Mit dem Film «Die Übernahme» will der Verein «Rettet Basel» die Diskussion rund um die Besitzverhältnisse der «Basler Zeitung» aufrechterhalten. Podiumsdiskussionen ergänzen aus diesem Grund die Vorstellungen im Kultkino Atelier.
Als das Kultkino Atelier am Sonntagmorgen zum zweiten Mal den BaZ-kritischen Film «Die Übernahme» spielt, ist der Saal gut gefüllt. Es dürfe hier kein klassischer Dokumentarfilm erwartet werden, sagt Alfred Schlienger, Moderator und Mitinitiant von «Rettet Basel» zur Begrüssung. Vielmehr sei der Film «eine bewusste filmische und parteiliche Intervention, die jene zu Wort kommen lässt, die sich täglich mit der Berichterstattung der ‹Basler Zeitung› auseinandersetzen müssen».
«Die Übernahme» ist eine Gemeinschaftsproduktion von «Rettet Basel», dem Netzwerk «Kunst+Politik» und dem Basler Regisseur Edgar Hagen. Dieser erwehrt sich gleich zu Beginn des Vorwurfs, einen Propagandfilm produziert zu haben. «Zu behaupten, der Film sei einseitig, ist nicht richtig. Die ‹Basler Zeitung› kommt als Konterpart durchaus zu Wort», sagt Hagen.
30 Personen vor der Kamera
Zu Beginn des Filmes werden in einer einführenden Sequenz die unübersichtlichen Abläufe rund um den Eigentümerwechsel bei der «Basler Zeitung» vor vier Jahren anhand von Ausschnitten aus der Tagesschau Schritt für Schritt nachgezeichnet.
Es folgen Statements verschiedener Persönlichkeiten zu Artikeln der «Basler Zeitung», die an an einer Podiumsdiskussion von «Rettet Basel» im Juni 2014 vorgelesen und diskutiert wurden. «Diese Texte müssen für sich alleine stehen können», sagt Hagen, «sie repräsentieren die Stimme der BaZ.»
«Die zitierten Texte repräsentieren die BaZ»,
Die Vorführung stösst im Kinosaal auf Zustimmung, einzelne Statements ernten spontanen Applaus. Gerne hätte man auf der anschliessenden Podiumsdiskussion auch das Votum einiger BaZ-Befürworter gehört, allerdings haben sich trotz mehrmaliger Anfragen weder der Chefredaktor Markus Somm noch ein Stellvertreter bereit erklärt, an der Diskussion teilzunehmen.
Der Einladung gefolgt sind stattdessen der ehemalige CVP-Grossratspräsident Felix Rudolf von Rohr, Matthias Zehnder (Chefredaktor «bz Basel») und Remo Leupin (Mitglied der Chefredaktion der TagesWoche).
Verdrehte Tatsachen und Diffamierungen
Zehnder übt sich zunächst in Zurückhaltung, im Wissen, dass Äusserungen über die Konkurrenz «immer mit Vorsicht» zu geniessen seien. Dennoch empfindet er bei den zitierten Texte vor allem den handwerklichen Umgang als problematisch: «Sobald Leute diffamiert werden oder Vermutungen zu Tatsachen verdreht werden, kann das grosse Auswirkungen haben. Nicht nur für die betroffenen Personen, sondern auch für unseren Berufsstand.»
Er sehe sich als Leiter eines konkurrierenden Mediums immer wieder mit dem Problem konfrontiert, zu den Inhalten der «Basler Zeitung» Stellung nehmen zu müssen. «Damit bestimmt dieses Blatt auch indirekt unsere Berichterstattung, das ärgert mich dann schon», sagt Zehnder.
Kritik am politischen Programm
Felix Rudolf von Rohr fühlt sich schlicht um Basels Ruf betrogen. Die Heimlichtuerei um den Besitzerwechsel der «Basler Zeitung» lässt er nicht als Ausrede für die überraschende Einflussnahme Christoph Blochers gelten. «Jenen Leuten, die sich in Medienkreisen auskennen, konnten die Winkelzüge rund um die Basler Zeitung nicht verborgen geblieben sein. Ich bedaure, dass damals niemand zur Stelle war, um für unsere Zeitung einzustehen», sagt von Rohr.
Thematisiert wird auch der Vorwurf, die «Basler Zeitung» werde seit der Installation Markus Somms als Chefredaktor zum SVP-Parteiblatt umfunktioniert. Remo Leupin mag den SVP-Einfluss nicht negieren, er setzt allerdings viel Vertrauen in die Basler Leserschaft. «Viele Leute haben den Braten doch längst gerochen», sagt er, «vor allem junge Leser sind heute sehr medienkompetent und pflegen einen kritischen Umgang mit Nachrichten.»
Unentschuldbare Menschenjagden
Ein aufmerksames Publikum verharmlose das Verletzen journalistischer Grundregeln allerdings nicht, so Leupin weiter. «Jedes Medium ist diesen Werten verpflichtet. Medial inszenierte Menschenjagden oder Angriffe auf Institutionen aus einer politischen Agenda heraus sind unentschuldbar.»
Auch Zehnder mag den Einfluss der «Basler Zeitung» auf die Leserschaft nicht überbewerten, «denn Aufregung und Ärger ist doch genau die beabsichtigte Reaktion der Macher» sagt er. Bedenklich sei eine «schleichende Vergiftung der öffentlichen Meinung», die etwa durch die anhaltende Präsenz tendenziöser Schlagzeilen hervorgerufen werde.
«Die Übernahme» will Diskussion offen halten
Extremen Haltungen gelte es entgegenzuwirken, ohne in einen polemischen Tonfall zu verfallen. Sowohl Zehnder als auch Leupin sehen hierin eine verzwickte wie entscheidende Aufgabe der beiden Alternativen «bz Basel» und TagesWoche auf dem Medienplatz Basel.
Die Diskussionszeit neigt sich dem Ende zu, da kommt Moderator Schlienger noch auf die Zukunft zu sprechen. Der Verein «Rettet Basel» werde sich weiterhin für einen offenen Austausch einsetzen. «Die Übernahme» sei als Zeichen für eine anhaltende kritische Auseinandersetzung mit der «Basler Zeitung» zu verstehen.
Der Trailer zum Film «Die Übernahme»:
«Die Übernahme»: Weitere Vorführungen im Kino Atelier Basel:
- Samstag, 24. Januar 12.00 Uhr, anschliessendes Podium mit: Urs Buess (freier Journalist), Fabian Baumann (freier Journalist) und Lorenzo Vasella (Präsident Verein Öffentliche Zeitung Baselland).
- Sonntag, 25. Januar 11.00 Uhr, anschliessendes Podium mit: Martina Bernasconi (GLP), Joël Thüring (SVP) und Kerstin Wenk (SP).