Der Rosenkrieg um das Shift-Mode-Areal geht weiter

Die Wohngenossenschaft Klybeck gibt den Kampf nicht auf. Sie zieht ihren bereits zweimal abgewiesenen Rekurs gegen die Bau- und Betriebsbewilligung für die Holzhallen auf dem Shift-Mode-Areal am Klybeckquai weiter.

Die Grenzen zwischen der Wohngenossenschaft Klybeck und den Zwischennutzungs-Hostern auf dem Shift-Mode-Areal bleiben unüberwindbar.

(Bild: Dominique Spirgi)

Die Wohngenossenschaft Klybeck gibt den Kampf nicht auf. Sie zieht ihren bereits zweimal abgewiesenen Rekurs gegen die Bau- und Betriebsbewilligung für die Holzhallen auf dem Shift-Mode-Areal am Klybeckquai weiter.

Es begann mit einem Rausschmiss. Katja Reichenstein von Shift Mode wollte als Zuhörerin an der Medienkonferenz der Wohngenossenschaft Klybeck teilnehmen, wurde aber aufgefordert, das Sitzungszimmer zu verlassen. Ein deutliches Zeichen für die zerfahrene Situation zwischen den Vertretern der Wohngenossenschaft und dem Zwischennutzungsprojekt Shift Mode auf dem nahe gelegenen ehemaligen Migrol-Areal. 

Die Wohngenossenschaft Klybeck hatte die Medien eingeladen, um über den Weiterzug ihres Rekurses gegen die Bau- und Betriebsbewilligung für die Holzhallen auf dem Shift-Mode-Areal an das Basler Verwaltungsgericht zu informieren. Der Vorstand der Wohngenossenschaft, die ihre Wurzeln unter anderem in der Bewegung um die Alte Stadtgärtnerei hat, wehrt sich seit vielen Monaten gegen die Pläne des Vereins Shift Mode, auf dem Ex-Migrol-Areal mehrere Holzhallen zu errichten. Bereits zweimal sind die Genossenschafter mit ihrer Einsprache gegen das Bauprojekt und einem späteren Rekurs bei der Baurekurskommission abgeblitzt. Doch sie geben nicht auf.

Echte Zwischennutzung werde verhindert

Martin Brändle von der Wohngenossenschaft betonte nun, man wende sich nicht grundsätzlich gegen eine Zwischennutzung des Areals. «Wir wollen im Gegenteil eine echte Zwischennutzung mit kleineren Projekten ermöglichen, die durch den Bau der Hallen aber verhindert würde.» Als Anwohner fühlen sich die Mitglieder der Genossenschaft durch die bewilligten Betriebszeiten von 7 bis 24 Uhr von Sonntag bis Mittwoch, bis 1 Uhr am Donnerstag und gar bis 4 Uhr am Freitag und Samstag arg in Mitleidenschaft gezogen.

Brändle spricht von vier Holzhallen mit einer Gesamtfläche von 4600 Quadratmetern, die auf den Bebauungsplänen auch so eingezeichnet sind. Mittlerweile wurde aber bekannt, dass eine der Hallen, es handelt sich um die Trendsporthalle, andernorts errichtet wird, sodass nur noch drei Holzhallen mit einer Fläche von rund 3500 Quadratmetern übrigblieben.

Grundsatzstreit verhindert Kompromisse

Katja Reichenstein vom Verein Shift Mode versichert, dass es bei diesen drei Hallen bleiben werde. Die grösste Halle mit einer Länge von 117 Metern würde das Gelände überdies als Lärmriegel entlang der Hafenbahnanlagen von den Häusern der Genossenschaft abschirmen. «Ein unabhängiges Gutachten hat ergeben, dass die Halle sogar den Lärm der Güterzüge dämpfen würde», sagte Reichenstein. Überdies sei nicht geplant, die bewilligten Betriebszeiten voll auszunutzen.

Diesen Aussagen misstraut Brändle. «Unser Rekurs bezieht sich auf die offizielle Bau- und Betriebsbewilligung, und bewilligt ist der Bau von vier Hallen mit den übermässig langen Betriebszeiten», sagt er. Der Bau der Hallen sei «masslos» und werde, um die hohen Kosten amortisieren zu können, zu einem hohen Nutzungsdruck mit entsprechenden Emissionen führen.

Diese Emissionen wiederum würden zu einer andauernden Belastung für die Anwohnerschaft, erklärte Brändle weiter: «Der Bau der Hallen lohnt sich nur, wenn sie länger als innerhalb des vorläufig bewilligten Zeitraums bis 2019 betrieben werden können.» Er befürchtet, dass sie bis zu einer definitiven Neubebauung des Klybeckquais, mit dem nicht vor 2030 zu rechnen sei, stehenbleiben würden.

Verhärtete Fronten

Das Verhältnis zwischen der Wohngenossenschaft und den Zwischennutzungs-Hostern ist verkorkst. Die Wohngenossenschafter werfen dem Verein Shift Mode vor, die Zwischennutzungsidee mit dem Bau der Holzhallen zu hintertreiben. «Zwischennutzungen sind nicht dafür da, städtische Brachen kommerziell zu nutzen», sagte Agnes Würsch vom Genossenschaftsvorstand.

Reichenstein entgegnet, dass sich kommerzielle Nutzungen der Hallen auf die kurzen Zeiten während den Grossmessen Baselworld und Art beschränken würden. «Wir wollen kein grosses Geld verdienen, sondern finanzielle Mittel zur Quersubventionierung nicht kommerzieller Projekte generieren und uns auch selber endlich mal aus der reinen Ehrenamtlichkeit herausholen», sagt sie.

Sündenbock für eine unausgegorene Planung des Kantons

Reichenstein vermutet, dass der Verein Shift Mode nicht zuletzt als Sündenbock für eine wenig ausgegorene Zwischennutzungsplanung des Kantons herhalten muss. Der Verein hat das Gelände als Host für Zwischennutzungsprojekte übertragen bekommen, als sich herausstellte, dass die Top-down-Planung des Kantons im Sand verlief.

Hart mit dem Kanton und speziell mit dem Präsidialdepartement ins Gericht geht die Wohngenossenschaft Klybeck. «Mit der direkten Vergabe des Areals an Shift Mode, ohne dass eine öffentliche Ausschreibung stattfand und ohne dass die Quartierbevölkerung einbezogen wurde, trägt das Präsidialdepartement die Verantwortung für das tief sitzende Misstrauen», sagte Brändle und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Guy Morin eine glücklichere Hand haben werde.

Passerelle aufgegeben

Verabschiedet haben sich beide Seiten inzwischen von der Idee, das Klybeckquartier mit einer Passerelle über die Hafenbahnanlagen auf direktem Weg mit dem Klybeckquai zu verbinden. Die Basler Regierung bezeichnete den Bau der Passerelle in der Antwort auf einen entsprechenden Vorstoss der BastA!-Grossrätin Heidi Mück als zu teuer für eine letztlich nicht befriedigende Lösung.

Das letzte Wort hat zwar der Grosse Rat, der Mücks Vorstoss ursprünglich mit grossem Mehr überwiesen hatte. Aber weder die Wohngenossenschaft noch Shift Mode glauben daran, dass sich diese Direktverbindung innerhalb einer nützlichen Frist realisieren liesse. Damit scheint auch noch das letzte gemeinsame Anliegen der beiden Kontrahenten vom Tisch zu sein.

 

 

Nächster Artikel