Die IWB löffeln ihre Suppe aus

Bei den Industriellen Werken Basel (IWB) hagelte es Kritik – mit intelligenten Stromzählern würden sie ihre Kunden ausspionieren. Jetzt wollen die Verantwortlichen das Vertrauen zurück.

Dieses Gerät misst den Stromverbrauch ganz genau. Jetzt ist geregelt, wie der Smart Meter eingesetzt werden darf. (Bild: zVg)

Bei den Industriellen Werken Basel (IWB) hagelte es Kritik – mit intelligenten Stromzählern würden sie ihre Kunden ausspionieren. Jetzt wollen die Verantwortlichen das Vertrauen zurück.

Mit den intelligenten Stromzählern, «Smart Meter» genannt, haben sich die Industriellen Werke Basel (IWB) eine schöne Suppe eingebrockt:

Zuerst der Fehleinkauf von 12’000 neuen Zählern, die sich als fehlerhaft erwiesen und so Kunden abzockten. Dann das öffentliche Entsetzen, die IWB würden ohne gesetzliche Grundlage Strom-Spione installieren. Und am Donnerstag – als jüngste Misere – kamen noch Beschwerden vom Verband der Basler Elektroinstallateure (VBEI) hinzu: Die Auftragsvergabe sei nicht fair gewesen, weswegen ein deutsches statt ein Schweizer Unternehmen den Grossauftrag für den Zähler-Einbau den Vorzug erhalten habe

Nur an besseren Strom-Prognosen interessiert

Mit der Medieninformation vom Freitagmorgen wollten die IWB das angekratzte Vertrauen ihrer Kunden wieder zurückgewinnen. Entsprechend verlief die Veranstaltung nach dem Motto: Die Suppe wird nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird. «Die korrekte Handhabung der Kundendaten ist den IWB ein sehr grosses Anliegen», betonte Markus Küng, Leiter Netze bei den IWB. Die aufwühlenden letzten Tage waren ihm anzumerken, er wirkte sichtlich angespannt.

Mittlerweile liegen die rechtlichen Grundlagen für die intelligenten Stromzähler zur Publikation bereit. Am Samstag werden die vom Verwaltungsrat der IWB beschlossenen «Ausführungsbestimmungen» im Kantonsblatt veröffentlicht. Entstanden sind sie in enger Zusammenarbeit mit dem Datenschutzbeauftragten des Kantons Basel-Stadt, Beat Rudin. Auch er war an der Medieninformation anwesend und informierte betont unabhängig als Vertreter seines Amtes.

Zunächst aber versuchte Küng den Entscheid zu rechtfertigen, weshalb die IWB 35’000 moderne Zähler – rund 30 Prozent ihres Versorgungsgebiets – bei ihren Kunden eingebaut hat und nicht konventionelle Modelle. «Wir sind der Meinung, der Zähler wird in einem Energieversorgungsunternehmen in Zukunft ein sehr wichtiges Element sein, auch im Hinblick der Energiestrategie 2050 des Bundes», sagte Küng.

Die Stromproduktion durch erneuerbare Energie sei im Unterschied zur konventionellen Stromproduktion dezentral und dynamisch. Daher seien genauere Prognosen über den Strombedarf sehr wichtig, sagte Küng. Dies leiste Smart Metering. An individuellen Kundendaten seien die IWB dagegen nicht interessiert, sondern lediglich an der Datensumme, die nach Kundengruppen zusammengefasst werde.

Datensicherheit gewährleistet

Die intelligenten Zähler würden den Stromverbrauch in 15-Minuten-Werten in Lastenprofilen erfassen, sagte Küng. Die Daten würden pseudonymisiert und verschlüsselt über eine Kommunikationsleitung an die IWB übertragen. Ein direkter Rückschluss darauf, welche Geräte ein Kunde benutze oder gar TV-Sender er gerade schaue, sei nicht möglich – auch nicht im internen Prozess. «Die Mitarbeiter mit Zugang zu den Daten haben keinen Zugang zu den Schlüsseln, weshalb sie die Daten auch nicht den einzelnen Kunden zuweisen können», sagte Küng.

Dass die Ansprüche an den Datenschutz eingehalten würden, bestätigte Rudin ausführlich. Demzufolge scheinen die IWB das Projekt absolut korrekt unter Einbezug des kantonalen Datenschutzbeauftragten aufgegleist und durchgeführt zu haben. Die Art und Weise, wie die IWB die Kundendaten pseudonymisieren und verschlüsseln, entspreche einer «angemessenen Nutzung», sagte Rudin. Das übrig bleibende Restrisiko für einen böswilligen Datenmissbrauch durch Externe sei vergleichbar mit demjenigen von E-Banking.

Rückblickend auf die Kritik wiederholte Küng nochmals, die IWB hätten von den Funktionen des intelligenten Stromzählers noch keinen Gebrauch gemacht, die noch keine gesetzliche Grundlage hatten. Bisher habe man damit lediglich die Zählerstanderfassung automatisiert. Aus Sicht der IWB seien die Beschwerden von Kunden zu sehr aufgebauscht worden. Nur eine Minderheit im «einstelligen Zahlenbereich» habe den Einbau eines neuen Zählers verweigert, sagte IWB-Kommunikationsleiter Lars Knuchel.

Kontrollmassnahmen befinden sich im Aufbau

Mit den vom Verwaltungsrat beschlossenen Ausführungsbestimmungen kommen für die Zukunft nun aber neue Ideen ins Spiel, wofür der intelligente Zähler nützlich sein könnte: So plant man bei den IWB ein neues Produkt, das Kunden «auf ausdrücklichen Wunsch» erlaube, die von ihm erfassten Daten einzusehen, um seinen Stromkonsum sparsamer zu gestalten, sagte Küng. Wie gross das Sparpotenzial durch Smart Metering insgesamt sei, könne man allerdings noch nicht abschliessend beurteilen. Studien würden von Einsparungen um die 3 bis 5 Prozent ausgehen.

Bevor es aber so weit ist, steht jetzt erst mal die Frage im Raum, ob der Datenschutz in der Praxis tatsächlich gewährleistet bleibt. Diesbezüglich scheint noch nicht alles zum besten bestellt. Rudin hat eingeräumt, dass man beim Datenschutzbeauftragten die benötigten Ressourcen noch ausbaue. Zudem würde die Kontrolle «risikoorientiert» erfolgen. Das bedeutet: Dort, wo viele heikle Daten übermittelt werden, wird man kontrollieren. Beim gewöhnlichen Stromverbraucher dürfte dies eher weniger der Fall sein.

 

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