Klein, versteckt und ambitioniert: So kommt die geteilte Velowerkstatt Bike Republic/Drago Cycles in Kleinhüningen daher. Velos bauen nach Mass ist den beiden Inhabern eine Leidenschaft.
Wir befinden uns in der Hintergasse eines unscheinbaren Wohnhauses in Kleinhüningen. Hier haben Quartiertrödler ihre Lagerräume, Jugendliche schmusen geschützt vor den Blicken der Öffentlichkeit, Kinder spielen. An diesem ruhigen und doch belebten Ort befindet sich auch ein Veloladen der besonderen Art: Bike Republic.
Fahrräder nach Mass – das wollen Alain Perrin und Yago Del Drago Díaz Madroñero Schweitzer (letzteres ist kein Künstlername!) ihren Kunden ermöglichen. Wenn die Aktienmühle bezugsbereit ist, möchten sie sich dorthin verlagern und die Velowerkstatt – momentan ein mehr oder minder lukratives Hobby – weiter ausbauen.
Díaz Madroñero Schweitzer ist ursprünglich gelernter Koch und hängte dann die Ausbildung zum Velomechaniker an. Perrin lernte Maschinenmechaniker, absolvierte eine kaufmännische Weiterbildung und arbeitet hauptberuflich als Projektmanager. Das Bauen von Fahrrädern ist für beide eine grosse Leidenschaft.
Perrin sagt: «Es ist ein komplett anderes Lebensgefühl, auf einem Fahrrad zu fahren, das genau an deine Statur angepasst ist. Man muss keine Kompromisse eingehen.» Als eher kleiner Mensch könne er dies persönlich nachvollziehen, dann sei es besonders schwierig, etwas passendes ab Stange zu finden. Am 21. Dezember 2012 machte Perrin das Geschäft auf: «Ich hatte mir gesagt, wenn die Maya Recht haben, und die Welt tatsächlich untergeht, will ich zuerst noch einen Veloladen eröffnen.»
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Viele Ideen für die Zukunft
Doch die Welt ging nicht unter. Und das Geschäft wird immer grösser. Nebst den Massanfertigungen verkaufen die beiden auch eingekaufte Velos, zum Beispiel Retro-Fahrräder aus einer geschützten Werkstatt in Holland, und führen gewöhnliche Reparaturen durch. Ausserdem begannen sie vor einigen Monaten mit dem Bau kleiner Möbel aus Veloteilen – zum Beispiel einem Klopapierhalter aus einer alten Fahrradgabel. Zudem wollen die beiden bald mit einem Partner aus der Maschinenindustrie Fahrradteile aus dem 3D-Drucker anbieten.
Der Bau der massangefertigten Fahrräder soll nach wie vor das Kerngeschäft des Duos bleiben. Eine gute Beratung sei dabei besonders wichtig. Díaz Madroñero Schweitzer erklärt: «In einem Vorgespräch gehen wir auf die Bedürfnisse der Kunden ein, dann werden Pläne entworfen. Dann erst geht es ans Handwerk.» Die Rahmen schweissen oder löten sie, die Felgen werden eigenhändig eingespeicht. Dabei wollen sie fachliche Qualität auf jeden Fall garantieren. Um ihre Technik zu verfeinern, besuchten sie Schweiss- und Lötkurse beim Schweizerischen Verein für Schweisstechnik.
Eine «symbiotische Beziehung»
Díaz Madroñero Schweitzer kam erst vor einigen Monaten dazu. Offiziell arbeiten die beiden getrennt, Perrins Label heisst «Bike Republic», Díaz Madroñero Schweitzers Label heisst in Anlehnung an seinen klangvollen Vornamen «Drago Cycles». An vielen der Aufträge arbeiten sie trotzdem gemeinsam. «Wir haben eine Art symbiotische Geschäftsbeziehung», meint Perrin, «unsere Spezialgebiete und unser Know-How ergänzen sich gut.»
Die beiden entwerfen auch Transportfahrräder: «Unser jüngstes Projekt ist ein Biervelo für einen Freund, der eine eigene Mikrobrauerei hat.» Als Konkurrenten sehen sich die Partner auf jeden Fall nicht. Viel lieber treiben sie ihr Geschäft enthusiastisch in eine vielversprechende Zukunft. Und verbringen ihren Feierabend beim gemütlichen Grillieren im Hinterhof des Veloladens.
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Die geteilte Werkstatt Bike Republic/Drago Cycles befindet sich am Altrheinweg 90, für Laufkundschaft sind Laden und Werkstatt nur am Freitag Nachmittag zwischen 16.00 und 19.00 Uhr geöffnet. An den restlichen Tagen können Termine vereinbart werden: 079 709 23 76. Zudem findet am Samstag, 24. Mai ein Tag der offenen Tür statt.