Die Rache des Mephisto

Mythen im Münstertal: Von Faust bis zu den Kelten, es gibt viele interessante Geschichten zu entdecken. Leider nicht nur heitere, wie jene des Städtchens Staufen.

Mythische Orte im Münstertal. (Bild: Noëmi Kern)

Ob die Faust-Figur, der heilige Trudpert oder das keltische Belchensystem: Das Münstertal hat allerlei zu bieten an mythische Orten. Es gibt gar Potenzial für die Entstehung neuer Mythen, wenn auch aus unerfreulichem Anlass.

Alle kennen Goethes «Faust» aus der Schulzeit. Der Mann, der sich mit dem Teufel Mephisto einliess, mit ihm eine Wette schloss. Die historische Figur Dr. Faust, ein Alchimist, verbrachte einen Teil seines Lebens in Staufen im Breisgau – und verstarb dort auch, als sein Studierzimmer in die Luft flog.

Bald nach diesem Ereignis seien Stimmen laut geworden, so erzählte Thomas Coch, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Breisgau-Süd, die mutmassten, ob dieses Ereignis nun wohl die Rache des Mephisto sei, der Faust nicht besiegen konnte. Heute ist Staufen ein Pilgerort für Faust-Fans.

Für eine weitere Geschichte ist Staufen in den letzten Jahren bekannt geworden: Im Rahmen von Bohrungen im Zuge einer Erdwärmesondierung quoll der Untergrund durch das hineingepumpte Wasser auf. Staufen wurde um fast einen halben Meter angehoben. Dies führte zu grossen Rissen in den Hausmauern.

Fantastische Aussicht trotz Nebel

Der Höhepunkt des Tages war der Belchen, zumindest aus geographischer Sicht, mit seinen 1415 Metern Höhe. Der Belchen bildet zusammen mit der Belchenfluh im Schweizer Jura und der Grand Ballon im Elsass ein Dreieck, das sogenannte Belchensystem. Es diente den Kelten wohl zur Orientierung in der Landschaft, indem sie den Sonnenstand mit den geographischen Gegebenheiten in Verbindung brachten.

Ein Dreiländereck der Berge gewissenmassen: Auch die Kelten waren also, wenn man so will, tri-«national» ausgerichtet.

«Alle Belchen einen sich als Ausflugsziel, jeder bietet hervorragende Aussicht auf die umliegenden Berge, ins Rheintal und, vor allem im Herbst, auf das Nebelmeer», schreibt Edith Schweizer in ihrem Buch «Mythische Orte am Oberrhein». Am Mittwoch ist leider weder das eine noch das andere zu sehen: Der Nebel nimmt jede Sicht auf die Umgebung. Schade!

Wie es da oben wäre ohne Nebel, lässt Thomas Coch durchblicken: Seine Beschreibung eines Sonnenaufgangs auf dem Belchen an klaren Tagen, wenn man die Alpen sieht, macht Lust, einmal auf den Belchen zurückzukehren und dieses Ereignis mitzuerleben. Vorerst muss die Fantasie die verdeckte Aussicht hervorzaubern.

  • Weiterer Tipp: Besuch des Klosters St. Trudpert und der Grabeskapelle, Münstertal. Interessant ist die Gründungsgeschichte des Klosters sowie die architektonische Geschichte der Klosterkirche.

 

 

 

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