Der gefährliche Chemiemüll wird aus der Muttenzer Deponie Feldreben entfernt. Danach ist auch die Trinkwasserproduktion in dem Gebiet sicher. Das jedenfalls verspricht die Baselbieter Regierung. Doch die Kritiker haben offenbar grosse Vorbehalte gegenüber dem Sanierungsprojekt, das nun vorgestellt worden ist.
Die Pressekonferenz vom Montag in Liestal begann wie so viele: Vorne stand ein Regierungsrat, der von einem «Meilenstein» sprach, und Telebasel kam zu spät.
Diesmal ging es allerdings tatsächlich um ein ganz besonders heikles Geschäft, bei dem es sich gelohnt hätte, rechtzeitig da zu sein: Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) stellte das Projekt zur Sanierung der Chemiemülldeponie Feldreben in Muttenz vor.
Vorgesehen sind zwei so genannte «Module»:
- Ein erstes zur Behandlung des Grundwassers im zentralen Bereich der Deponie. Dort werden 24 Brunnen bis zu 70 Meter tief abgesenkt, damit der Fels gespült und so von den giftigen Rückständen gereinigt werden kann.
- Danach ist ein Teilaushub von 115 000 Kubikmetern verschmutzten Materials vorgesehen. Abgesehen haben es die Behörden vor allem auf die Chlorkohlenwasserstoffe. Sobald diese entfernt seien, würden die Grenzwerte in der Grube gemäss Altlastenverordnung wieder eingehalten, sagen sie.
Dauern werden die Arbeiten mehrere Jahre – von bis zu 20 Jahren sprach Projektleiter Bernhard Matter, der Weber am Montagmorgen sekundierte.
Streit um Kostenverteiler
Die Kosten werden auf 165 Millionen Franken geschätzt. Rund einen Drittel hofft Weber mit Geldern aus dem Altlasten-Fonds des Bundes decken zu können. Den Rest übernehmen gemäss dem bisherigen, provisorischen Kostenverteiler zum Grossteil die Pharma-Unternehmen, die ihren Müll in die Deponie gebracht hatten, und der Standortkanton Baselland. Zahlen sollen daneben auch die Gemeinde Muttenz und der Kanton Basel-Stadt, der in der Deponie seinen Kehricht entsorgt hatte.
Der Kostenverteiler ist allerdings umstritten – wie überhaupt das ganze Vorgehen der Behörden. Neben linken und grünen Politikern werfen ihnen auch Umweltorganisationen wie Greenpeace vor, den Pharmariesen BASF, Novartis und Syngenta viel zu viele Konzessionen gemacht zu haben. Organisiert haben sich die Kritiker in der Allianz Deponien Muttenz (ADM), die in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen hat, dass die Deponie nur wegen des Chemiemülls gefährlich sei – und nicht wegen des übrigen Abfalls und Bauschutts, der irgendwann auch noch dort gelandet sei. Darum müsse der Grossteil der Kosten nun auch nicht von der Öffentlichkeit übernommen werden, sondern von den Verursachern – den Pharmaunternehmen.
Ebenso unzufrieden scheint ADM-Experte Martin Forter mit dem Sanierungskonzept zu sein: «Es ist sinnlos, das Grundwasser zu reinigen, ohne die Quelle der Verschmutzung zu beseitigen.» Mehr will er aber frühestens morgen sagen, nach einem Treffen der ADM mit Vertretern des Kantons und der Pharma.
Kritik am Sanierungsprogramm
Mit Widerstand ist jedenfalls zu rechnen. Das wissen auch Regierungsrat Weber und Projektleiter Matter. «Es gibt immer Leute, die ungeachtet der Kosten Maximalforderungen stellen», sagte Weber. Und Matter ergänzte, dass eine Totalsanierung gar nicht nötig sei. Die geplante Teilsanierung reiche, um die heiklen Stoffe aus der Deponie zu entfernen. Doch das bezweifelt die ADM offenbar.
Wer recht hat? Gut möglich, dass diese Frage irgendwann vor einem Gericht geklärt wird. Die Kritiker haben jedenfalls schon mehrfach rechtliche Schritte in Aussicht gestellt für den Fall, dass das Sanierungskonzept ihrer Ansicht nach nicht überzeugend sei.
Dieser Fall könnte mit der Orientierung vom Montag in Liestal eingetreten sein.