Er hat das neue Basler Affenhaus finanziert und gegen den Neubau des Basler Stadtcasinos opponiert: Vergangene Woche ist der Mäzen und Querdenker Matthias Eckenstein im Alter von 84 Jahren gestorben.
Ein Mensch der leisen Töne oder Zurückhaltung war Matthias Eckenstein wahrlich nicht. Er scheute nicht davor zurück, seine oftmals pointierte Meinung in aller Öffentlichkeit kundzutun und damit auch anzuecken. Und auch als Mäzen wahrte er nicht die vornehme Zurückhaltung, die als Grundmerkmal des Basler Bürgersinns gilt.
So hinterliess er in der Öffentlichkeit oftmals den Eindruck eines Polterers. Zum Beispiel als er sich als Vorkämpfer gegen das Stadtcasino-Neubauprojekt von Zaha Hadid in Szene setzte, was in weiten Kreisen des «guten» Basler Bürgertums gar nicht gut ankam. Oder als er sich mit Jean Ziegler anlegte und seinen ehemaligen Mitstudenten aufgrund des Buchs «Die Schweiz, das Gold und die Toten» als Landesverräter anprangerte. Und vor wenigen Jahren sorgte er erneut für Unruhe, als er das Areal der Kuppel in den Basler Zolli einverleiben wollte.
Er gab und sprach darüber
Matthias Eckenstein war reich und stand nicht zuletzt aufgrund seiner Einheirat in die Familie Geigy mit einem Fuss in den ominösen Gefilden des vielbeschworenen Basler Daigs. Doch zu diesem erlauchten Kreis zählte er sich selber nie wirklich. Ja er scheute sogar nicht davor zurück, sich öffentlich gegen Maja Oeris Vorstoss für den Kunstmuseums-Erweiterungsbau auf dem Areal des ehemaligen Burghofs zu stellen und mit dem Versprechen, selber einen zweistelligen Millionenbetrag zu spenden, einen Alternativvorschlag einzubringen – was «man» in Basel nicht tut!
Den zweistelligen Millionenbetrag, rund 25 Millionen Franken, spendete er dann für den Neubau der Menschenaffenanlage des Basler Zollis. Und auch hier agierte er etwas unbaslerisch. Anders als andere Mäzene, die nach dem Motto «Me gitt, aber sait nyt» gänzlich anonym oder zumindest diskret im Hintergrund bleiben, liess er sich oder seine Eckenstein-Geigy-Stiftung gerne als Gönner feiern.
«Dahinter steckt eine gewisse Eitelkeit, die ich gar nicht verstecken möchte», sagte er einmal in einem Interview. Das galt auch, als er mit einer Spende von 15 Millionen Franken die Einrichtung der «Eckenstein-Geigy-Forschungsprofessur für Pädiatrische Pharmakologie» am Universitätskinderspital beider Basel ermöglichte.
Vehementer Antikommunist
Matthias Eckenstein war eine schillernde Figur. Er arbeitete als Architekt, verdiente Geld mit einer Hotelkette («Admiral») sowie im Öl-Geschäft in den USA. Und er engagierte sich in den späten Jahren seines Lebens auch noch als Filmproduzent (u.a. «Manipulation» nach Walter Matthias Diggelmanns Roman «Das Verhör des Harry Wind»). Und er war ein beinahe schon paranoider Antikommunist. Aus Furcht vor der Sowjetunion dachte er während des Kalten Kriegs in den 1960er-Jahren sogar daran, in die USA zu fliehen.
Das alles liess oberflächlich auf eine überaus schwierige, weil streitbare Persönlichkeit schliessen. Wenn man ihn allerdings zu einem persönlichen Gespräch traf, dann sah man sich einem Menschen gegenüber, der sich durchaus auch differenziert und nachdenklich äussern konnte.
Persönliche Erlebnisse
Sein Engagement für die pädiatrische Pharmakologie zum Beispiel – ein Bereich, der in der kommerziellen Pharmaforschung sträflich vernachlässigt wird – gründete auf der Begegnung mit einem Kind im Basler Kinderspital. Wenn er vom Schicksal des jungen Patienten erzählte, der wegen einer falschen Medikamentierung körperliche Gebrechen davontrug, dann wurde aus dem knorrigen Selbstdarsteller ein stiller und engagierter Menschenfreund.
Und Eckenstein war auch zur Selbstironie fähig. So freute er sich beinahe schon spitzbübisch darüber, dass er sich und seiner Frau ausgerechnet mit einem Affenhaus ein Denkmal gesetzt hatte.
Vergangene Woche ist Matthias Eckenstein im Alter von 84 Jahren gestorben.