Die Basler Geschichte soll neu geschrieben werden

Der Verein Basler Geschichte lanciert mit einer «Wanderboje» eine Info- und Gesprächstour für das Projekt einer neuen Überblicksdarstellung der Geschichte der Stadt Basel. Am 10. September soll das Konzept für das neue Werk der Basler Regierung überreicht werden.

Mit der «Wanderboje» geht der Verein Basler Geschichte auf eine Gesprächstour durch die Stadt. (Bild: Dominique Spirgi)

Der Verein Basler Geschichte lanciert mit einer «Wanderboje» eine Info- und Gesprächstour für das Projekt einer neuen Überblicksdarstellung der Geschichte der Stadt Basel. Am 10. September soll das Konzept für das neue Werk der Basler Regierung überreicht werden.

Sie sieht aus wie eine Mischung aus einer gestrandeten Sputnik-Raumkapsel und einer Rettungsboje auf hoher See. «Wanderboje» nennt sich der gut drei Meter hohe Kegel mit seiner glitzernden Metallhaut. Geschaffen wurde das Ding vom Berliner Künstlerduo Anne Peschken und Marek Pisarsky, nach Basel transportiert wurde es auf Einladung des Vereins Basler Geschichte.

Das «Denkmal auf Rädern» soll als Wegmarke und Anziehungspunkt einer dreiwöchigen Kampagne dienen, mit welcher der Verein Basler Geschichte sein Projekt, eine neue und vor allem aktuelle Übersichtsdarstellung zur Basler Geschichte zu lancieren, breiten Bevölkerungskreisen näherbringen möchte. Zugleich will man Passantinnen und Passanten zum Gespräch über verschiedene Themen einladen, die dann quasi als Oral-History-Spots in Ton und Bild online gestellt werden sollen.

Neues Geschichtswerk zur Stadt Basel

«Unser Ziel ist es, eine neue und allgemeinverständliche Geschichte zur Stadt Basel zu schaffen, die dem heutigen Stand entspricht», sagte Oswald Inglin, Vorstandsmitglied des Vereins an einer Medienorientierung. Er spricht von einem «Jahrhundertprojekt», das mit verschiedenen Publikationen und einer Online-Plattform die grossen Lücken in der Basler Geschichtsschreibung füllen soll. Inglin nannte als «blinde Flecken» unter anderem namentlich die Migrationsgeschichte sowie die Geschichte der Industrialisierung.

Inglin reichte 2008 als Grossrat einen von drei Vorstössen zur Schaffung einer neuen Basler Kantonsgeschichte ein – ähnlich wie dies der Kanton Baselland bereits durchgeführt hatte. Beim Regierungsrat stiess dieses Anliegen damals auf wenig Begeisterung: «Der Regierungsrat hält es nicht für zeitgemäss, dass der Staat sozusagen Top-down den Auftrag für eine Kantonsgeschichte vergibt», schrieb die Exekutive 2010 in ihrem Schreiben zu den Anzügen.

Vom Diskussionsforum zur Lobbyvereinigung

Auf mehr Gegenliebe stiess das Projekt bei Inglins Parlamentskolleginnen und -kollegen, welche die Vorstösse stehenliessen. Die Initiantinnen und Initianten wiederum betrachteten die regierungsrätliche Skepsis, eine neue Geschichte Top-down anzuordnen, als Aufforderung, den Bottom-up-Weg einzuschlagen und selber aktiv zu werden. Dies hat der Verein Basler Geschichte nun seit rund zweieinhalb Jahren getan, mit zumindest ideeller Unterstützung von so wichtigen Institutionen wie der Universität Basel oder dem Historischen Museum Basel.

Die Eigeninitiative wiederum stiess auch in der Exekutive auf mehr Gegenliebe: «Grundsätzlich steht der Regierungsrat der Initiative in ihrer neuen Form und der von ihr lancierten Diskussion rund um das Thema ‹Neue Kantonsgeschichte›, welche sich auch einem breiten Publikum öffnet, positiv gegenüber», schrieb sie vor einem Jahr bei der erneuten Behandlung der Vorstösse. Und die Regierung stellte in Aussicht, «nach Vorliegen des Konzeptes (…) das Geschäft erneut zu prüfen».

Hoffnung auf Kantonsgelder

Das ist nun der Fall. Am 10. September will der Verein sein Konzept der Regierung übergeben. Konkret vorgesehen ist die Schaffung eines Übersichtswerks, ergänzt mit zehn «handlichen Bänden» zu Leitthemen, wie Wohnen, Handel und Wirtschaft, sowie die Einrichtung einer Online-Plattform, die das Geschichtswerk dynamisch auf aktuellem Stand halten soll.

Die Initiantinnen und Initianten rechnen mit einer Laufzeit von rund acht Jahren, während der 20 bis 25 Mitarbeitende mit der neuen Geschichtsschreibung beschäftigt sein werden. Die budgetierten Kosten von 10,75 Millionen Franken sollen, so die Hoffnung, zu rund 70 Prozent vom Kanton getragen werden. Für den Rest will man Stiftungen und weitere private Geldgeber anschreiben und zum Teil sogar selber in die Tasche greifen.

Mit Wanderboje und Black Tiger

Im Vorfeld der Übergabe des Konzepts an die Regierung will der Verein aber noch einmal beweisen, dass eine neue Basler Stadtgeschichte tatsächlich einem breiten Bedürfnis entspricht. Dafür soll nun die Tour mit der «Wanderboje» sorgen. Während drei Wochen werden an 14 verschiedenen Standorten Gespräche mit der Bevölkerung zu unterschiedlichen Themen, wie «Explosiv – Basel und die Chemie», «Fussballstadt Basel» oder «BS/BL – Geschichten einer politischen Grenze» gesucht.

Die «Wanderbojen»-Tour (das genaue Programm ist hier zu finden) beginnt am 13. August im St.-Johann-Park, führt dann über verschiedene zentrale Plätze in Basel und Riehen und endet am 6. und 7. September wiederum im St.-Johann-Park mit einem Fest, an dem als Special Guest Black Tiger angekündigt ist.

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