An der Vorfasnachtsveranstaltung «Fasnachtskiechli» finden mit dem Liedermacher und Anti-AKW-Aktivist Aernschd Born sowie dem Basler Komikerduo Almi & Salvi gänzlich unterschiedliche Charaktere zueinander. Kann das gut gehen?
«Ich mag derben Humor», sagt Aernschd Born. Solches aus dem Munde eines Menschen zu vernehmen, der als politischer «Songpoet» unterwegs und als Geschäftsführer von zwei Anti-AKW-Organisationen tätig ist, erstaunt ein wenig. In den 1970er-Jahren gehörten Born und seine Gitarre zur AKW-Protestbewegung wie die lachende Sonne auf dem allgegenwärtigen Ansteckknopf. Und am Dienstag, 22. Januar 2013, feiert er als Regisseur und einer der Texter der Vorfasnachtsveranstaltung «Fasnachtskiechli» Premiere. Zusammen mit dem Basler Komikerduo Almi & Salvi, das nun ganz und gar nicht in der Politsatire, geschweige denn in einer links-grünen Protestbewegung anzusiedeln ist.
Almi & Salvi, mit bürgerlichen Namen Patrick Allmandinger und Renato Salvi, stehen für einen Humor der derben Art, der zuweilen auch unter die Gürtellinie zielt. An der Fasnacht 2010 sorgte das Duo als Schnitzelbangg «Die Zämmegwürflete» gar für Negativ-Schlagzeilen, als es vom Obmann des Schitzelbangg-Comités aufgefordert wurde, eine Reihe von als sexistisch taxierten Versen zurückzuziehen. Und wenn die beiden nicht als Vorfasnächter auf der Bühne stehen, sorgen sie unter anderem mit ihren «lustigen, pointierten Nummernprogrammen» vor allem an Vereinsanlässen für Lacher.
Spass, Klamauk und Situationskomik
Trotz all dieser augenfälligen Unterschiede scheint dieses Team sehr gut zu funktionieren. Es ist bereits die dritte Ausgabe des «Fasnachtskiechli», das aus dieser ungewöhnlichen Arbeitsgemeinschaft heraus entsteht. «Ich habe selten über eine längere Zeit so gut mit anderen Künstlern zusammengearbeitet» betont Born. Natürlich sei er eigentlich in einem anderen Stall zuhause, sagt er. «Der Humor von Almi & Salvi hat mit politischem Kabarett nichts zu tun, er ist vielmehr geprägt von Spass, Klamauk und Situationskomik und von zwei Typen, die ein ausgesprochen gutes Gefühl für das Setzen von Pointen besitzt.»
Zum ersten Kontakt zwischen Born und dem Komikerduo ist es 2008 gekommen. Renato Salvi hatte in Zürich einen von Born geleiteten Kurs für satirisches Schreiben besucht und den Kursleiter auf der Rückfahrt im Zug bereits auf eine mögliche Zusammenarbeit angesprochen. Und nach einem Besuch einer «Fasnachtskiechli»-Vorstellung sagte Born schliesslich zu. Die Anfrage, bei einem grösseren Bühnenprojekt mitzuwirken, habe ihn gefreut und gereizt, sagt er. «Natürlich war mir bewusst, dass ich mich auf ein Abenteuer einlasse, aber das ist es doch in diesem Bereich letztlich immer.»
«Ich bremse nicht, ich stachle vielmehr an»
Als Anwalt für politische Korrektheit sieht er sich dabei nicht. «Ich bremse die beiden nicht, ich stachle sie vielmehr an», sagt er. «Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die beiden Rampensäue möglichst gut zur Geltung kommen.» Angst, dass die beiden Spassmacher in allzu derbe Gefilde abrutschen, hat er nicht. Es sei auch Almi und Salvi klar, dass Pointen, die allzu sehr unter die Gürtellinie zielen, sowie fremdenfeindliche Sprüche auch bei einem Publikum, das derben Spässen nicht abgeneigt ist, nicht unbedingt ankommen. «Aber wir erlauben uns, die Art und Weise, wie wir mit Zürchern und ‚Schwoobe‘ umgehen, auch auf Nichtbasler anderer Nationalitäten auszuweiten.»
Born kann auch «ganz gut damit leben», dass sein Engagement fürs «Fasnachtskiechli» da und dort auf Unverständnis stösst. Er war nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen stets auch ausserhalb der Kleinkunstszene aktiv. So unter anderem als Texter für die Basler TV-Sitcom «Café Bâle» und die Radio-Satiresendung «Zweierleier». «Richtiggehend kritisiert wurde ich von Bekannten aus dem linken politischen Lager, als ich als Produzent für Radiowerbung tätig war», erinnert sich Born. Mit den Reaktionen von damals seien die heutigen aber keineswegs zu vergleichen.
Sandmaler als Schnitzelbangg-Illustrator
Auch dieses Jahr werden also Almi & Salvi unter Aernschd Borns Regie den gesamten Basler Fasnachtskosmos auf absurd-humoristische Art auf die Bühne bringen. Was die beiden dabei an Einsatz leisten, ist in der Tat erstaunlich: Im Schnellzugstempo springen die beiden Protagonisten von Rolle zu Rolle, sorgen sie mit Trommel und Piccolo für Fasnachtsmusikeinlagen und singen Schnitzelbängg. Details möchte Born vor der Premiere noch keine verraten. Nur eines: So wird der Sandmaler Urs Rudin, der sich an der Talentshow des Schweizer Fernsehens auch einen nationalen Belkanntheitsgrad verschaffen konnte, unter anderem live zum Schnitzelbangg-Gesang des Duos die entsprechenden Helgen kreieren.
Fasnachtskiechli
Mit Almi & Salvi. Ab 22. Januar 2013 im Theater Scala Basel. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich.
Artikelgeschichte
In einer früheren Version des Artikels stand fläschlicherweise, die Premiere finde am 22. Februar statt. Korrekt ist: Die Premiere findet am 22. Januar statt. Danke Phil Boesiger für den Hinweis.