Zuerst die gute Nachricht für die Basler Sek-Schüler: Sie können am Morgen bald einige Minuten länger schlafen. Und nun die schlechte Nachricht für die Basler Gymnasiasten und alle Baselbieter Jugendlichen: Ihr Unterricht soll wie bis anhin um 7.40 Uhr oder sogar noch früher anfangen. Der politische Kampf für mehr morgendlichen Schlaf geht aber zumindest in Basel weiter – und damit wohl auch die Kontroverse.
Es ist eine Forderung, die vor allem bei Jugendlichen sehr populär ist und wohl darum immer wieder gestellt wird.
Es ist aber auch eine Forderung, die stark umstritten ist. Bestens gezeigt hat das unsere Wochendebatte zum Thema: Soll die Schule später beginnen?
Ja, unbedingt, schrieb die Basler Gymnasiastin Ada Mohler. Schule müsse lustvoll und spannend sein. Um 7.40 Uhr am Morgen sei sie das aber für die wenigsten Schülerinnen und Schüler – und für die meisten ein Kampf.
Na ja, hielt der SVP-Politiker Joël Thüring in der Debatte dagegen, er selbst freue sich auch nicht jeden Morgen «über den schrillen Ruf des Weckers». Dennoch sei es für ihn selbstverständlich, ab 7.30 volle Leistung zu bringen.
So laufe es nun mal in der Arbeitswelt, sagt Thüring. Und darauf müsse die Schule die Schüler vorbereiten. Darum wäre es falsch, den Schulbeginn auf später zu verschieben. Die Schülerinnen und Schüler müssten sich eben sagen: «Morgenstund hat Gold im Mund.»
Trotz aller Weisheit verlor Thüring die Abstimmung nach einer angeregten Debatte aber deutlich mit 74 zu 26 Prozent der Stimmen.
Mittagspause wird verkürzt
Gut möglich, dass der Wille der TagesWoche-Community nun auch in der Realität umgesetzt wird. Ein bisschen zumindest: In Basel hat das Erziehungsdepartement jedenfalls vor, den Unterrichtsbeginn in der Sekundarstufe auf 8.00 Uhr zu verschieben. Diese Anpassung drängt sich mit der Schulreform auf, die ab 2015 auch in dieser Hinsicht eine Vereinheitlichung bringen soll. Noch fangen Sekundar (7.40 Uhr) und Primar (8 Uhr) zu unterschiedlichen Zeitpunkten an. Die 20 Minuten Unterrichtszeit, die mit der Umstellung verloren gehen, sollen mit einer Verkürzung der Mittagspause kompensiert werden. Eine Verlängerung des Unterrichts am Nachmittag ist nicht vorgesehen.
Der Entscheid über die Umsetzung liegt nun beim Erziehungsrat. Noch laufen aber die letzten Abklärungen im Erziehungsdepartement. Ein Grund, warum der Regierungsrat dem Grossen Rat beantragt, den Anzug von Franziska Reinhard (SP) für «einen kinder- und jugendgerechten Schulstart» erst einmal stehen zu lassen, wie am Dienstag nach der Regierungs-Sitzung mitgeteilt worden ist (der Vorstoss ist auf der Rückseite dieses Artikels zu finden).
«Das ist erst der Anfang!»
Für Reinhard ist diese Ankündigung ein «guter Anfang». Mehr aber nicht. Ihr Ziel ist ein Schulanfang um 8.30 Uhr – und zwar auch für die Gymnasiasten und nicht nur für die Primar- und Sekundarschüler. Die paar Minuten mehr Schlaf am Morgen würden sich bei vielen Jugendlichen positiv auf die Leistung auswirken, sagt sie. Genau gleich argumentieren auch die Schülerinnen und Schüler der Basler Gymnasien Leonhard, Münsterplatz und Kirschgarten in ihrer Petition für eine Verschiebung des Schulbeginns auf 8.30 Uhr. Eine Forderung, die weiterhin aktuell ist. Und offenbar auch berechtigt. Es gibt jedenfalls Studien, die zeigen, dass die typischen Langschläfer oft kreativ sind – und in der Schule dennoch eher Mühe haben als die Frühaufsteher, weil sie erst wirklich wach werden, wenn es dafür schon fast zu spät ist.
Ein Problem, das mit den Jahren noch zunimmt. Eine Erfahrung, die auch Gymnasiastin Ada Kohler gemacht hat: «Unsere Schule widerspricht dem natürlichen Schlafrhythmus», sagt sie: «Darum müssen sich viele Jugendliche abmühen, um eine einigermassen angemessene Leistung zu bringen.»
Ein Schulbeginn um 8 Uhr – in der Sekundar wie in der Primar: In Basel-Stadt wird diese Vereinheitlichung mit der Schulreform begründet, die gemeinsam mit Baselland durchgeführt wird und erklärtermassen ein einheitliches Schulsystem bringen soll. Logischerweise müsste der morgendliche Schulbeginn damit auch auf dem Land generell auf 8 Uhr festgelegt werden. Wird er aber nicht, wie bei der Baselbieter Bildungsdirektion zu erfahren ist. Der frühe Beginn sei auf die Verkehrsverbindungen abgestimmt und erlaube zudem, den knappen Raum möglichst gut auszunutzen, was vor allem bei den Sporthallen häufig wichtig sei, heisst es in der Begründung.