Die Basel World ist für die MCH Group die mit Abstand wichtigste Messe – doch die Uhren- und Schmuckmesse wird stetig kleiner. Das schlägt beim Veranstalter nun in Form von Abschreibungen zu Buche.
Weil die zu erwartenden Gewinne auf den Messehallen in Basel gesunken sind, haben diese an Wert verloren, und zwar 102,3 Millionen Franken. Das ist rund ein Viertel ihres bisherigen Wertes.
Basel ist nicht genug
Hinzu kommen Sparmassnahmen von 17,7 Millionen Franken für «Optimierungen im nationalen Messe- und Eventgeschäft», wie der Messekonzern in seiner Mitteilung schreibt. Die MCH Gruppe lege damit vor allem Geld für die erwarteten Verluste des defizitären Messestandortes Lausanne auf die Seite, erklärte Konzernleiter René Kamm am Donnerstagmorgen vor den Medien.
Diese beiden Sonderposten bescheren der MCH-Group insgesamt ein Defizit von 110 Millionen Franken. Doch auch wenn man diese ausserordentlichen Kosten beiseite lässt, erwirtschaftete die MCH-Group weniger Gewinn als im Vorjahr. Mit 10 Millionen Franken beträgt der Konzerngewinn nicht einmal mehr ein Drittel der 34,3 Millionen von 2016. Als Grund dafür sieht Kamm das immer schwieriger werdende Event- und Messegeschäft in der Schweiz.
Mühe machen der MCH Group die Fixkosten der Basler Messehallen. Und der geringere Umfang der Uhren- und Schmuckmesse reisst ein Loch in die Kasse. Um dieses zu stopfen, expandiert das Unternehmen zunehmend ins Ausland. Diese Strategie verfolgt die MCH Group schon seit einigen Jahren, etwa mit der Art Basel Miami und Hong Kong.
«Im Ausland müssen wir viel mehr Umsatz machen, um die Fixkosten unserer Basler Liegenschaften einzuspielen.»
Zudem übernahm sie letztes Jahr das amerikanische Messe- und Event-Unternehmen MC-Square und die Sammlermesse Masterpieces in London. Auch die neu lancierte Auto-Messe Basel Grand soll Ableger in den USA, im Mittleren Osten und in Asien bekommen.
Ohne internationalen Erfolg werde es für die MCH-Gruppe eng, sagte Kamm vor den Medien: «Wenn es uns nicht gelingt, Basel Grand erfolgreich zu lancieren und später in die Welt zu tragen, haben wir ein Problem.»
Klötze am Bein
Selbst wenn alle Pläne aufgehen, wird die Messe Schweiz erst in drei oder vier Jahren den Rückgang der Basel World kompensieren können. «Im Ausland müssen wir viel mehr Umsatz machen, um die Fixkosten unserer Basler Liegenschaften einzuspielen», sagt Kamm. Gleichzeitig sei es schwierig, neue Messen nach Basel zu holen, da die Schweizer Preise wenig konkurrenzfähig seien.
Die Liegenschaften in Basel empfindet das Unternehmen zunehmend als Klotz am Bein. «Grosse Messekonzerne beispielsweise in England haben keine eigenen Infrastrukturen, sondern mieten sich beim günstigsten Standort ein», erklärte Kamm. Eigene Liegenschaften zu besitzen sei kein Vorteil, sondern eine historische Tatsache, die die MCH Group hinnehmen müsse.
Auch manche Events und Messen sind für die MCH Group derzeit laut Kamm mehr Pflicht als Kür: «Streng wirtschaftlich betrachtet, müssten wir einige Angebote absetzen.» Im Aktionariat, in dem auch der Kanton Basel-Stadt vertreten ist, bestünden aber Standortinteressen, die berücksichtigt werden müssten. Darin sieht Kamm eine Herausforderung, die in Zukunft nicht kleiner werde.