Der Muttenzer Maler Karl Jauslin

Das Ortsmuseum Muttenz zeigt das Werk des Malers und Illustrators Karl Jauslin (1842–1904) in neuem Licht. Eine Entdeckung.

«Die Ernte des Todes auf dem Schlachtfeld» (1904) steht im schroffen Gegensatz zur Verklärung des Sterbens auf dem Schlachtfeld in der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts. (Bild: Ortsmuseum Muttenz)

1972 richtete das Ortsmuseum Muttenz eine Dauerausstellung mit Werken des Malers und Illustrators Karl Jauslin ein. Nun zeigt es das Schaffen des Muttenzer Künstlers in einer neu gestalteten Ausstellung, die spezielle Akzente setzt.

Der Muttenzer Künstler Karl Jauslin (1842–1904) war ein äusserst produktiver Maler und Illustrator. Er zeichnete für Zeitungen, illustrierte Kalender, entwarf Kostüme für historische Umzüge und die Basler Fasnacht und hatte ein Flair für Szenen aus der Schweizergeschichte. Sozusagen eine geballte Ladung von Letzteren bekommt man gleich beim Eintritt in die von Historiker Peter Habicht und Grafiker Domo Löw neueingerichtete Karl-Jauslin-Daueraustellung im Ortsmuseum Muttenz zu Gesicht.

Begeisterung für Schweizergeschichte

Mit seiner Begeisterung für die Schweizergeschichte war Jauslin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht alleine. Die Beschwörung einer gemeinsamen heroischen Vergangenheit diente nicht zuletzt dazu, den Graben, der sich in der Schweiz mit dem Sonderbundkrieg von 1847 aufgetan hatte, wieder zuzuschütten.

Unter den heroischen Szenen wirkt das Bild «Die Ernte des Todes auf dem Schlachtfeld» fast wie ein Fremdkörper. Das Sterben in der Schlacht wird hier nicht mehr verklärt, es ist nur noch grauenhaft. «Hier wird uns das Grauen des modernen Kriegs gezeigt», sagt Peter Habicht zu dem Werk, das Jauslin in seinem Todesjahr 1904 für das Internationale Kriegs- und Friedensmuseum in Luzern geschaffen hat.

Unterstützung durch Mutter und Schwestern

Karl Jauslin wurde am 21. Mai 1842 in Muttenz geboren. Sein Vater war Polizist, die Familie wechselte mehrmals den Wohnort. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1858 arbeitete Jauslin zunächst als Bauhandlanger, später trat er eine Lehre in Basel beim Dekorationsmaler Bernhard Thommen an.

Im Herbst 1870 ging Jauslin nach Stuttgart. Dort arbeitete er für die Zeitschhrift «Über Land und Meer» und die «Deutsche Kriegszeitung» als Zeichner und fertigte Illustrationen zum deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 an. Im Frühjahr 1871 schrieb sich Jauslin in der Königlichen Kunstschule Stuttgart ein; daneben arbeitete er weiterhin als Zeichner. In ihrer Jauslin-Biografie schreibt Hildegard Gantner-Schlee: «Obwohl er äusserst anspruchslos lebte, reichte das selbstverdiente Geld nicht immer. Muttern und Schwestern unterstützten den Sohn und Bruder, für dessen Nöte sie viel Verständnis aufbrachten und auf den sie stolz waren.»

1874 setzte Jauslin seine Ausbildung in Wien fort, 1876 kehrte er in die Schweiz zurück. Hier lebte er mit seiner Mutter und zwei Schwestern in Muttenz. 1886 konnten sie zusammen ein kleines Haus am Wartenberg erwerben, wo Jauslin bis zu seinem Tod im Jahr 1904 lebte.

Der Kalendermaler und Kostümdesigner

Karl Jauslin war seinen Zeitgenossen vor allem als Kalendermaler bekannt. «Kalender waren im 19. Jahrhundert neben der Bibel der am weitesten verbreitete Lesestoff», sagt Peter Habicht. «So sind es gerade die Illustrationen in Kalendern, mit denen Jauslin sein grösstes Publikum fand.» Den Kalender- und Zeitungsillustrationen ist den auch ein eigener Schwerpunkt der Ausstellung gewidmet.

Gefragt war Jauslin nicht nur als Maler und Illustrator, sondern auch als «Designer» von historischen Umzügen und Kostümen.

Daneben hat Karl Jauslin noch eine ganz andere, bisher weniger beachtete Seite, wie ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung deutlich macht: Jauslin hatte eine starke Verbindung zur Basler Fasnacht, er entwarf Fasnachtskostüme, gestaltete den Auftritt von Cliquen und zeichnete wiederholt für die Basler Buch- und Steindruckerei Müller-Schmid den ganzen Cortège nach.

«Frischer Wind in alte Blätter»

Der Nachlass von Karl Jauslin ist in den 1930er-Jahren der Gemeinde Muttenz geschenkt worden. Dies mit der Auflage, dass Jauslins Werke ausgestellt würden. Dem kam die Gemeinde erstmals 1972 im neu geschaffenen Orstmuseum nach, wie Gemeinderätin Franziska Stadelmann erzählt. Damals wurde die Ausstellung von der Kunsthistorikerin Hildegard Gantner-Schlee eingerichtet.

Im Jahr 2010 erhielt der Historiker Peter Habicht den Auftrag, ein neues Inventar der Jauslin-Werke aufzunehmen und zusammen mit dem Grafiker Domo Löw die Dauerausstellung neu zu gestalten. Ziel war es, «frischen Wind in alte Blätter» zu bringen. Dies – das zeigt ein erster Augenschein vor Ort – ist gut gelungen. So bleibt zu hoffen, dass der Wunsch von Gemeinderätin Franziska Stadelmann, dass die neue Dauerausstellung über die Gemeinde Muttenz hinaus ausstrahlt und Menschen aus der ganzen Region anzieht, in Erfüllung geht.

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Öffnungszeiten des Ortsmuseums Muttenz: Jeden letzten Sonntag im Monat, 14–17 Uhr.
Im September 2014 ist das Museum jeden Sonntag geöffnet.
Öffentliche Führungen: 31. 8., 7. 9., 14. 9., 21. 9., 28.9., jeweils um 13 Uhr (10 Franken).
Das Ortsmuseum Muttenz befindet sich an der Schulstrasse 15. Der Eintritt ist frei.

 

 

 

 

Quellen

Hildegard Gantner-Schlee: Karl Jauslin 1842–1904. Historienmaler und Illustrator. Separatdruck aus «Baselbieter Heimatblätter», Nr. 4, 1979.

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