Die Stadt Basel ist nun offiziell «kinderfreundlich»

Im Gundeli nahm Regierungsrat Christoph Eymann das Label «kinderfreundliche Gemeinde» von Unicef Schweiz entgegen. Die Veranstaltung fand in einem sehr kinderfreundlichen Rahmen statt.

Die Labelverleihung fand im SpielFeld statt. Die Kinder kamen erst zur Zauberer-Show an die Veranstaltung. (Bild: Nils Fisch)

Im Gundeli nahm Regierungsrat Christoph Eymann das Label «kinderfreundliche Gemeinde» von Unicef Schweiz entgegen. Die Veranstaltung fand in einem sehr kinderfreundlichen Rahmen statt.

Die Popcorn-Maschine im Spielfeld im Gundeldinger Feld war bereits vor der Veranstaltung am Aufheizen, die Partybrote türmten sich auf dem Buffet. Damit waren die Voraussetzungen gegeben für einen kinderfreundlichen Anlass, der die Verleihung des Unicef Labels werden sollte.

Was eine kinderfreundliche Gemeinde laut der Unicef ausmacht? In erster Linie ist es die Bereitschaft, kinderfreundlich zu werden. Denn das Unicef Label ist ein Prozesslabel. Es wird also nicht die aktuelle Situation einer Stadt bewertet, etwa anhand der Anzahl Spielplätze, sondern die Verpflichtung einer Gemeinde, einen Aktionsplan zur Steigerung der Kinderfreundlichkeit zu formulieren und in den kommenden vier Jahren einzuhalten.

Bei der Verleihung sprachen Christoph Eymann, der Vorsteher des Erziehungsdepartements, Elsbeth Müller, die Geschäftsführerin von Unicef Schweiz und Marc Flückiger, Leiter Abteilung Jugend- und Familienförderungen. Dabei mussten sie sich mühevoll über das Geschrei der spielenden Kinder hinweg Gehör verschaffen.

«Wir wollen die Stadt durch Kinderaugen hindurch betrachten.»

Christoph Eymann

Eymann betonte, dass man sich nun nicht «auf eventuellen Lorbeeren» ausruhen würde: «Wir sehen dieses Zertifikat als Dauerauftrag, die Stadt durch Kinderaugen hindurch zu betrachten.» Ein Aktionsplan mit konkreten Massnahmen zur Steigerung der Kinderfreundlichkeit wurde formuliert, der in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden soll.

Elsbeth Müller vertraue sehr auf diesen regionalen Ansatz: «Ob es Kinder gut geht oder nicht, manifestiert sich nicht auf nationaler Ebene, sondern auf Ebene der Gemeinde und des Quartiers.» In Basel werde bereits jetzt «beeindruckend viel» für Kinder gemacht, etwa im Kinderbüro Basel. Der einzige Punkt, wo die Stadt ein bisschen hinterherhinke, sei die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in unterschiedlichen Bereichen.

Mitsprache bei Umgestaltungen im Schulhaus

Dort wolle man nun aufholen, sagt Marc Flückiger, der gemeinsam mit anderen für die konkrete Ausformulierung und Umsetzung der Verbesserungsmassnahmen verantwortlich ist. Der Aktionsplan für die kommenden vier Jahre beinhalte 17 übergeordnete Ziele und 48 konkrete Massnahmen. Besonders viel Gewicht sei auf die allgemeine Miteinbeziehung der Kinder sowie auf die Stadtentwicklung gelegt worden. So sollen die Kinder bei der Umgestaltung der Schulhäuser ganz konkrete Wünsche anbringen können wie die Farbe der Schulzimmer.

Bei der Stadtentwicklung werden Kinder und Jugendliche etwa in die Planung des Gundeli Quartiers miteinbezogen. Durch verschiedene Programme und Strukturen, wie der «runde Tisch Kinderfreundlichkeit», werden die Anliegen der Kinder regelmässig angehört.

Ab heute könne man «auch den Herr Eymann fragen»

Als der erste Teil der Veranstaltung vorbei war, wurden die Sitzbänke nach hinten geschoben, Kinder stürmten in den Raum und liessen sich auf dem Boden nieder. Dann fand die eigentliche Labelverleihung statt. Eymann und Müller richteten noch ein paar Worte an die Kinder, und versuchten dabei, sich möglichst verständlich auszudrücken. Wie Müller den Inhalt des Labels in Kindersprache auf den Punkt brachte: «Wenn man ein Problem hat, dann kann man das Mami fragen, den Papi fragen, oder auch die Lehrerin – und ab heute kann man auch den Herr Eymann fragen oder den Herr Flückiger.»

Die Kinder liessen sich nicht wirklich beeindrucken von dieser vielversprechenden Durchsage. Sie wirkten plötzlich abgelenkt, schauten kichernd hinter ein Poster. Hatte sich dahinter jemand versteckt? Tatsächlich – als Eymann die Auszeichnung schliesslich entgegengenommen hatte, kündigte eine schrille Radiostimme einen Zauberer an, der sich darauf sogleich hinter der Plakatwand hervorzauberte. Er unterhielt das Publikum eine gute halbe Stunde lang mit seinen Tricks und Zaubereien.

Dies mag wohl den einen oder anderen leicht irritiert haben. Dass der Anlass weniger trocken würde als andere offizielle Labelverleihungen hätte man erahnen können, aber so viel Kinder-Geburtstags-Ambiente kam dann doch eher unerwartet. Nach der Zauberer-Show wurde ein buntes, lukullisches Buffet aufgestellt, mit Fruchtspiesschen und Partybroten und Silsersandwichs – kurzum mit allem, was das Kinder- sowie das kinderfreundliche Herz begehrt.

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