Die Schweizer müssen zu ihrem besten Curling zurückfinden

30 Spiele ist die Weltmeisterschaft der Curler in der St. Jakobshalle alt. Die Schweizer stehen mit zwei Siegen aus sechs Spielen auf Rang 10. Zeit für eine Zwischenbilanz mit Skip Sven Michel – dessen Stimmbänder langsam versagen.

Switzerland's Skip Sven Michel delivers a stone during a round robin match between Switzerland and Germany at the world men's curling championship 2016 in the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Saturday, April 2, 2016. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

30 Spiele ist die Weltmeisterschaft der Curler in der St. Jakobshalle alt. Die Schweizer stehen mit zwei Siegen aus sechs Spielen auf Rang 10. Zeit für eine Zwischenbilanz mit Skip Sven Michel – dessen Stimmbänder langsam versagen.

Die Stimme von Sven Michel ist bereits am Montag nach vier gespielten Partien angeschlagen. Heiser, aber nach dem Sieg gegen Südkorea sichtlich erleichtert, gibt er Auskunft. Die Kulisse und das Eis in der St. Jakobshalle seien gut und das Publikum stehe hinter dem Heimteam: «Es gefällt uns hier.»

Angefeuert wurden die Schweizer Curler unter anderem von mehreren Schulklassen, welche die Gelegenheit auf Weltklasse-Curling beim Schopf packten. Vor dem Spiel erhielten die Schüler im Foyer eine Einführung. Damit sie auch wussten, wann sie jubeln müssen.

Bereits am Samstag waren die Schweizer gegen das deutsche Team um Skip Alexander Baumann ins Turnier gestartet. Die Halle war schon am ersten Tag ansprechend gefüllt. Und im Grunde hätte man gar nicht auf die Eisfläche schauen brauchen, um herauszufinden, welchem Team es gerade gut lief. Gelang den Deutschen ein guter Stein, trötete es von den Rängen. Reagierten die Schweizer erfolgreich, erschallten die Kuhglocken aus einer anderen Ecke.



Switzerland's second Enrico Pfister, skip Sven Michel and lead Simon Gempeler, from left, in action during a round robin match between Switzerland and Korea at the world men's curling championship 2016 in the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Monday, April 4, 2016. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

Zum Auftakt siegten die Schweizer gegen Deutschland. Das muss deswegen nichts bedeuten, weil der Nachbar aus dem Norden im Curling nicht zu den Mitfavoriten zählt. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Am Ende waren die Kuhglocken öfter und lauter zu hören. Die Schweizer gewannen deutlich (8:2). Den Auftaktsieg gilt es allerdings nicht überzubewerten – die Deutschen gehören zu den Aussenseitern, sofern es solche an dieser Curling-WM überhaupt gibt.

Die Einführung von neuen Besen hat den Sport innert kurzer Zeit verändert. Mit diesen Besen lässt sich die Bahn des Curlingsteins stärker und in unterschiedlichster Weise beeinflussen. Die Wischarbeit ist deutlich wichtiger geworden. Dadurch sei die Weltspitze näher zusammengerückt. Das sagen alle – ob Sven Michel, Nationaltrainer Andreas Schwaller oder der schwedische Welt- und Europameister Niklas Edin. Edin geht gar so weit, dass er sämtliche Konkurrenten als «grosse Gefahren» für seine Titelverteidigung bezeichnet.

Schwaller relativiert Edins Aussage: «Die neuen Besen haben viel verändert, aber nicht alle Teams können die neuen Möglichkeiten lohnend nutzen.» Der erfahrene Nationaltrainer ist überzeugt, dass in Basel einer der alten Hasen den Titel gewinnen wird – und kein Aussenseiter.

Die Gefahren eines neu zusammengesetzten Teams 

Das Team um Sven Michel wurde auf diese Saison hin neu zusammengesetzt. Mit Enrico und Marc Pfister sind zwei Brüder dazugekommen. «Es ist ein komplett anderes Zusammenspiel in der neuen Konstellation, aber wir haben zusammengefunden», sagt Michel. Für Nationaltrainer Schwaller sind die Adelbodner ein sehr harmonisches Team, das individuell noch etwas besser besetzt sei, seit die Brüder Pfister dazuzählen.

Auch der Weltmeister Niklas Edin lobt die Schweizer, die einen ähnlichen Stil spielten wie sein Team. «Wenn wir aufeinandertreffen, geht es zur Sache, und es gewinnt das Team, das den besseren Tag erwischt.»



Switzerland's second Enrico Pfister, lead Simon Gempeler and skip Sven Michel, from left, in action during a round robin match between Switzerland and Sweden at the world men's curling championship 2016 in the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Sunday, April 3, 2016. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

Die neuen Besen in den Händen des Schweizer Teams. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Nach den Schweizer Meisterschaften, an denen sich die Adelbodner gegen die EM-Zweiten aus Genf durchgesetzt und für die WM qualifiziert hatten, liess Michel verlauten: Sein Team habe wohl so gut gespielt wie noch nie. Simon Gempeler, Enrico Pfister, Marc Pfister und Sven Michel hatten ein Hoch, aber die Konstanz ist laut Nationaltrainer Schwaller nicht die grösste Stärke der Berner Oberländer.

Starke Konkurrenz

Am Sonntag verloren die Schweizer sowohl gegen die favorisierten Schweden als auch gegen Japan. Michel ist trotzdem weiterhin zufrieden mit dem Schweizer Spiel, sieht aber Gefahrenpotenzial: «Die Niederlage gegen Japan war ärgerlich. Wir müssen uns besser konzentrieren im offensiven Spiel, ansonsten werden wir hier sofort bestraft.»

Der Nationaltrainer sieht die Probleme der Schweizer hauptsächlich bei der starken Konkurrenz: «An den Schweizer Meisterschaften wurden Sven und Co. ausser von Genf wenig gefordert. Die Gegner hier sind stärker und bestrafen die Fehler konsequent.»

So geschah es auch am Montagabend gegen Finnland (6:12). Michel erwischte nicht den besten Tag, während der finnische Skip Aku Kauste sowohl bei den Draws als auch bei den Takeouts ein konstant gutes Spiel zeigte.

Wollen sich die Schweizer für das Finalwochenende qualifizieren, müssen sie mindestens den vierten Rang erreichen. Gegen die USA konnte die Schweiz am Dienstagmorgen erneut nicht gewinnen (7:9)

Das Heimteam hat somit nach fast der Hälfte der Vorrundenspiele zwei Siege und vier Niederlagen auf dem Konto. Mit Schottland, Dänemark, Russland, Norwegen und Kanada warten noch mehrere schwierige Aufgaben. Wenn man die vergangenen Weltmeisterschaften als Vergleichswert heranzieht, dürfen sich Michel und seine Mitspieler keine weiteren Niederlagen mehr erlauben. Um am Freitag noch im Turnier mit dabei zu sein, müssen sie zurück zu ihrem besten Curling finden.


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