Die Trophäen eines Basler Grosswildjägers

Adam David oder die Geschichte eines studierten Mannes, der in die Welt hinauszog, um grosse Tiere zu erlegen.

(Bild: Staatsarchiv Basel)

Adam David oder die Geschichte eines studierten Mannes, der in die Welt hinauszog, um grosse Tiere zu erlegen.

(Bild: Staatsarchiv Basel)

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Da hat aber einer was ganz Grosses geschossen! Entsprechend stolz posiert der Mann für die Kamera. Diese Stereofotografie ist über hundert Jahre alt und macht etwas, was die Fotografie seit ihrer Erfindung leisten muss: Sie dient als virtuelle Jagdtrophäe. Es ist gewiss bequemer, ein Glasplattennegativ durch halb Afrika zu tragen als ein tonnenschwerer Tierkadaver.

Adam David mit Leopard im Garten

Adam David mit Leopard im Garten (Bild: Staatsarchiv Basel BSL 1003 C 5)

Der stolze Schütze auf dem riesigen Flusspferd ist der Basler Abenteurer Adam David (1872–1959). Dieser hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts Afrika bereist, grosse Tiere erlegt und sich des Öfteren damit fotografieren und filmen lassen. Auf weiteren Bildern sieht man ihn mit erlegten Antilopen, Krokodilen, Elefanten, Hyänen, Kudus und Leoparden.

Vom Jäger zum Stadtoriginal

In der Regel beglückte Adam David mit den erlegten Schätzen das Naturhistorische Museum. Ab und an brachte er auch mal etwas Lebendiges mit: die ersten zwei Giraffen des Basler Zoos zum Beispiel. Die waren prompt nicht ohne Weiteres zu transportieren. Es gibt Aufnahmen, die zeigen, wie die doch eher improvisiert wirkende Verladung auf ein Schiff beinahe missglückt und die grossen Tiere halb im Wasser landen. David ist in Basel als Sohn eines Kaufmanns aufgewachsen. Er studierte Agronomie an der ETH und Zoologie an der Universität Zürich. 1897 reiste er nach Kairo zu seinem Bruder, wo er sich an dessen Handelsexpeditionen in den Sudan beteiligte. Ab 1908 reiste David unzählige Male nach Afrika, um als Grosswildjäger mit Elfenbein zu handeln.

Zusammen mit dem Pariser Filmemacher Alfred Machin produzierte er den allerersten Tierdokumentarfilm in Afrika, «Chasse à l’hippopotame sur le Nil bleu» (Nilpferdjagd auf dem blauen Nil). Vermutlich wurde David also parallel zur hier abgebildeten Szene gefilmt.

Ein anderer Streifen von ihm zeigt eine feige Jagd auf einen Leoparden, der zuerst in eine Falle gelockt und dann aus nächster Nähe abgeknallt wurde.

Heutzutage würden solche Filme die Tierschützer in Rage versetzen, damals lockten sie die Massen in die Kinos.

Nach seinen Abenteuern kehrte David in die Schweiz zurück und engagierte sich als Vorstandsmitglied des Basler Zoos. Bis in die 40er-Jahre reiste er aber immer wieder zu Jagdexpeditionen nach Afrika. 

Im Alter war David vor allem publizistisch tätig. Er verarbeitete seine Erlebnisse in diversen Büchern und wurde mit seiner Radiosendung «dr Dr. David verzellt» schweizweit bekannt.

In Basel erlangte der Abenteurer den Status eines Stadtoriginals. Bis zu seinem Tod 1959 war David nämlich stets in seiner exzentrischen Kleidung im Stile eines Gross­wildjägers unterwegs.

1984 widmete ihm das Naturhistorische Museum Basel eine Ausstellung zu seinem Gedenken. Ansonsten geriet Adam David allerdings in Vergessenheit. Die jagdverherrlichenden Berichte und Fotografien des lebenslangen Junggesellen waren irgendwann nicht mehr zeitgemäss. Trotzdem bleiben sie repräsentative Dokumente der damaligen Grosswildjagd.

3-D-Erlebnisse

Die stereoskopischen Aufnahmen waren damals eine extravagante Angelegenheit, da man die doppelte Menge Aufnahmematerial und eine Spezialkamera benötigte. Auch um die räumliche Illusion entstehen zu lassen, waren spezielle Apparaturen notwendig. Die standen unter anderem an Jahrmärkten und wurden rege benutzt, um gegen ein Entgelt Sehenswürdigkeiten aus aller Welt in 3-D bestaunen zu können.

Quellen

http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/bild.aspx?VEID=380947&DEID=10&SQNZNR=1

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