Es gibt da diesen neuen Look, schwer trendy. Die Zeitungen sind voll davon, man könnte, was sag ich, man MUSS diese Garderobe als das Must-Have dieser Herbstsaison betrachten. Sie ahnen es, es geht um diesen Fashionista aka Sozialdetektiv, den Spätherbst-Trendsetter schlechthin.
Sind Sie Prêt-à-porter? Dann schnallen Sie Ihren Guccigürtel enger und betten Sie die Adiletten auf die IV-Rente. Bequem? Wir zeigen Ihnen als erfahrenem Fashion Victim, was Sie brauchen, um bis zum 25. November ganz sicher en vogue zu sein.
Augenpartie. Lassen Sie Ihre Wimpern verwildern, legen Sie den Eyeliner zur Seite. Der Sozialdetektiv trägt Sonnenbrille. Immer. Sein Leben ist ein Song von Deichkind: Ich kann gar nichts sehen, alles dunkel, aber Sonnenbrille im Club ist leider geil. Im Club ist der Sozialdetektiv zwar nie (siehe unten: Habitat), aber leider geil, das ist Ihr Motto.
Es soll vorkommen, dass Sie unbescholtene Bürgerinnen fälschlicherweise des Versicherungsbetrugs «überführen». Egal, Ihr Motto, frei nach Beckett: Ever tried, ever failed, leider geil.
Brille. Als dynamischer Typ wählen Sie das Modell «Insekt» mit diesen seitlich zur Ohrenpartie abdriftenden Gläsern. Oder das Modell Pilot. Rund, dark, sexy. Damit werden Sie an jeder Sozialschmarotzer-Party zum Blickfang.
Obenrum: Hier haben Sie die Qual der Wahl: fettiges verwahrlostes, strähniges Haar. Damit interpretieren Sie den Typ Sozialdetektiv, der es zu nichts gebracht hat und drum fremden Leuten ins Schlafzimmer späht, total edgy. Oder: Hoodie, für den Ich-jogge-zufällig-mit-einer-Kamera-vorbei-Typ. Baseballcap geht auch. Auffällig as fuck, leider geil.
Sollte das alles nichts für Sie sein, kleben Sie sich das blonde Haar aggressiv über den Schädel. Diese Interpretation geht nur, wenn Sie blond sind. Denn ohne Hut brauchts im Minimum einen arischen Schuss Ich-krieg-dich.
Jacke. Hier ist das Material entscheidend: Leder. Wildleder, Pornoleder, helles Leder. Sie sind schliesslich der Typ Draufgänger, richtig, so einer der auch mal da hingeht, wos weh tut. Ein Ledertyp eben, einer, der zum Frühstück Rehkitze jagt und ihnen das Fell abzieht, bevor er IV-Bezügerinnen erlegt. Typ freie Wildbahn. Leder, sonst nix.
Untenrum. Egal. Nackt geht. Sie sitzen eh immer im Auto. Oder im Busch. Siehe: Habitat.
Habitat: Um optimal zur Geltung zu kommen, sitzen Sie immer im Auto. Oder Sie stehen im Busch. So sind Sie mobil, aber auch gone natural. Die Thujahecke, Ihr Freund. Im Wald stehen Sie so, dass zwischen den Zweigen nur Ihr Kopf sichtbar ist. Neigen Sie den Kopf leicht nach vorne und spähen Sie, bis die Pupillen glühen! Bitte nicht einfach beobachten. Spähen. Oder Spitzeln, das geht auch. Vielleicht observieren, aber drunter machen Sie es nicht.
Falls Sie im Auto sitzen: Gerne krass casual aus dem Fenster lehnen. Oder, Spezialtipp: Fotografieren Sie Ihre Zielperson im Seitenspiegel um die Ecke. Das ist fly, das ist Observation Level Endgegner. Spieglein, Spieglein, Sie wissen schon.
Accessoires: Feldstecher, Kamera, GPS-Tracker, Drohne, Lupe. Wirklich wahr: LUPE. Sie nehmen ja Dinge UNTER DIE LUPE. Sie schauen sich «das» mal GENAUER AN. Sie sind einer, der nicht wegsieht, Sie halten drauf. Volle Lotte Teleobjektiv und dann ran an die Pseudo-Opfer. Unter Sozialdetektiven heisst es nicht umsonst: Wie das Teleobjektiv des Mannes, so auch sein Johannes. Den kennen Sie, oder? Womit wir beim Geschlecht wären.
Geschlecht. Mann sollten Sie schon sein. Manche Fashionblogs versuchen auch, Frauen ins Spiel zu bringen. Aber so recht glaubt das keiner, es geht hier auch um die Integrität des starken Geschlechts. Frei, asozial, Grundrechte scheissegal. Dieses Metier steckt nur ein Typ weg. Ein Typ wie Sie.
Sonst noch was? Ach, stimmt. Sie sind sehr einsam. Mysteriös, einsam, Single. Sie nennen es «hard to get». Am Style liegts nicht, hundert Engagements als Symbolbild können nicht irren. Bleiben Sie, wie Sie sind. Unsichtbar.