Die TagesWoche gibt sich 2017 einen neuen Auftritt. Sie will damit am Markt bestehen und eine relevante, unabhängige Stimme auf dem Platz Basel sein.
Die Gründung der TagesWoche hat die Medienwelt vor fünf Jahren aufhorchen lassen. Gebannt blickten Journalisten und Medienschaffende nach Basel, in der Hoffnung, dass am Rheinknie nicht nur eine neue Zeitung entstehe, sondern gleich auch die krisengeschüttelte Branche an sich gerettet würde. Sogar Wolfgang Blau, der damalige Chefredaktor von «Zeit online», liess über Facebook Glückwünsche ausrichten. Und in Basel freuten sich die BaZ-kritischen Bürgerinnen und Bürger aus politischen Gründen auf das neue Medium.
Die Idee war bestechend: Die Tageswoche ist ein Hybrid, ein aktuelles Onlinemedium, gepaart mit einer Wochenzeitung zur Vertiefung und Analyse. Und sie ist ein Medium, das auf Augenhöhe mit seiner Leserschaft in Kontakt treten will. Finanziert wird das Projekt über eine Stiftung, mit dem langfristigen Ziel, dank Abonnenten und Werbeeinnahmen selbsttragend zu werden.
Der Euphorie folgte eine Startphase mit hervorragenden journalistischen Stücken und Meldungen über erfreuliche Abozahlen. Die aufgeblasenen Erwartungen einer ganzen Branche konnte die TaWo jedoch nie erfüllen. Die Organisation blieb zu lange im Start-up-Modus und die Stimmung im Team verschlechterte sich. Es folgte eine Zeit mit internen Machtkämpfen und einem unschönen Trick zur Auflagensteigerung. Im Mai 2015 mussten der Chefredaktor und der Geschäftsführer die TagesWoche verlassen. Der Rettungsballon der Medienbranche war geplatzt – die TaWo stand vor dem Aus.
Das zweite Leben der TaWo
Doch die Stiftung für Medienvielfalt gab dem Projekt eine zweite Chance. Unter der Leitung von Verwaltungsratspräsident Oscar Olano begann sich die TagesWoche zu reorganisieren. Im Januar 2016 stiess ich neu als Chefredaktor und Geschäftsführer dazu. Mein Auftrag war und ist es, die TagesWoche als unabhängiges Medium in Basel zu erhalten und das Unternehmen von einem Start-up zu einem funktionierenden KMU zu entwickeln. Die TagesWoche ist dabei einzig dem Stiftungsauftrag verpflichtet und ansonsten absolut unabhängig.
Heute sehen wir uns als Medienprojekt, das längerfristig am Markt bestehen muss. Wir sehen die TagesWoche im Dienste der Bevölkerung. Die Anliegen und Fragen der Baslerinnen und Basler liefern uns die wichtigen Themen für unsere Arbeit.
Die TagesWoche ist kreativ im Netz unterwegs – aktuelles Beispiel ist der eigene City-Guide (Bild: Hans-Jörg Walter)
In der neuen TagesWoche sollen alle Ideen, Meinungen und Entwicklungen diskutiert werden können. Wir möchten damit eine Gesellschaft fördern, die vielfältig, tolerant und offen ist. Wir möchten ehrlich, unabhängig, mutig, nützlich und inspirierend sein.
Wir stehen ein für grundlegende Werte und gesellschaftliche Errungenschaften wie Menschenrechte, Gleichheit der Geschlechter, Eigenverantwortung, Rede- und Religionsfreiheit oder Kinderrechte.
Wir sind nun daran, unsere Produkte dieser Strategie anzupassen und werden voraussichtlich Ende März die TagesWoche in Print und Online in einem neuen Layout präsentieren. Wir möchten künftig digital innovativer sein und neue Formen des Storytellings fördern. Inhaltlich wollen wir die TagesWoche öffnen und uns vermehrt auch gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Themen widmen, aber im Zentrum unserer Berichterstattung wird auch in Zukunft der Mensch stehen.
Was wir sind, woher wir kommen und wohin es gehen soll: Alles zum Jubiläum der TagesWoche in der Übersicht.