Die (Kälte-)Leiden der Wagencliquen

Knapp drei Wochen vor dem Morgenstreich steht in den Hallen der 130 Wagencliquen der Region alles bereit, um die Fahrzeuge fertigzubauen und zu bemalen. Das Problem: Farben und Pinsel sind gefroren, den Fasnächtlern sind die Hände gebunden.

Pierre Kunz, Obmann der Clique Waldwaggis, muss die Farbe entsorgen, statt den Wagen damit zu grundieren. (Bild: Martina Rutschmann)

Knapp drei Wochen vor dem Morgenstreich steht in den Hallen der 130 Wagencliquen der Region alles bereit, um die Fahrzeuge fertigzubauen und zu bemalen. Das Problem: Farben und Pinsel sind gefroren, den Fasnächtlern sind die Hände gebunden.

Der Dauerfrost macht auch den Fasnächtlern zu schaffen. Eigentlich müssten die Wagen der Cliquen schon bunt bemalt sein. Doch den Malern ist die Farbe in den Kesseln gefroren.  

In drei Wochen ist die Basler Fasnacht bereits in vollem Gang und der erste Cortège schon Geschichte. Nebst Pfeifern und Tambouren, Chaisen, Guggen und Schissdräggzügli sind auch die 130 Sujet- und Waggis-Wagen fester Bestandteil des Cortège. Eine Fasnacht ohne Wurforangen und freche Waggis-Sprüche hoch vom Wagen wäre keine Fasnacht. Und eine Fasnacht mit weissen, unbemalten Wagen? Kaum vorstellbar. Wenn es aber so weiter geht mit der Kälte, dann …

Farbkessel lagern zu Hause

«… dann werden wir trotzdem mit bunten Wagen am Cortège teilnehmen», sagt Pierre Kunz (59), Obmann der Wagenclique Waldwaggis. Er ist zwar derzeit damit beschäftigt, gefrorene Farbe zu entsorgen, statt sie zu verwenden, aber: «Wir werden kommenden Samstag weiterarbeiten – egal, wie kalt es ist.» Die neu gekaufte Farbe werde nicht mehr in der Halle, sondern bei den Fasnächtlern zu Hause gelagert. Und auch die Probleme mit dem zu kalten Untergrund müsse man in den Griff bekommen.

Seit Anfang Jahr treffen sich sechs Wagencliquen aus Basel-Stadt und Baselland jeweils samstags in einer gut Tausend Quadratmeter grossen Einstellhalle im elsässischen Hegenheim, um an ihren Wagen zu werkeln. Seit einigen Jahren sind die Fasnächtler in der Halle eingemietet – und waren bisher sehr zufrieden mit den Umständen: Diese Halle hat richtige Wände und nicht nur Gitter, wie so manche Scheunen in der Region, wo derzeit andere Fasnächtler am Frieren und Bauen sind.

Übergewand und lange Unterhosen

Bei dieser Kälte aber, da nützen auch dicke Wände nichts: Bereits nach fünf Minuten in der Halle spürt ein durchschnittlich kälteempfindlicher Mensch seine Zehen und Finger nicht mehr. Was einen Durchschnittsmenschen vom Fasnächtler unterscheidet: die Kleidung. «Wir werden am Samstag in Übergewändern, mit langen Unterhosen, dicken Socken und allem, was wir finden, arbeiten», sagt Pierre Kunz. Immerhin winde es in der Halle nicht. Eine Kaffeemaschine sei auch vorhanden.

Wichtiger als die Kaffeemaschine sind aber Sägen, Hammer – und Pinsel und Farben. Mit Letzterem kann es auch bei wärmeren Temperaturen Probleme geben. Pierre Kunz erinnert sich, wie der Regen einst kurz vor dem Morgenstreich Farbe vom Wagen seiner Clique herunterspülte, weil diese noch nicht ganz trocken war. Das liegt einige Jahre zurück. Ein kalter Februar wie dieser aber – da muss der Obmann überlegen. «Das war in den Sechzigern, als wir auf dem Rhein Schlittschuhfahren konnten.»

Zur Not Scheinwerfer-Licht

Wenn es mit dem Malen am Samstag nicht klappt, gibt es immer noch die Scheinwerfer-Lösung: «Wenn es tatsächlich noch bis kurz vor der Fasnacht so kalt bleiben sollte, müssen wir eben Abendschichten unter der Woche einlegen und im Scheinwerfer-Licht malen», sagt Kunz. «Hauptsache, an der Fasnacht ist es nicht mehr so kalt.»

Denn eine Fasnacht bei diesen Temperaturen, so sagt er, «das ist dann wirklich nicht lustig».

Quellen

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