfahrung brauchte der Altmeister in der St. Jakobshalle selten für heikle Momente. Denn solche gab es kaum für das kanadische Team. Die einzige Niederlage kassierten die Kanadier in einem sehr defensiven und engen Spiel gegen Titelverteidiger Schweden mit Skip Niklas Edin.

Japan überrascht

Kevin Koe blieb in jedem Spiel ruhig und glänzt nach der Vorrunde mit der besten Statistik (90%) aller Skips. Dahinter folgt im Ranking der junge dänische Skip Rasmus Stjerne (87%), dessen Team auch den zweiten Rang belegt. Die beiden rot-weissen Mannschaften duellieren sich am Freitag um 19 Uhr um den direkten Finaleinzug. Der Verlierer muss am Samstag um 19 Uhr im Halbfinale ran.



Tabelle nach der Round Robin. Die Ränge eins bis vier qulifizieren sich für die Playoff-Partien.

Die Tabelle nach der Round Robin. Die Ränge eins bis vier qulifizieren sich für die Playoff-Partien. (Bild: Screenshot worldcurling.com)

Im zweiten Playoff-Spiel treffen am Samstag um 14 Uhr die überraschenden Japaner um die Brüder Yusuke und Kosuke Morozumi auf das amerikanische Team. Skip John Shuster und seine Mitspieler werden sich bis Samstag etwas einfallen lassen müssen. Sie haben in der Vorrunde sowohl gegen Kanada und Dänemark als auch gegen Japan verloren.

Der Sieger dieses Aufeinandertreffens tritt anschliessend um 19 Uhr im Halbfinale gegen den Verlierer von Kanada-Dänemark an und spielt um den Finaleinzug. Am Sonntag finden schliesslich das kleine (10 Uhr) und grosse Finale (15 Uhr) statt.

Mangelnde Konstanz bei den Schweizern

Das Heimteam wird das Finalwochenende von den Rängen aus beobachten. Nach elf Spielen stehen die Schweizer mit vier Siegen und sieben Niederlagen auf dem neunten Rang. Gegen keinen der Turnierfavoriten gelang ein Exploit, dafür verloren Sven Michel und Co. gegen Finnland und Japan in Spielen, in denen sie von sich selber einen Sieg erwartet hätten.

Nationaltrainer Schwaller hatte bereits vor den entscheidenden Spielen die fehlende Konstanz als Schwäche des Teams ausgemacht. In den Spielen gegen die Topteams zeigte sich klar: An einer Weltmeisterschaft werden Fehler sofort bestraft.



Japan's skip Yusuke Morozumi observes the gliding of a stone during a round robin match between Japan and Russia at the world men's curling championship 2016 in the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Thursday, April 7, 2016. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

Die Überraschung des Turniers: Yusuke Morozumi erspielte sich mit seinem Team acht Siege. (Bild: GEORGIOS KEFALAS)

So war es auch am Donnerstag Nachmittag gegen Norwegen. Ein einziger schwacher Moment der Adelbodner reichte für die Norweger zum Sieg. Im fünften End stahl das Team von Skip Thomas Ulrsruud zwei Steine und die Norweger liessen danach nichts mehr zu.

Schwaller hält zum Abschluss fest: «Unser Rang entspricht der abgelieferten Leistung, aber das war nicht das, was das Team spielen kann.»

Zufrieden trotz Problemen mit dem Eis

Bruno Schallberger ist zufrieden mit der Austragung des Turniers. Der OK-Präsident sagt: «Ich habe in den letzten zwanzig Jahren diverse Weltmeisterschaften gesehen. Wir stehen sehr gut da im internationalen Vergleich.» Nicht alle Beteiligten sind mit Schallberger einverstanden.

Vor allem an der Qualität der Eisflächen gab es Kritik. Aufgrund der Luftfeuchtigkeit in der Halle und der hohen Temperaturen, schlug der Eismeister Alarm. Zwei zusätzliche leistungsstarke Luftentfeuchter wurden in der Nacht auf Mittwoch eingerichtet.

Auch das ist Curling in Basel: Live-Musik durch ein 14-Meter-langes Alphorn

Auch das ist Curling in Basel: Live-Musik durch ein 14 Meter langes Alphorn. (Bild: Curling-WM 2016 in Basel/Conrad Engler)

Schallberger gesteht zwar ein, dass die Umstände das Eis beeinflusst hätten, spielentscheidend sei das aber nicht: «Das Eis ist auf die 14 Sekunden, die ein langsamer Stein etwa benötigt, eine Sekunde langsamer als üblich. Das sind Peanuts.»

Die Ränge waren während des ganzen Turniers ansprechend gefüllt. Bis und mit Dienstag wurden 25’000 Eintritte registriert. Daher scheint es sportlich, das von den Organisatoren gesetzte Ziel von 50’000 Eintritten zu erreichen. Schallberger ist optimistisch.

Wie zahlreich die Zuschauer auch sind, sie sind gut aufgelegt. Von einem spontanen Auftritt einer Brassband im Foyer bis zu Konzerten auf unterschiedlich grossen Alphörnern in der Halle: Die Zuschauer in Basel boten einiges.

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