Ein Besuch auf der Baustelle des neuesten Schulhauses in Basel

Das neue Sandgruben-Schulhaus ist fast fertig. Ein Baustellenbesuch zeigt: Hier gibts moderne Architektur für moderne Pädagogik.

Sekundarschule Sandgruben: Der grösste Basler Schulhaus-Neubau seit dem Bäumlihof ist am Montag bezugsbereit.

(Bild: Jara Petersen)

Das neue Sandgruben-Schulhaus ist fast fertig. Ein Baustellenbesuch zeigt: Hier gibts moderne Architektur für moderne Pädagogik.

Noch ist der Pausenplatz eine karge Plättliwüste und die Holzstühle stapeln sich unausgepackt in der Aula. Bis zum Schulbeginn im August werden im neugebauten Sandgrubenschulhaus an der Schwarzwaldallee nach gut zwei Jahren Bauzeit aber auch die letzten Arbeiten beendet sein. Dann kann der Teppich für die rund 600 Sekundarschüler endgültig ausgerollt werden.



Willkommen: Zurzeit wird der «Teppich» im Eingangsbereich ausgelegt.

Willkommen: Zurzeit wird der «Teppich» im Eingangsbereich ausgelegt. (Bild: Jara Petersen)

Im neuen Sandgrubenschulhaus, dem grössten Schulhausneubau seit dem Bäumlihof im Jahr 1974, lässt sich der Einzug von neuen pädagogischen Massnahmen in der architektonischen Umsetzung erkennen. Im Eingangsbereich wird momentan noch am Teppich aus Kacheln gearbeitet. «Hier werden die Schüler jeden Tag ein- und ausgehen. Die Architekten wollten deshalb einen Teppich – schliesslich wird das unser aller Haus», erklärt Schulleiter Götz Arlt das Konzept.



Diese «Lernlandschaft» soll ab dem neuen Schuljahr das selbständige Arbeiten fördern.

Diese «Lernlandschaft» soll ab dem neuen Schuljahr das selbstständige Arbeiten fördern. (Bild: Jara Petersen)

Ein paar Stockwerke höher zeigt der Schulleiter, wie ein pädagogisch zeitgemässes Klassenzimmer aussieht: Ergänzt werden die klassischen Schulräume durch einen grossen Gruppenraum, in dem die Schüler ihren Arbeitsplatz haben, wenn sie individuell lernen wollen, und eine Theke, wo sie miteinander über Pythagoras flüstern können. «Und wenn es nicht funktionieren sollte, ziehen wir die Wände wieder ein.» Darauf habe man beim Planen geachtet: Dass der Bau flexibel auf mögliche zukünftige Entwicklungen abgestimmt werden kann.



Da freuen sich sogar die Journalisten. Schnieke Küchenzeile im Hauswirtschaftsraum.

Da freuen sich sogar die Journalisten. Schnieke Küchenzeile im Hauswirtschaftsraum. (Bild: Jara Petersen)

Flexibel gibt sich auch die Aula. Aulen, das seien ja sowieso anspruchsvolle Räume, erklärt Arlt. Einmal im Jahr zur Abschlussfeier sind sie voll und nehmen sonst ungenützt Platz ein. Im neuen «Sandgruben» befinden sich Mensa und Aula deshalb in demselben rotgehaltenen Raum. Wenn eine Theateraufführung ansteht, trennt eine Wand den Mensabetrieb ab – eine kosten- und raumsparende Lösung.



Nie mehr das WC suchen: unübersehbares Knallorange im neuen Sandgruben-Schulhaus.

Nie mehr das WC suchen: unübersehbares Knallorange im neuen Sandgruben-Schulhaus. (Bild: Jara Petersen)

Das neue Sandgrubenschulhaus sei ein «ehrliches Gebäude», sagt Schulleiter Arlt. Es erstrahlt in unverputztem Beton, die Zimmer sind in zurückhaltenden Naturfarben ausgestattet. Signalfarben haben die Architekten andernorts eingesetzt. Die WCs leuchten knallorange, die Garderoben sind alle dunkelblau, und die von der GGG ergänzte Schulbibliothek wartet giftgrün auf ihre zukünftigen Leser.



Fast wie das Kunstmuseum. Beton, schlichtes Grau, Handläufe aus Holz - «ehrliche» Architektur im Sandgruben.

Fast wie das Kunstmuseum. Beton, schlichtes Grau, Handläufe aus Holz – «ehrliche» Architektur im Sandgruben. (Bild: Jara Petersen)

790 Millionen Franken für 49 Schulhäuser: Gebaut wurde das Sandgruben-Schulhaus aufgrund der Umstellung der Schullandschaft durch das Harmos-Konkordat. Für den Kanton Basel-Stadt bedeutete die Angleichung der Schulsysteme eine Verlängerung der Primarstufe um zwei Jahre auf insgesamt sechs Schuljahre. Die anschliessende OS-Stufe wurde durch die dreijährige Sekundarstufe abgelöst. Diese Veränderungen bedeuten nicht nur eine enorme Reorganisation für Personal und Lehrplan. Auch der Schulraum muss infolge der Umstellung der Schulstufen neu aufgeteilt und geschaffen werden.

Der Kanton Basel-Stadt hat für die Neuverteilung der Schulhäuser 2010 einen «Allokationsbericht» erlassen. 2011 wurde die Schulraumoffensive lanciert, welche Bau- und Sanierungsmassnahmen für 49 Schulhäuser im Kanton vorsah. Mit der Massnahme sollte unter anderem der Standard für die Schulhäuser aus diversen Jahrzehnten angeglichen werden, sagt Bernhard Gysin vom Hochbauamt. So wurde beispielsweise das Petersschulhaus, das 1927 erbaut wurde, im letzten Jahr für 12 Millionen Franken saniert. Neubauten gibt es unter anderem im neu entstehenden Erlenmattgebiet, auf dem zurzeit eine Primarschule gebaut wird. Insgesamt hat die Schulraumoffensive rund 790 Millionen Franken gekostet.

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