Gleich zwölf Schüler der Wirtschaftsmittelschule wurden des Prüfungsbetrugs überführt. Sie hatten sich Zugang zu den E-Mail-Konten ihrer Lehrer verschafft. Die Sache kam ans Licht, weil die drei goldenen Regeln des Raubes nicht beherzigt wurden.
Die Zeiten, als man sich die Unterarme vollkritzelte, um sich in Prüfungen einen Vorsprung zu verschaffen, sind auch in Basel unwiderruflich passé. Das demonstrieren zwölf Schüler der Wirtschaftsmittelschule WMS, die aufgeflogen sind, nachdem sie sich Zugriff zu den E-Mail-Konten mehrerer Lehrer verschaffen konnten.
Der Betrug sei ans Licht gekommen, weil die Prüfungsresultate auffällige Unterschiede zu Vornoten aufwiesen, teilen die Ermittler des Erziehungsdepartements mit. Zudem hätten die Täter Lösungswege gewählt, die identisch mit der Musterlösung gewesen seien.
Goldene Regeln verletzt
Ersten Abklärungen zufolge wurden sorglose Lehrer im Vorfeld der Abschlussprüfungen ausspioniert. Offenbar gelang es den Schülern, sich Zugang zu den E-Mail-Konten der Pädagogen zu verschaffen, worüber die Prüfungen konzipiert wurden. Alle Täter sind geständig, sie müssen die Prüfung in einem Jahr nachholen.
Der Flop hätte aus Sicht der Betrüger verhindert werden können, hätte man die drei goldenen Regeln des erfolgreichen Raubes beherzigt:
1. Halte den Kreis der Involvierten so klein wie möglich. Eine Zwölfer-Bande ist natürlich deutlich zu gross, um im Fall der Fälle dicht zu halten. Einer packt immer aus. Sorgfältige Backgroundchecks bei der Rekrutierung des Teams verhindern Überraschungen im Verhörraum.
2. Mit dem Überfall ist die Sache nicht erledigt. Ein sorgfältiger Plan weist mehrere Fluchtwege auf. Wenn alle mit der Beute in der Hand in dieselbe Richtung rennen, wird das auffallen. Die Lösungswege der Prüfungsaufgaben hätten variiert werden müssen.
3. Wirf nicht mit dem Geld um dich. Sollte spätestens seit dem Film «Heat» bekannt sein. Wenn deine H&M-Freundin ihren Nerz spazieren führt, ruft das Neider auf den Plan und wird das Interesse der Ermittler wecken. Spar dir die Geschmacklosigkeiten auf, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Die Lektion: eine solide 4,5 anpeilen und nicht auf Note 6 gehen.
Auch regelmässiger Newskonsum hätte die Täter warnen müssen. Letzte Woche wurde in St. Gallen ein Student überführt, der sich in die Computer seiner Dozenten gehackt hatte. Auch dieser Student erhält eine zweite Chance.
Ob die Sache für die überführten Wirtschaftsschüler in Basel glimpflich ausgeht, lässt Ulrich Maier, Chefermittler des Erziehungsdepartements, offen: «Wir prüfen weitere rechtliche Schritte. Die vollständigen Geständnisse aller Beteiligten lassen uns allerdings hoffen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Lektion gelernt haben.»