Diese Frau will Basler Lehrern Humor beibringen

An der grossen Kantonalen Schulkonferenz liessen sich fast 3000 Lehrer erklären, weshalb Humor im Klassenzimmer eine gute Sache ist. Die Humortrainerin Eva Ullmann erzählt uns, welche Witzchen in den Schulunterricht passen und welche weniger.

Eva Ullmann

(Bild: Alexander Preobrajenski)

An der grossen Kantonalen Schulkonferenz liessen sich fast 3000 Lehrer erklären, weshalb Humor im Klassenzimmer eine gute Sache ist. Die Humortrainerin Eva Ullmann erzählt uns, welche Witzchen in den Schulunterricht passen und welche weniger.

Nur zu leicht geht vergessen, wie viele Lehrerinnen und Lehrer Basel eigentlich hat. Rund 2700 Lehr- und pädagogische Fachpersonen haben sich am Mittwoch in der St. Jakobshalle zur Gesamtkonferenz der Kantonalen Schulkonferenz versammelt. Die Sitzreihen waren besser besetzt als bei so manchem Rockkonzert.

Nach den obligaten Grussworten und Abstimmungen, etwa über die Forderung, die externen Leistungschecks abzuschaffen, begann der unterhaltsame Teil. Mit didaktischen Hintergedanken natürlich, ganz standesgemäss. Auf die Bühne trat Eva Ullmann, Leiterin und Gründerin des Deutschen Instituts für Humor und ausserdem Autorin zahlreicher Sachbücher. Sie wollte den Lehrerinnen und Lehrern näherbringen, weshalb sich Humor ganz ausgezeichnet als «Lernbeschleuniger» eigne. Wir trafen Ullmann in der Pause zu einem kurzen Gespräch über lustige und weniger lustige Lehrer.

Frau Ullmann, als wir in der Redaktion über Humor bei Lehrern gesprochen haben, haben wir uns alle bloss an die etwas peinlichen Witzchen des Französischlehrers erinnert.

Manche Lehrer kommen mit ihrem Humor gut an bei den Kindern. Andere fragen sich vielleicht weniger, ob ihre Spässe in der Klasse auf Gegenliebe stossen. Ich sage zu den Lehrpersonen: «Fragt eure Schüler doch einmal direkt, was sie lustig finden.» Humor im Unterricht lässt sich nicht nebenbei machen, sondern sollte gezielt und überlegt eingesetzt werden.

Lustig weil widersprüchlich. Eva Ullmann weiss ihre Ausführungen anschaulich zu verdeutlichen.

Zum Beispiel?

Ich hatte diesen Fall einer Gesamtschule, wo die Mädchen sich einen Spass daraus machten, sämtliche Spiegel mit ihren geschminkten Mündern abzuküssen, sodass rote Lippenabdrücke zurückblieben. Die Schulleitung hat nach mehreren erfolglosen Mahnungen die Mädchen in der Toilette versammelt und der Hausmeister hat vor allen den Lappen in die Toilette getaucht und die Spiegel damit abgewischt. Danach hat die Spiegelküsserei sofort aufgehört. Das kann man lustig finden oder nicht, aber es ist auf jeden Fall eine überraschende und zielführende Idee.

Ich würden Ihnen gerne einige Situationen schildern und Sie bitten, diese humorvoll zu entschärfen. Einverstanden?

Klar.

Einem Kind passiert vor der Klasse ein peinliches Missgeschick, die Mitschüler beginnen sich darüber lustig zu machen.

In solchen Situationen ist die positive, heldenhafte Umdeutung recht erfolgreich. Wenn einem Kind ständig etwas runterfällt, dann sagt die Lehrerin beispielsweise: «Sebastian testet gerne die Schwerkraft. Es ist wichtig, dass physikalische Gesetze regelmässig überprüft werden.» Oder auch: «Sebastian ist gut darin, Dinge loszulassen. Viele müssen das erst üben, er kann es einfach so.» Es muss auf jeden Fall darum gehen, das Kind, das grade beschämt ist, in seinem Status anzuheben. So kann sich das Kind entspannen.

Als ich noch zur Schule ging, hatten wir in der 1. Klasse genau ein ausländisches Kind, einen Elsässer. Ich kann mich noch erinnern, dass von uns niemand «neben dem Franzosen» sitzen wollte.

Auch da würde ich wieder über eine Stärkung gehen. Franzosen sind total gut im Flirten und backen gutes Brot, vielleicht kann man sich von ihm also was abschauen. Das kann durchaus auch über Klischees funktionieren, solange die Grundhaltung liebevoll ist.

In der Klasse ergibt sich eine ungute Dynamik, einzelne Kinder werden ständig gehänselt, ausgegrenzt, gemobbt.

Wenn man von Mobbing spricht, ist in der Regel schon viel passiert. Sprich: Die Eskalation hat bereits stattgefunden. Das ist eine Situation, der mit Klarheit und Ernsthaftigkeit begegnet werden sollte. Humor ist zumindest im ersten Moment nicht das geeignete Mittel. Hier kann Spannung rausgenommen werden, indem man die beiden Parteien an Gemeinsamkeiten und schöne gemeinsame Erlebnisse erinnert.

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