Der verschwundene Spalenberg-Turm

Andrea Zamometić rief 1482 im Basler Münster zu einem Kirchenkonzil auf – und endete im Spalenschwibbogen. Der Turm wurde 1838 abgebrochen.

Vom einstigen Turm ist nur eine Markierung des Grundrisses geblieben.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Andrea Zamometić rief 1482 im Basler Münster zu einem Kirchenkonzil auf – und endete im Spalenschwibbogen.

Auf dem Basler Spalenberg stand früher ein Torturm, der Spalenschwibbogen. Erbaut hatte man ihn im 13. Jahrhundert als Teil der inneren Stadtmauer. 1838 erwarb der Maurermeister Remigius Merian den Turm, um ihn abzureissen und die Steine wiederzuverwerten.

Heute erinnert nur noch eine rote Markierung auf der Höhe der Liegenschaften Spalenberg 64 an das einstige Gebäude. Der Spalenschwibbogen diente nicht nur als Stadttor. Im Turm mit den massiven Mauern gab es auch mehrere Gefängniszellen. In einer von ihnen wurde seinerzeit auch Andrea Zamometić (1420–1484) gefangehalten.

Zamometić, vormaliger Erzbischof der nordalbanisch-montenegrinischen Grenzlandschaft Krajina, hatte am 25. März 1482 im Chor des Basler Münsters zur Durchführung eines Kirchenkonzils aufgerufen. Dies kam einem direkten Angriff auf Papst Sixtus IV. (1414–1484) gleich, den Zamometić schon früher kritisiert hatte.

Basler Regierung stellt sich vor Zamometić

Der Papst setzte alle Hebel in Bewegung, um die Gefangennahme und Auslieferung Zamometić‘ zu erwirken. Damit hatte er bei den Baslern zunächst keinen Erfolg. Am 1. Mai 1482 stellte sich die Regierung vielmehr schützend vor Zamometić und gewährte ihm Sicherheit und Geleit.

Darauf erhöhte Papst Sixtus IV. den Druck. Im September wurde über Basel das Interdikt verhängt, im November die Exkommunikation ausgesprochen, im Dezember gar eine Kreuzzugsbulle gegen die Stadt verfasst.

Derweilen hatte sich das Blatt von Andrea Zamometić allerdings längst gewendet. Für seine Machtprobe mit dem Papst hatte er weder in kirchlichen noch in weltlichen Kreisen die notwendige Unterstützung gefunden. Auch Kaiser Friedrich III. (1415–1493) liess Zamometić im Regen stehen. Ganz aus dem Spiel nehmen wollte sich Friedrich III. aber auch nicht: Im Oktober wies er die Basler an, in Sachen Zamometić nichts ohne kaiserliche Verfügung zu unternehmen.

In Fesseln gelegt

Im Dezember dann gab der Kaiser den Basler den Befehl, den Papstkritiker zu verhaften. Der Basler Rat prüfte an zwei Sitzungen den Fall und beschloss, dem Befehl nachzukommen. Darauf führten am 21. Dezember 1482 Stadtknechte Zamometić zum Spalenschwibbogen, wo man den Unglücklichen in Fesseln legte.

 

Blick auf den Spalenschwibbogen vom Spalenberg her. Der Sackpfeiffer-Brunnen wurde später in die Spalenvorstadt versetzt, wo er heute noch plätschert.

Blick auf den Spalenschwibbogen vom Spalenberg her. Der Sackpfeiffer-Brunnen wurde später in die Spalenvorstadt versetzt, wo er heute noch plätschert. (Bild: Staatsarchiv Basel)

Damit war die Sache für Basel und Zamometić noch nicht ausgestanden. Rom verlangte weiterhin die Auslieferung. Schliesslich einigten sich Kaiser und Papst Ende 1483 darauf, dass die Bestrafung in Basel zu erfolgen habe. Geplant war, dass Andrea Zamometić für den Rest seiner Tage im Eseltürmlein beim Barfüsserplatz eingekerkert werden sollte.

Dem Vollzug dieses Urteils kam Zamometić zuvor. Am 13. November 1484 fand man ihn erhängt in seiner Zelle im Spalenschwibbogen. Als Selbstmörder verweigerte man ihm ein christliches Begräbnis. Seine Leiche warf man in den Rhein.

Quellen

Literatur:

– Peter Habicht/Christoph Matt: Das Spalentor und die Vorstadt, Basel 2015

– Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel, Basel 1907–1924

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