Die HGK hat die Planung einer Mensa verpasst

Seit mehreren Jahren wird das Dreispitzareal für den Einzug der Hochschule für Gestaltung und Kunst vorbereitet. Dabei wurde eine wichtige Dienstleistung allerdings unzureichend gewichtet: die Verpflegung. Nun suchen engagierte Dozierende und Studierende eine Lösung.

Ganz leer wird das Tablett der HGK Studenten nicht sein. 180 Leute haben in den bisher vorgesehenen Einrichtungen Platz, weitere Lösungen sind in Sicht. (Bild: Nils Fisch)

Seit mehreren Jahren wird das Dreispitzareal für den Einzug der Hochschule für Gestaltung und Kunst vorbereitet. Dabei wurde eine wichtige Dienstleistung allerdings unzureichend gewichtet: die Verpflegung. Nun suchen engagierte Dozierende und Studierende eine Lösung.

Die Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) umfasst zehn Institute, die auf unterschiedliche Bereiche der Stadt verteilt sind. Anfang nächsten Jahres werden sie zu einem grossen Campus im Dreispitz zusammengeschlossen. Insgesamt sollen bis zu 800 Studierende darauf Platz finden.

Ob diese kreativen Denker und Kunstschaffenden ihren Energiebedarf ausreichend decken können, ist jedoch unklar. Gastronomische Einrichtungen wurden bei der Planung des Areals stark vernachlässigt. Die Direktoren haben dafür lediglich zwei Räumlichkeiten freigehalten, die insgesamt bis zu 180 Personen gleichzeitig beherbergen können. Eine Küche ist auf dem Areal keine vorhanden, fertig gekochte Gerichte werden von externen Cateringunternehmen geliefert.

Eine Frage der Priorisierung auf engem Raum

Erst als die Planung bereits weit fortgeschritten war, bemerkte die Hochschulleitung diesen drohenden Verpflegungsengpass. Daraufhin wurde die Projektgruppe «Der Campus und sein Leben» ins Leben gerufen, um die Probleme und Möglichkeiten rund um das Thema Verpflegung auszuloten. Jetzt gelte es, «aus der Not eine Tugend zu machen», wie Nicolas Kerksieck, Leiter der Gruppe, betont.

Die Projektgruppe besteht zu 80 Prozent aus Studierenden, die sich für eine zufriedenstellende Lösung einsetzen. Kerksieck gibt zu, dass gastronomische Einrichtungen wohl nie besonders viel Priorität hatten. Das Zusammenführen von zehn Instituten sei auch auf einem so grossen Areal eine enorme räumliche Herausforderung, und Lehrräume waren prioritär.

Essen und Trinken als Ausdruck von Kunst

Kerksieck unterrichtet mit dem fachlichen Schwerpunkt Bildhauerei am Institut für Freie Kunst, das sich nahe der Dreirosenbrücke direkt am Rheinufer befindet. Eine Mensa ist dort zwar keine vorhanden, dafür eine grossräumige Küche. Diese Situation empfinden Studierende und Dozierende als sehr erfreulich.

Das gemeinsame Kochen und anschliessende Essen sei laut Kerksieck ein fester Bestandteil des Lebens am Institut und ein Bereich, wo die Studierenden ihre Kreativität ausleben und weiterentwickeln können. Eine Studentin bestätigt, dass die Möglichkeit zu kochen das soziale Leben am Institut anrege. «Es ist für viele von uns eine Riesenkatastrophe, dass es im Dreispitz keine Küche haben wird», sagt die Studentin, die sich im dritten Semester befindet.

Auch Kerksieck bedauert, dass dieses familiäre Beisammensein fortan nicht mehr möglich sei. «Kochen und Essen sind kulturelle Leistungen, die viel mit dem künstlerischen Schaffen zu tun haben. Das Kochen ist eine Materialtransformation, die auch mit Bildhauerei vergleichbar ist. Und der Akt des Essens selbst ist eine Inszenierung, die in Richtung Performance geht.» Obwohl Kerksieck die jetzige Situation gerne weiterführen würde, sieht er im Engpass auch eine Chance: «In der Kunst ist es bekanntlich häufig so, dass aus einem Missstand kreatives Schaffen entsteht.»

Studenten schaffen Abhilfe mit kreativen Projekten

Doch um «kreativ zu schaffen» brauchen die Studierenden erst einmal einen vollen Magen. Diesbezüglich hat Kerksieck keine Bedenken. «Hungern wird bei uns niemand.» Die Verpflegung werde halt nicht in einer Mensa via Massenabfertigung gewährleistet, sondern durch verschiedene kleine Nischen, die sich die Studierenden zum Teil selbst erarbeiten.

Master-Studenten haben sich bereits für Langzeitprojekte angemeldet, bei denen sie Nahrung und Kunst verbinden wollen. Dieser kreative Ansatz entspricht dem Geist einer Kunsthochschule mehr als eine dreistöckige Mensa, findet Kerksieck. Ob die kreativen Studenten es schliesslich schaffen, die bauplanerischen Defizite wettzumachen, wird sich im kommenden Jahr herausstellen.

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