Die Geschichte hinter den beliebten Baumgartner-Wohnungen

Er baute günstig und verkaufte schnell: Wilhelm Emil Baumgartner baute von 1926 bis 1938 gegen 350 Häuser in Basel.

Oft kopiert, aber nie erreicht: Baumgartner-Häuser im Gotthelfquartier. 

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Er baute günstig und verkaufte schnell: Wilhelm Emil Baumgartner baute von 1926 bis 1938 gegen 350 Häuser in Basel.

Baumgartnerhäuser sind vielen Baslerinnen und Baslern ein Begriff. Gebaut wurden die vier- oder fünfstöckigen Gebäude in Basel zwischen 1926 und 1938. Dabei entstanden gegen 350 Häuser mit rund 1500 Wohnungen. Bis heute sind viele davon erhalten und werden gerne genutzt.

Ihr Erbauer, der gelernte Speditionskaufmann Wilhelm Emil Baumgartner, kam 1893 in Basel zur Welt und wuchs an der Elsässerstrasse auf. Seine Laufbahn im Baugeschäft begann er, als er die Brache, auf der das elterliche Haus niedergebrannt war, mit Mehrfamilienhäusern bebaute. Seine Mutter fungierte dabei als Bauherrin.

Wohnraum für den Mittelstand

Gestützt auf während des Aktivdienstes geschlossene Freundschaften schuf Baumgartner sich ein Netzwerk, mit dessen Hilfe er im Jahr 1923 die Treuhand für Immobilien A.G. gründete. Im Jahr 1926 dann erfolgten die ersten Baueingaben für insgesamt 14 Mehrfamilienhäusern in den Quartieren St. Johann und Gotthelf. Im Jahr 1929 kam ein Architekturbüro hinzu.




Bemerkenswert an den Baumgartnerhäusern ist das allen zugrunde liegende Bauschema, das innen wie aussen immer wiederkehrende Module aufweist. Typisch sind auch die einheitlichen Fassaden und die innen dezent gefassten Stuckaturen.

Erfolgreich war Baumgartner, der kostengünstiges Bauen und rasches Verkaufen anstrebte, einerseits dank standardisierter Elemente, andererseits dank der Verschmelzung von Einheitlichkeit und gehobenerem Standard in einer ansprechenden architektonischen Formensprache. Zudem verstand er es, dem Bedürfnis eines mittelständischen Publikums nachzukommen, das nach passenden Wohnungen in Zentrumsnähe suchte.

Nachgeahmt und kopiert

Die Pläne der originalen Baumgartnerhäuser zeichnete der Architekt Hans Hindermann. Doch längst nicht alle Bauten, die mit dem Attribut «Baumgartnerhaus» geschmückt werden, sind das Werk von Baumgartner und Hindermann. Denn oft dienten deren Bauten als Vorbild oder wurden einfach kopiert.

Das Unternehmen von Baumgartner und Hindermann florierte just in der kurzen Zeitspanne der Zwischenkriegszeit, in der die Konjunktur prosperierte. Ihr Wirken kam schliesslich infolge der Wirtschaftskrise zum Erliegen. Den Boom nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Wilhelm Emil Baumgartner nicht mehr. Er verstarb am 11. Januar 1946.

Quellen

R. Brandenberger et al., Die Baumgartnerhäuser Basel 1926-1938, 2002

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