Weisswein, Waggis oder Bier? Mit welchem Fasnachtsgetränk ruinieren Sie sich am Schnellsten den Magen? Wir waren mit dem PH-Testset unterwegs.
Soll es der moldawische Gutedel sein? Oder doch der elegante Weisse aus Übersee mit dem Eintrag in der Kampfmittelverordnung? Drei Tage Frohmut an der Fasnacht haben ihre Preis: Nach literweise zweifelhafter Pfützen wartet als Schlusspointe ein übersäuerter Magen.
Wir haben den Test gemacht, haben analysiert, was wir da in uns hineinschütten. Was den Liveblog am Leben gehalten hat, wurde auf seinen PH-Gehalt untersucht. Für alle, die sich (vorübergehend) nicht mehr an die Schulzeit erinnern: klein = sauer, hoch = basisch.
Château Neuf du Pub: aggressiv unterwegs.
Den Anfang machte ein australischer Chardonnay im benachbarten Nelson Pub. Der trockene Weisse, auch bekannt als Château Neuf du Pub, kommt angriffig daher. Macht keine Gefangenen am Gaumen, und das für 4.60 Franken der Deziliter. PH-Wert: 4.
Ganze 6 Franken nimmt die das Jahr über als Tarnfirma für kolossale Fasnachtsumsätze fungierende Galerie Eulenspiegel für ihren Sylvaner Riesling unbekannter Provenienz. Der kernige Weisse mit bemerkenswert zapfiger Note hallt auch Stunden später noch nach. Solide 4 PH.
Es folgte ein Zweierli zum konkurrenzlosen Preis von ebenfalls sechs Franken bei Trudis Haggflaisch-Kiechli. Der Tester verzichtete aufgrund der typisch modrigen Note auf eine Herkunftsfeststellung (Côte acidique, mutmasslich). Nimmt man gerne mit auf dem Weg zu einem zügig übersäuerten Magen, auch wenn es der Wein wiederum nur auf PH 4 bringt.
Der letzte Testweisse war ein Côte AOC irgendwas vom Restaurant Schnabel. Wer noch einen Beweis gebraucht hat für die Raffgier der Banksters, findet ihn hier. Ospels Schnabel zieht dir acht Franken für einen Fingerhut Weissen aus der Tasche. Hebt sich angenehm vom Apfelessig der vorhergehenden Testrunden ab. Aber doch zu teuer und mit PH 4 auch nicht exklusiv unterwegs.
Es ist nicht alles Wein, was übersäuert
Wenn die Schnitzelbängg anstehen, wird es Zeit für einen Getränkewechsel. Bier ersetzt diverse Mahlzeiten, ist aber mit PH 5 (Appenzeller Quöllfrisch) keine Alternative zum Weisswein. Die Säurekonzentration steigt nur leicht, dafür krampft der Darm und juckt die Blase. Im vollen Keller so unerfreulich wie der dreizehnte Bangg über Poller oder das White Dinner.
Doch nun zur genialsten Errungenschaft der Basler Fasnacht: dem Waggis. Ausgedacht von einem findigen Beizer, um den Restbestand transsylvanischen Grauburgunders zu verwerten. Ein Schuss klebriges Schweppes rein und fertig ist das Kultgetränk. Der Waggis bringt es je nach Herkunft auf PH 3 oder 4 und ist eine echte Alternative: Setzt den Würgreflex ausser Gefecht, den der Fasnachtswein gerne auslöst, und sorgt für ordentlich Säure im Gedärm.
Côte Blabla, für faire 8 Franken den Dezi.
Ähnlich einzuordnen sind der Gespritzte Süsse (PH 4) und Mischgetränke wie der Gin Tonic. Hält man sich an obigen Menüplan, sollte nach drei Tagen eine ausgeprägte Hyperazidität bemerkbar sein, die mindestens noch drei weitere Tage für gute Laune sorgt. Unterstützend wirkt die klassische Fasnachtsdiät, bestehend aus säurebildendem Wurstkonsum und dem Verzehr von Süssigkeiten, die bei der Vergärung ebenfalls Säure freisetzen.
Wem das alles zu umständlich ist, der halte sich an die kleinen Fläschchen, die einen manchmal unerwartet am Kopf treffen: Liköre aller Art. Unser Favorit: Berentzen. Der Teeniesirup aus Äpfeln auf Weizenkornbasis unterbietet die magische PH-3-Marke und schlägt direkt durch.
Fazit: Die TagesWoche-Gesundheitsredaktion empfiehlt, immer ein PH-Testset an die Fasnacht mitzubringen. Damit man nicht aus Versehen etwas Bekömmliches erwischt.
Und wie entsäuert man den Magen wieder? Der Experte empfiehlt Muttermilch (PH 8). Ansonsten gilt das Motto «Zeit heilt alle Wunden». 362 Tage sollten reichen, und dieses Jahr gibt’s gar noch einen mehr.
Berentzen: Geheimtipp.