Die Bevölkerung im Klybeck will mitreden? Das kostet

Die Umwandlung des Industrie-Riegels im Klybeck zum neuen Stadtquartier ist ein Jahrhundertprojekt. Die Vereinigung «Zukunft Klybeck» will garantieren, dass die Bevölkerung ein gewichtiges Wort mitsprechen kann. Über die Crowdfunding-Plattform «wemakeit» sammelt sie Geld.

285'000 Quadratmeter Entwicklungsgebiet im nördlichen Kleinbasel.

(Bild: BVD)

Die Umwandlung des Industrie-Riegels im Klybeck zum neuen Stadtquartier ist ein Jahrhundertprojekt. Die Vereinigung «Zukunft Klybeck» will garantieren, dass die Bevölkerung ein gewichtiges Wort mitsprechen kann. Über die Crowdfunding-Plattform «wemakeit» sammelt sie Geld.

Das Stadtentwicklungsprojekt Klybeck plus ist in mehrfacher Hinsicht aussergewöhnlich: 285’000 Quadratmeter Industriefläche im Klybeckquartier sollen zum neuen Stadtquartier umgewandelt werden. Damit eröffnet sich die Chance, dass die Quartiere Matthäus und Klybeck im unteren Kleinbasel, die heute durch den Industrie-Riegel getrennt sind, zusammenwachsen können. Für die Umsetzung haben sich der Kanton Basel-Stadt und die Grundeigentümerinnen BASF und Novartis zur Planungsgemeinschaft zusammengeschlossen. 

Sie haben vier renommierte Planerteams aus Basel, Rotterdam, Berlin und Frankfurt mit einer ersten Testplanung beauftragt. Ein prominent besetztes Begleitgremium mit den Architekten Jacques Herzog und Vittorio Lampugnani sowie der Landschaftsarchitektin Rita Illien wird die Szenarien der Teams fachlich bewerten. Das Gremium und die Planerteams haben sich Ende Januar zu einem ersten Workshop getroffen und werden ihre Arbeiten am 17. Juni an einer «Beteiligungsveranstaltung» zur Diskussion stellen.

Stadtentwicklung von unten

Die Stichworte «Beteiligungsveranstaltung» oder nur «Beteiligung» liess die betroffene und interessierte Bevölkerung bereits hellhörig werden. An der ersten dieser Veranstaltungen im September 2016 waren 150 Personen erschienen. Aus diesem Anlass heraus hat sich die Interessengemeinschaft «Zukunft Klybeck» entwickelt, die garantieren möchte, dass die Verantwortlichen den Mitwirkungsgedanken ernst nehmen.

Auf ihrer Website schreibt die Interessengemeinschaft: «Wir möchten eine Stadtentwicklung von unten statt von oben.» Fehler der Vergangenheit sollen vermieden werden, «indem wir mitdenken und mithelfen, damit das neue Quartier nicht vor allem von Behörden, Industrie und Planungsbüros konzipiert werden.»

Die Interessengemeinschaft will eigene Aktionen durchführen, dafür benötigt sie allerdings Geld.

Ein erstes Treffen mit der Projektleitung hat bereits stattgefunden. Am Beteiligungsprozedere möchten die Projektverantwortlichen aber nichts ändern. Die Gruppe könne ihre Überlegungen am zweiten Beteiligungsworkshop vom 17. Juni einbringen, schreiben die Planungspartner Basel-Stadt, BASF und Novartis in einem Newsletter.

Aktuell sammelt die Interessengemeinschaft über die Crowdfunding-Plattform «wemakeit» Geld, um eigene Aktionen finanzieren zu können. Unter dem Titel «HackKlybeck» veranstaltet sie vom 7. bis 9. April «als Gegenpol zu den angefragten Architekturbüros» einen eigenen Workshop. Und bereits am 25. März steht in der Aktienmühle als unterhaltende Auftakt- und Mitmachveranstaltung ein «Social Muscle Club» zum Thema an.

Wohnraum, Hallenbad und Parkplätze

Aktiv um Stimmen aus der Bevölkerung bemüht sich auch das Stadtteilsekretariat Kleinbasel. Vom 6. bis 8. September 2016 hat es in der Inselstrasse im Klybeck eine Befragung durchgeführt. 86 Personen, die meisten davon Bewohner des Quartiers im mittleren Alter, liessen sich verlauten.

Das grösste Anliegen der Befragten ist die Schaffung von neuem Wohnraum, ohne damit einer Gentrifizierung oder Ghettoisierung Vorschub zu leisten. Gefragt sind Freizeiteinrichtungen wie ein Hallenbad, Mehrzweckhallen (mit genügend Parkplätzen) sowie Raum für laute Veranstaltungen. Auf der Wunschliste der Befragten stehen ferner Grünflächen und Platz für das Kleingewerbe.

Gar nicht gefragt ist auf der anderen Seite die Schaffung eines neuen Shoppingcenters. Eine Mehrheit sprach sich schliesslich auch dafür aus, die Industriebauten auf dem Areal sofern möglich zu erhalten und umzunutzen.

 

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