Kleinbasel bekommt einen neuen Vogel Gryff. Aus dem stilisierten Fabelwesen wurde ein stattlicher Adler mit langen Spitzohren. Einer, der ganz anders aussieht als der alte Gryff!
Der stolze neue Greifenmeister Raymond Schmid mit seinem neuen Gryffen-Kopf
(Bild: Alexander Preobrajenski)So sieht se aus, die neue Leitfigur der drei Ehrengesellschaften
(Bild: Alexander Preobrajenski)So sah er früher aus.
(Bild: Hans-Jörg Walter)«Wächterohren» werden die spitzen Hörmuscheln des neuen Gryffs genannt.
(Bild: Alexander Preobrajenski)
Vom 17. Jahrhundert bis 2015 hatte der Vogel Gryff äusserlich noch wenig mit einem Adler gemein.
(Bild: Dominique Spirgi)Ein handwerklich aufwendiges Bijou – ohne Frage.
(Bild: Alexander Preobrajenski)In der Tat. Sie hatten es gesagt, der Greifenmeister, der Kommunikationsverantwortliche und der Spielchef, dass der neue Vogel Gryff anders aussehen werde als der alte. Mit «Wächterohren», einem wachen, aber nicht allzu strengem Blick, mehr tatsächliches Tier als stilisiertes Fabelwesen, mehr Adler.
Als dann aber Greifenmeister Raymond Schmid und Spielchef Andreas Lehr das blaue Tuch über dem neuen Kopf weghoben, war das Erstaunen dennoch gross: So sehr anders hatte man den neuen Vogel Gryff nicht erwartet. Ein Adler-Gesicht blickt einem entgegen, mit wuchtigen Brauen über den Augen – dort, wo früher keinerlei Wölbung war. Der Kopf wirkt viel grösser als der alte, der Hals kürzer, dafür sind die Ohren viel länger und spitz nach hinten gezogen.
So sieht sie aus, die neue Leitfigur der drei Ehrengesellschaften (Bild: Alexander Preobrajenski)
Und die Flügel sind neu so gross, dass man dem Gryff beinahe ein Entschweben in die Kleinbasler Lüfte zutrauen würde (den Wirten in den Beizen werden sie eher Sorge um das Heil der Gläser bereiten).
Ein Adler ist geschlüpft
Kurz: Das Wappentier der Ehrengesellschaft zum Greifen und der Namensgeber des wichtigen Kleinbasler Feiertags Vogel Gryff ist nicht mehr das stilisierte Fabelwesen, das es nun seit über 200 Jahren war. Es ist neu Abbild eines Getiers, das es zwar nie gab, das sich aber äusserlich an tatsächliche Lebewesen anlehnt. In erster Linie an den Adler, wenn man sich auf den Kopf beschränkt, der neu geschaffen wurde.
So sah er früher aus. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Und ein neuer Kopf musste her, wie die Verantwortlichen an der Präsentation sagten. Der alte, der vom 13. Januar 1948 bis am 20. Januar 2015 im Einsatz war, hätte nicht mehr viele Tänze überlebt, sagte Greifenmeister Schmid. Er habe mehrmals repariert werden müssen, und die Ansprüche seien gestiegen: Hatte der Routenplan 1950 noch 22 Tänze ausgewiesen, werden es am kommenden Vogel-Gryff-Tag 53 sein.
Annäherung an das Urwesen
Der neue Kopf – an ihn wird man sich erst gewöhnen müssen – sei aber nicht ein visueller Akt der Modernisierung. Im Gegenteil, betonten die Verantwortlichen: Man habe sich an alten Illustrationen orientiert und den neuen Kopf entsprechend traditionell gestaltet, hiess es an der Präsentation.
Auch bei der Herstellung setzte die Ehrengesellschaft auf Tradition. Der Kopf wurde vom Metallkünstler Beat Zeuggin von Hand aus Aluminium getrieben. Die ledernen Federn stammen aus der Emme Leder GmbH in Langnau, als Bemaler des Kopfes stand mit Alwin Probst ein Präparator aus dem Naturhistorischen Museum im Grossbasel zur Verfügung.
Premiere am 27. Januar
An den neuen Kopf – das Lederkostüm ist noch das alte – wird man sich, wie bereits erwähnt, gewöhnen müssen. Und damit kann man schon bald anfangen: Am kommenden Mittwoch, dem 27. Januar, wird der neue Vogel Gryff zusammen mit dem alten Leu den alten Wild Maa empfangen und zusammen mit ihnen durchs Kleinbasel ziehen.
Und er wird seine überlieferten Tänze absolvieren. «Das geht gut, das haben wir ausprobiert», sagte der Gryffen-Darsteller, der hier, wie es sich gehört, nicht namentlich genannt sein soll. Er wird eine Parforce-Leistung abliefern müssen: 53 Tänze in einem Kostüm, das über 40 Kilogramm wiegt!
Ein bisschen ähnelt der neue Vogel Gryff Sam the Eagle aus der Muppet Schow. Aber nur ein kleines bisschen natürlich.