Die Frauenwelt jubelt: Endlich gibts einen Regenschutz für Stöckelschuhe

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn frau frisch gestylt und mit Stöckelschuhen bestückt aus dem Haus will – und dann regnet es. Doch jetzt gibt es eine Lösung.

Wer kennt die folgende Situation nicht? Man hat soeben fünf Stunden im Badezimmer verbracht, das kleine Schwarze montiert und die Füsse in edle Stilettos mit Zehn-Zentimeter-Absatz gezwängt und ist parat für tout Bâle. Doch dann fängt es an zu regnen und man weiss: Bis man beim Cüpli gelandet ist, sind die Schühchen ruiniert.

Okay, ich kenne die Situation nicht. Ich besitze genau ein Paar Stöckelschuhe und die habe ich ein Mal angezogen, zu einem Vorstellungsgespräch (nein, nicht bei der TagesWoche). Jetzt liegen sie irgendwo zuunterst im Schuhschrank. Ich hätte sie gerne hervorgezogen und einen Selbsterfahrungstest mit Stöckelschuhen im Regen gemacht, doch die Sonne hatte die Frechheit zu scheinen, tja. 

Recherchieren geht über Stilletieren

Aber alles kein Problem: Man ist ja Journalistin und nicht Generation-Y-Selbsterfahrungsbloggerin und weiss noch, wie recherchieren geht. Also habe ich die Literatur gesichtet und bin in der «Basler Zeitung» fündig geworden. Dort kolumniert seit Jahren eine Frau, bei der Stilettos zur Arbeitsuniform gehören wie das orange Gstältli zur Verkehrsabfuhr.

Und siehe da, wer zu so einem Schuhwerk gezwungen ist, hat es tatsächlich nicht einfach. Folgende Probleme beschreibt die Expertin, ich zitiere wörtlich:

• «Die Highheel-Stöckelei zerpflückt ab 100 Metern die Fussballen.»
• ­«Tramstufen tanzen beim Einsteigen gerne mit dem ­Schuhabsatz Tango.»
• «Gewisse Ausdünstungen im ÖV verderben die gute Laune.» Ah, nein, das hat wohl nichts mehr mit Stöckelschuhen zu tun.

Den Regen hat die Dame vergessen, aber der macht jedes dieser Probleme bestimmt nur noch schlimmer. Doch die Expertin wäre ja keine, wenn sie für die Probleme keine Lösung hätte: Mit dem Auto in die Stadt fahren, sodass sie eine möglichst kurze Strecke zu Fuss zurücklegen muss. Das hilft auch gegen den Regen. 

Wenn nur Hans-Peter Wessels nicht wäre. Der kann weder Auto fahren noch trägt er, soweit bekannt ist, Stöckelschuhe. Und so hat er ihr einfach die Fahrt in die Innenstadt verboten. Stichwort: verkehrsfreie Innenstadt. Typisch Sozialdemokrat, null Empathie für Stöckelschuhdamen*, sogar wenn das Stöckeln zu deren Beruf gehört.

Zum Glück gibts Designer

Nun ja, was man von einem Staatsmann nicht erwarten kann, leistet jetzt ein findiger Erfinder namens Flying Tiger Copenhagen (das ist der Laden, der immer voller Frauen ist, die so ein entrücktes Lächeln auf den Lippen tragen, dass man meinen könnte, der Laden verkaufe Drogen).

Erst kürzlich hat eine Filiale des dänischen «Designshops» am Marktplatz eröffnet, und schon beweisen die Designer ein Näschen für pragmatische Lösungen: Sie verkaufen einen Regenschutz für Stilettos. Man schlüpft rein, steckt den Absatz durchs vorgesehene Loch und bindet bei den Knöcheln zu. So patent!

Gegen «zerpflückte Fussballen» und «Tramstufen» nützt der Regenschutz natürlich nicht, aber ich fürchte, da muss irgendwann jede Frau durch, zumindest die, die auf Männer steht. Das lerne ich von einer zweiten Highheels-Expertin in der BaZ. Sie zitiert eine Studie, die zeigt: 94 Prozent der Männer finden Frauen in Highheels sexy.

Ich weiss, ich weiss, man darf nie einer Statistik trauen, doch dasselbe Fazit zieht ein dritter BaZ-Experte – und erst noch einer mit Bonus: Er kennt sich nicht nur mit Absätzen, sondern auch mit Frauen aus. Das beweist er, wenn er schreibt: «Erst ein hoher Schuh macht aus einer Femme eine Göttin.» Ich fürchte, er hat alle Fakten auf seiner Seite, wenn er an anderer Stelle einen Absatzzwang für Praktikantinnen fordert.

Mir bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich hole meine Stöckelschuhe aus dem Schrank oder ich werde lesbisch. Letztere hat natürlich durchaus ihre Vorteile, aber eines können nur Highheels bieten: das Vergnügen, einen Gummi überzuziehen.

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Den Stiletto-Regenschutz gibt es im Flying Tiger Copenhagen am Marktplatz, im zweiten Stock. Den Preis weiss ich nicht, aber das Geschäft wirbt mit «überraschend erschwinglichen Preisen».