Die drei Arten von Remittances

Die Geldrücksendungen der ­Migrantinnen und Migranten werden in drei Kategorien unterteilt: Die erste und häufigste Art ist die direkte Zahlung für die Lebenshaltungskosten der Familie in der Heimat. Mit den Remittances werden Essen, Miete, Gesundheitskosten, manchmal auch Kredite bezahlt, wie uns eine Angestellte der «Ria»-Filiale in Basel erzählt. Das Geld schicken die Migranten meist über […]

Die Geldrücksendungen der ­Migrantinnen und Migranten werden in drei Kategorien unterteilt:

Die erste und häufigste Art ist die direkte Zahlung für die Lebenshaltungskosten der Familie in der Heimat. Mit den Remittances werden Essen, Miete, Gesundheitskosten, manchmal auch Kredite bezahlt, wie uns eine Angestellte der «Ria»-Filiale in Basel erzählt. Das Geld schicken die Migranten meist über solche Geldtransfer-Firmen in die ­Heimat. Alleine der Branchen-­Leader Western Union verzeichnete im vergangenen Jahr 231 Millionen Transaktionen.

Ins­gesamt wurden im letzten Jahr weltweit 540 Milliarden Dollar überwiesen. Weltbank und Entwicklungshelfer gehen allerdings davon aus, dass rund 250 weitere Milliarden über informelle Kanäle in die Heimat der Migranten gelangen. In den 80er-Jahren war dieser Weg für viele Saisonniers aus dem ehemaligen Jugos­lawien oft der einzige Weg: Geldbündel mit zwei, drei Monatslöhnen in den Unterhosen waren damals keine Seltenheit. Und noch heute übergeben Migranten wie die Bulgarin Sophie Dimitrowa den Eltern beim Besuch ein paar Hundert Euro. Das Beispiel der 32-Jährigen zeigt, dass nicht nur Familien von weniger priviligierten Migranten aus armen Regionen auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, sondern durchaus auch jene von Expats.

Die zweite Art von Remittances sind Investitionen der Migranten in der Heimat: Ob diese nun in Firmen, ins Sozialwesen oder in Landwirtschaftsland flies­sen, die Gemeinsamkeit ist die nachhaltige Wirkung. Die Familie erhält dadurch Arbeit oder zumindesten einen Lebensunterhalt, der sie unabhängig von den Verwandten im Ausland macht. Allerdings bietet sich diese Art von Unterstützung nicht in allen Staaten an, weshalb es verglichen mit den direkten Zahlungen ein kleine Summe der Remittances ausmacht.

Die dritte Art der Remittances ist eine Kombination der beiden ersten Geldüberweisungen: Geld wird nicht nur an die Familie überwiesen, sondern ein Anteil geht an organisierte Verbände im Heimatland. Diese investieren in langfristige Projekte, schaffen Strukturen und versuchen so, eine nachaltige Entwicklung zu erzielen. Wie das angestrebte ­Pilotprojekt der Deza in Tune­sien zeigt, sind die Hoffnungen in dieses Modell gross. Keine statistischen Erhebungen gibt es über Geldsendungen, die unter Zwang ­geschehen. Ein Beispiel für diese Praxis zeigt unser Artikel über die ­Tamil Tigers auf.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.05.13

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