Was soll denn das? Unsere Banken wollen nur noch ehrliche Kunden. Unser Autor gehört nicht dazu.
Ich hätte ja Verständnis, wenn die Schweizer Banken einfach nur ein bisschen nervös wären. Ist ja wirklich nicht lustig, wenn die Weltmacht USA hinter einem her ist. Nur: Was die Banken – darunter auch meine – jetzt bieten, kann ich nicht mehr akzeptieren. Stellt doch die Basler Kantonalbank, BKB, mir und allen anderen Kunden einen neuen Vertrag zu, in dem man sich ganz allgemein zur Gesetzestreue und im Besonderen zur «Steuerehrlichkeit» bekennen soll.
Man muss sich das einmal vorstellen: Nur weil ein paar reiche Amis und ihre Bankberater zu blöd sind, anständig zu betrügen, ohne gleich eine Staatsaffäre auszulösen, muss ich jetzt bluten!
Wie stellen die sich das bloss vor? Ich armer Journalist, Ernährer einer fünfköpfigen und auch in finanzieller Hinsicht äusserst anspruchsvollen Familie, soll nun plötzlich auch noch Steuern zahlen, wenn sich in den USA nicht eimal die Multimillionäre und Milliardäre dazu imstande sehen?
Gut, der eine oder andere wird jetzt einwenden, das Vorgehen der BKB sei doch clever. Einfacher liesse sich ein Krimineller nicht entlarven. Wer bei der BKB nun kündige, sei einer. Und wer dann auch noch naiv genug sei, die Begründung per Mail zu schicken, liefere sich den Geheimdiensten und der Justiz von wegen «Prism» und so gleich selbst ans Messer, ohne dass sich die Politik wieder wochenlang über die Herausgabe der Daten streiten müsse.
Diesen Gefallen werde ich ihnen allerdings nicht machen. Ich hob meine gesamten Ersparnisse einfach ab und deponierte die 79 Franken 35 unter der Matratze.
Genial – oder?
Einziger Nachteil: Aus Angst vor den vielen Einbrechern kann ich jetzt kaum mehr schlafen. Meine einzige Hoffnung ist, dass auch der eine oder andere dieser Schlingel BKB-Kunde ist, unter dem Druck der Bank nun einknickt und die Ehrlichkeitserklärung unterschreibt.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09.08.13