Der Turmfalke – Pendler der anderen Art

Die Zivilisation frisst den Lebensraum vieler Wildtiere auf. Doch manche von ihnen finden mittlerweile Gefallen am urbanen Leben. Wir stellen in einer Serie die häufigen Exoten vor. Heute: den Turmfalken.

Findet in der Stadt fast mehr Futter als auf dem Land: der Turmfalke.

Die Zivilisation frisst den Lebensraum vieler Wildtiere auf. Doch manche von ihnen finden mittlerweile Gefallen am urbanen Leben. Wir stellen in einer Serie die häufigen Exoten vor. Heute: den Turmfalken.

Die Wildtiere sind zurück in der Stadt. Wildbiologen haben herausgefunden, dass manche Grossstädte eine grössere Artenvielfalt aufweisen, als landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Nächtliche Begegnungen mit Käuzen und Schleiereulen sind insbesondere im St. Johann schon fast normal.

Basel ist für viele Wildtiere besonders attraktiv. Giebeldächer und Hohlräume in Brücken oder Getreidesilos, ja sogar Storenkästen und unsorgfältig verlegte Wärmedämmungen bieten gerade für Vögel viele Brutplätze. Aber in die Stadt finden auch Raubvögel – der Turmfalke etwa.

Mit einem Gewicht von circa 200 Gramm, einer Länge von 35 Zentimetern und einer Spannweite von 75 Zentimetern (bei Weibchen alle Werte geringfügig höher) ist der Turmfalke der kleinste Raubvogel der Schweiz. Natürliche Siedlungsräume sind Kulturland, Waldränder und Berge. Allerdings hat der Turmfalke (daher der Name) schon recht früh die Nähe von Siedlungen gesucht und wurde, im Gegensatz zu grösseren Greifvögeln, von den Menschen als nützlicher Mäusefresser geduldet.

…und plötzlich fällt er vom Himmel

Der Turmfalke ist vor allem für seine Jagdweise bekannt: Plötzlich stellt er sich im Flug gegen den Wind und bleibt, wie ein Helikopter durch «Rütteln» und dem breit gefächerten Schwanz in der Luft stehen, um nach Mäusen Ausschau zu halten. Wird er fündig, schlägt er seine Beute im Sturzflug.




Im Flug stehen? Kein Problem für den Turmfalken.

Bei uns ist der Turmfalke mit 3000  bis 5000 Brutpaaren noch vergleichsweise verbreitet, auch wenn er seit den Sechzigerjahren in den Niederungen wesentlich seltener geworden ist. Schuld daran sind die ausgeräumten, intensiv genutzten Landschaften, wodurch das Nahrungsangebot und die Nistmöglichkeiten abgenommen haben. In der Stadt findet der Felsenbrüter sowohl Nistplätze als auch Nahrung (Mäuse, Vögel, Insekten).

Im Sommer ist der Vogel in der ganzen Schweiz gleichmässig vertreten. Im Winter zieht es ihn in die wärmeren Niederungen und Siedlungen. Der Turmfalke sieht im Infrarotspektrum und kann deshalb Mäuse anhand ihrer Urinspuren auch in hohem Gras leicht lokalisieren. Der Turmfalke ist ein Pendler –  zwischen Nistplatz und Jagdrevier legt er bis zu fünf Kilometer zurück.

Bereits vorgestellt haben wir in der Serie: den Steinmarder. Das nächste Tier in unserer Online-Serie: die Saatkrähe. Warum die Wildtiere in die Stadt zurückkehren? Die Hintergründe lesen Sie in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 16. Mai 2014 auf Papier oder in der App der TagesWoche.

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