Es kommt wieder Leben in die ehemalige Novartis-Kantine auf dem Klybeckareal. Junge Menschen, beladen mit grossen Boxen, streben kurz vor Znünizeit Richtung Auditorium, bremsen dann aber abrupt beim Buffet mit Croissants und Kaffee. Doch kein Koffein kann die letzte Nacht aus den müden Gesichtern wischen. Grund der Augenringe sind nicht Studentenfeiern: Ab heute werden die Semesterarbeiten präsentiert.
«Die Arbeiten haben weit mehr als nur die letzte Nacht gekostet», so Dominique Salathé. Der Professor leitet das Institut Architektur an der Fachhochschule Nordwestschweiz und hat sichtlich Freude am Gewusel. Rund um ihn werden Baumodelle aus den Boxen geschält und Pläne an Panels geheftet. Das Auditorium wird zum Ausstellungsraum.
Seit letztem Sommer beschäftigt die Planung des Quartiers rund 150 Studierende quer durch alle Semester. Dazu wurden zwölf Büros gegründet, geleitet von Masterstudenten. Um den Praxisbezug noch weiter zu vertiefen, bekamen diese Arbeitsgruppen ungefähr dieselben Perimeter, welche die Stadt und Novartis auch den renommierten Architekturbüros vorgaben, die letzten Sommer ihre Vorstellungen präsentierten.
Ähneln sich denn auch die Vorschläge? Salathé: «Die Details der Arbeiten sehen auch wir erst jetzt. Dazu kann ich erst in zwei Tagen mehr sagen. Aber die Studierenden geniessen an der Fachhochschule natürlich eine Freiheit des Denkens, die im Berufsalltag nicht mehr möglich ist. Dennoch sind sie wohl näher an der Realität, was für eine Stadt gewünscht wird, da die Studierenden zu der Generation gehören, die das Quartier einst bewohnen wird.»
Als erster Eindruck bleiben der Boxclub im Backsteinbau oder das Tanzstudio in der Kantine. Auch das 50-Meter-Schwimmbecken hat Eingang in die Planung gefunden – eine Idee vom Verein Klybeck, der die Zukunft auf den 300’000 Quadratmetern mitgestalten will.
So versteht Salathé auch die Projekte der FHNW: «Die offene Ideensammlung sowie die konkrete Planung eines solchen Quartiers bietet unserem Institut eine einmalige Chance, uns aktiv einzumischen. Das dürfen wir nicht verpassen.»
Davon profitieren alle Beteiligten. «Wir leisten mit der Arbeit von rund 150 Köpfen einen Beitrag an das Projekt Klybeck plus, den sich die Stadt und ihre Baupartner sonst kaum leisten könnten oder würden», so Salathé.
Dann macht er sich mit den anderen Architektur- und Planungsexperten an die Beurteilungen der Projekte. Bis Mittwochabend sind auch Interessierte und Quartierbewohner herzlich eingeladen, sich ein Bild zu machen und inspirieren zu lassen. Denn wie es online zum Anlass heisst: Architektur geht alle etwas an.
Klybeck neu programmieren! Schlusskritiken Institut Architektur, Klybeck, Kantine, Gärtnerstr. 2, Di. und Mi., 9. und 10. Januar, 9 – 18 Uhr.