Die Freie Strasse ist in der Hand von Investoren

Eine Visualisierung von Grundbuchdaten zeigt: Deutlich mehr als die Hälfte der Liegenschaften an der Freien Strasse gehört institutionellen Anlegern.

Visualisierung der Besitzverhältnisse an der Freien Strasse.

Eine Visualisierung von Grundbuchdaten zeigt: Deutlich mehr als die Hälfte der Liegenschaften an der Freien Strasse gehört institutionellen Anlegern.

Durch einen Klick auf die farbigen Flächen (Parzellen) erfahren Sie mehr über die Eigentumsverhältnisse und die Mieter. Über die obere Leiste können Sie die Eigentümer nach Domizil filtern. Viel Spass beim Erkunden der Grundbuchdaten.

Die Freie Strasse ist, gemessen an Lage und Kundenfrequenz, die mit Abstand exklusivste Einkaufsstrasse Basels. Ein Immobilieninvestor aus Köln, die Aachener Grundvermögen, bewirbt eines seiner Objekte (Freie Strasse 23, Mieter: Esprit) dort mit folgenden Worten: «Die Immobilie befindet sich in Basel, der drittgrössten Stadt der Schweiz im frequenzstärksten Abschnitt der 1A-Einzelhandelslage der Freie Strasse.»

Exklusivität verspricht Lukrativität, es ist also wenig erstaunlich, dass die Quadratmeterpreise in der Freien Strasse in den letzten zwanzig Jahren stetig angestiegen sind. Wem gehören jedoch alle diese profitablen Liegenschaften? Die TagesWoche hat die Grundbuchdaten der Freien Strasse ausgewertet und grafisch aufbereitet, um dieser Frage nachzugehen.

Eine ähnliche Visualisierung haben wir auch für die spannendste Strasse im Kleinbasel gemacht: «Wem gehört die Klybeckstrasse?»

Investoren aus Zürich sind die Platzhirsche

Auf den ersten Blick zeigt sich: Das Filetstück des Basler Immobilienmarktes befindet sich in den Händen institutioneller Anleger, also Versicherungen, Pensionskassen, Immobilienfonds und Banken. Insbesondere die grössten Parzellen, etwa das Gebäude der Hauptpost oder der Sitz der Credit Suisse, sind im Besitz solcher Investoren. Da Zürich die Schweizer Finanzhauptstadt ist, gehört folglich auch ein grosser Teil der Immobilien Zürcher Unternehmen.

Die Übermacht der Investoren ist einer der Gründe für die mancherorts beklagte «Filialisierung» der Freien Strasse, der Verdrängung kleinerer, lokaler Läden durch grosse, meist internationale Ketten. Denn die Spitzenmieten, die bis zu 3000 Franken pro Quadratmeter und Jahr betragen können, liegen weit ausserhalb der finanziellen Möglichkeiten kleinerer Ladengeschäfte.

Es spielt aber noch ein weiterer Faktor hinein. Aus der Sicht eines institutionellen Anlegers bietet ein Millionenkonzern die nötige finanzielle Sicherheit, während etwa eine frisch eröffnete kleine Modeboutique wirtschaftliche Risiken birgt. Die Investoren-Optik bringt es zudem mit sich, dass ein mehrmonatiger oder sogar -jähriger Leerstand einer unterpreisigen Vermietung vorzuziehen ist, da sich Letzteres auf lange Sicht wertvermindernd auf das Portfolio auswirkt.

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Die TagesWoche hat dem Einzelhandel in Basel einen Schwerpunkt gewidmet, erschienen sind dazu folgende Beiträge:

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