«E Schwob» im Trommel-Taumel

Er trommelt auf allem, was ihm begegnet. Sein Programm «Auto Auto!», bei dem er auf Autos trommelt, wird auf der ganzen Welt gezeigt. Für die Basler Trommeln empfindet Musiker Christian von Richthofen aus Hamburg Respekt – und Bewunderung.

Der Trommler Christian von Richthofen aus Hamburg trommelt auf dem Wagen seines Schissdräggzüglis. (Bild: Cedric Christopher Merkli)

Er trommelt auf allem, was ihm begegnet. Sein Programm «Auto Auto!», bei dem er auf Autos trommelt, wird auf der ganzen Welt gezeigt. Für die Basler Trommeln empfindet Musiker Christian von Richthofen aus Hamburg Respekt – und Bewunderung.

Er ist ein Esel mit einem Kopf aus Pappmaché und Kunstfell an den Beinen. Er zieht einen selbstgebauten Leiterwagen mit Waggis-Kindern und kiloweise Räppli drauf. Nach Bedarf wirft er eine Hampfle Räppli in die Menge und zieht, wie es sich für einen Esel gehört, den Wagen sämtliche Berglein der Innenstadt hinauf. Wenn eine Clique kommt, lässt er diese durch – er käme nicht auf die Idee, den Zug zu durchbrechen. Er ist, könnte man meinen, einer, der keine Fasnacht auslässt und – wenn man das Wort an ihn richtet – in tadellosem Baseldeutsch antwortet. Doch manchmal ist es anders, als man denkt.

Der Deutsche Christian von Richthofen (56) ist zum ersten Mal als Aktiver dabei. Er lebt in Hamburg, wo es weder Fasnacht noch Karneval gibt. Es ist aber nicht ein touristisches Abenteuer, das ihn an die Basler Fasnacht geführt hat, sondern a) die Faszination für Trommeln und b) seine Freundin und deren Kinder. Die Trommel-Faszination geht so weit, dass es Christian von Richthofen unterlässt, selber auf einem Basler Modell zu spielen. Und das, obwohl der Perkussionist seit Jahrzehnten vom Trommeln lebt und es keinen Tag ohne aushält. Er trommelt auf allem und zieht seit zehn Jahren mit dem Programm «Auto Auto!» durch die Welt. Auch an der Fasnacht trommelt er – auf dem Leiterwagen.

Tonbandgerät in der Hand

«Ich müsste zuerst richtig üben, um an der Fasnacht teilnehmen zu können.» Zu gross sei der Respekt vor den Fasnachts-Märschen und der entsprechenden Trommeltechnik. Die Märsche allerdings hat er im Ohr: Als er im vergangen Jahr erstmals (als Passiver) an der Fasnacht war, lief er mit einem Tonbandgerät in der Hand den Cliquen hinterher und nahm sie auf. Er sagt: «Das pustet einen durch Mark und Bein.» Auch heute, an der Kinderfasnacht, überliess er die Route seines Schissdräggzüglis nicht dem Zufall: Eine halbe Stunde lang lief Christian von Richthofen mit den drei Kindern im Gepäck Vertretern der Gundeli-Clique hinterher. «Es ist eine der wenigen Gruppen heute, die nur aus Tambouren besteht. Und: Sie sind sehr gut!»

Die Faszination fürs Trommeln hat er einem Jazzer zu verdanken. «Mein Vorbild war der Schweizer Schlagzeuger Charly Antolini.» Schön wärs, die Worte Christian von Richthofens mit dem Detail «der Mann ist übrigens ein Basler» ergänzen zu können. Doch, so weh es mancher Fasnachtsseele auch tun mag – Antolini ist ein Zürcher. Zusammengefasst lässt sich also sagen: Ein «Schwob» ist begeistert von einem Zürcher – und landet am Schluss an der Basler Fasnacht. Und dort zieht er als Esel um die Häuser und verhält sich, wie es sich für einen Fasnächtler gehört. Mehr noch: Er würde gern einen eigenen Marsch komponieren. Und er klingt, als würde er das irgendwann auch tun. Die Kontaktdaten der Gundeli-Clique jedenfalls hat er schon.

Quellen

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