Vielleicht hat Lucius Munatius Plancus vor Kleopatra getanzt. Basel gegründet hat er kaum.
Städte, die etwas auf sich halten, haben sich oft einen mythischen Gründer zugelegt. Im griechischen Theben beispielsweise sah man den sagenumwobenen König Kadmos in dieser Rolle, in Rom die «Wolfskinder» Romulus und Remus. Basel war lange Zeit nicht in der Lage, einen derartigen Gründer zu präsentieren. Immerhin konnte man auf Kaiser Heinrich II. verweisen. Dieser hatte das Münster saniert und im Jahr 1019 neu weihen lassen, womit er auch der Stadt zu neuem Glanz verhalf.
Die Frage nach den Anfängen von Basel war damit allerdings nicht beantwortet. Im 16. Jahrhundert wurde in diesem Zusammenhang von Gelehrten, die mit der Antike vertraut waren, Lucius Munatius Plancus ins Spiel gebracht.
Munatius Plancus war ein römischer Politiker des 1. Jahrhunderts v. Chr. und als solcher an den Auseinandersetzungen und Bürgerkriegen beteiligt, die zum Untergang der römischen Republik führten. Gemäss einer Inschrift an seinem Grab in der italienischen Stadt Gaeta war er der Gründer der Kolonien Lugdunum (Lyon) und Raurica – römische Siedlungen in besetztem Gebiet, deren Rückgrat Soldaten im Ruhestand bildeten.
Im Herbst 1528 liess die Basler Regierung beim Kornmarkt am Haus zum Pfauen ein Bild des Römers anbringen.
Die Kenntnis der Grabinschrift gelangte auch nach Basel, wahrscheinlich dank einem 1511 erschienenen Buch des italienischen Humanisten Raphael Volatteranus. Sie dürfte auch den ersten grösseren Auftritt von Munatius Plancus in Basel inspiriert haben. Wohl im Herbst 1528 liess die Basler Regierung beim Kornmarkt am Haus zum Pfauen ein Bild des Römers anbringen. Dazu verfasste der Humanist Beatus Rhenanus (1485–1547) eine Inschrift, in der Munatius Plancus unter anderem als Gründer der Kolonie Raurica und als ältester Erleuchter der Region gerühmt wurde.
Dauerhaft in Verbindung zu Basel kam Munatius Plancus im November 1580. Seither steht seine Statue im Innenhof des Rathauses. Diese hat im Laufe der Zeit manchen zur Annahme verleitet, der Mann mit dem Goldhelm habe irgendwie etwas mit der Gründung von Basel zu tun. Wäre dem so, dann hätte die Stadt am Rhein einen Gründer, der dem lateinischen Historiker Velleius Paterculus als prinzipienloser Wendehals galt und von dem man erzählte, er habe an einem Gastmahl vor Kleopatra nackt als Meeresgott Glaucus getanzt.
Den Körper blau angemalt, Schilf im Haar und mit einem Fischschwanz ausgestattet sei er dabei auf den Knien herumgekrochen. Uns Heutige mag ein solcher Auftritt nicht allzu sehr schockieren, aber in früheren Zeiten war das starker Tabak.