Frauen in 30 Ländern gehen am Frauentag am Mittwoch auf die Strasse. Nur Basel feiert Fasnacht. Wer sich trotzdem solidarisieren will, kann schon mal die neue Schweizer Pusshymne hören und das Demonstrieren am Samstag nachholen.
Sgit Froue, die stöh härter als d Mannschaft ir Armee,
leiste nonstop, kei Anerkennig
Emanzipation? Mh, ehnder wenig
rappt die Bernerin Lil Lou. Sie hat letzte Woche eine Weltfrauentag-Hymne aufgenommen, einen «Song für Menschenrechte, gegen Sexismus und Frauenhass», zusammen mit den Rappern Greis und Nemo und den Musikerinnen Veronica Fusaro, Thaïs Diarra sowie Nick Porsche und Murat. Der Titel: «We can’t keep quiet».
Die Musikerinnen und Musiker haben im Video Mützen mit Katzenohren auf – einen Pussyhat, wie ihn die Demonstrantinnen am Women’s March in den USA am 21. Januar, einen Tag nach der Amtseinführung von Präsident Donald Trump, trugen.
Von dort stammen auch Idee und Titel des Lieds. Der gleichnamige Song der Sängerin Milck ging viral.
Demonstrationen am 8. März
Und jetzt rufen Aktivistinnen in den USA am Weltfrauentag vom 8. März zu einem internationalen Streik auf. Und Frauen aus 30 Ländern gehen auf die Strasse, heisst es in Medienberichten.
Und die Schweiz?
Hierzulande haben die Frauen jetzt zwar eine Hymne, für einen Streik reicht die Vorbereitungszeit jedoch nicht ganz. Dafür für Strickaktionen, Proteste und Diskussionsrunden. Ein Bündnis aus zahlreichen – tendenziell linken – Frauenorganisationen wie den SP Frauen, den Grünen oder dem kurdischen Frauenverein Beritan rufen am Mittwoch zu Protestaktionen in Schweizer Städten auf. Der Hintergrund: Die Aktivistinnen fürchten, dass es mit der Emanzipation bachab geht, so heisst es im Aufruf:
«Wir akzeptieren weder den ‹Trumpism› noch den aktuellen Rechtsrutsch in Europa. Reaktionäre Politiken gefährden Frauen*rechte und Frauen*anliegen und verstärken rassistische, trans*- und homosexuellenfeindliche Tendenzen und soziale Ungleichheit.»
Women’s March am 18. März
Mit dem 8. März ist es noch nicht getan. Es ist ein bisschen verwirrend, aber die Frauenorganisationen rufen ausserdem am 18. März in Zürich zu einem Women’s March nach dem Vorbild der USA auf.
Mit der Hymne solidarisieren sich die Musikerinnen und Musiker mit diesen Protesten. Für die Rapperin Lil Lou war sofort klar, dass sie mitmacht. Die 20-Jährige erlebt regelmässig Sexismus. «Ich kann ja kaum in den Ausgang, ohne dass ich blöd angemacht werde.» Und als weibliche Rapperin wird sie oft sofort über das Aussehen definiert und strenger bewertet. «Ich muss mich doppelt so gut präsentieren wie ein Mann, um anerkannt zu werden.»
Vom Sexismus handelt auch ihr neuester Song «Bitchez»: Es geht um doofe Sprüche, die sich Frauen von Männern anhören müssen.
Und in Basel?
Hier herrscht erstmal Frau Fasnacht. Sie macht Protestbemühungen am 8. März zunichte. Auch hier hat sich zwar ein Bündnis aus verschiedenen Frauenorganisationen zusammengeschlossen und die Polizei um eine Bewilligung für eine Demonstration am Fasnachtsmittwoch angefragt, doch sie erhielten keine, wie Katha Baur, Mitglied des Frauenkollektivs «schamlos», sagt. Also beschlossen die Aktivistinnen, die Demonstration auf Samstag zu verlegen, und bekamen eine Bewilligung. Darüber waren einige der Frauen gar nicht traurig, sagt Baur: «Viele von uns sind selber in Cliquen und deshalb froh, können sie am Mittwoch an die Fasnacht.»
_
Samstag, 11. März, 14 Uhr: Frauen*kampftag in Basel. Start im De-Wette-Park.
Samstag, 18. März, 13.30 Uhr: Women’s March in Zürich. Besammlung am Helvetiaplatz Zürich