Ein Marktplatz für die Elefanten

Für eine zeitgemässe Elefantenhaltung greift der Basler Zoo tief in die Tasche: Er lässt für 28 Millionen Franken ein neues Elefantenhaus mit dazugehöriger Gartenanlage bauen – die Tiere werden eine Fläche in der Grösse des Basler Marktplatzes zur Verfügung haben.

Diese Anlage ist bald Geschichte – im Herbst 2017 soll die neue, viel grössere Elefantenanlage eröffnet werden. (Bild: Martina Rutschmann)

Für eine zeitgemässe Elefantenhaltung greift der Basler Zoo tief in die Tasche: Er lässt für 28 Millionen Franken ein neues Elefantenhaus mit dazugehöriger Gartenanlage bauen – die Tiere werden eine Fläche in der Grösse des Basler Marktplatzes zur Verfügung haben. Den Restaurantbesuchern wird freie Sicht auf die Elefanten garantiert.

Für die Elefantenkuh Malayka dürfte dieser Morgen alles andere als gemütlich gewesen sein. Showtime war angesagt im Zolli, Blitzlichtgewitter inklusive – eine aussergewöhnliche Situation für eine Dame, die als «die Gemütliche» bezeichnet wird und mit ihren 41 Jahren die älteste der vier Elefantenkühe im Basler Zoo ist: Fuss hoch, Maul auf, ein Blick hinter die Ohren, bisschen Kraulen mit der Bürste – alles klar, Malayka ist gesund. Auch die Tierpfleger waren nach dem Training vor den Presseleuten noch gesund, was nicht selbstverständlich ist: In der Vergangenheit kam es bei solchen direkten Kontakten zwischen Pflegern und Elefanten immer wieder zu Unfällen, ein Misstritt des Dickhäuters kann reichen, um einen Pfleger zu Boden zu werfen oder ihn gegen die Wand zu quetschen.

Die direkte Begegnung ist allerdings auch für die Elefanten nicht ideal, wie Zolli-Tierarzt Stefan Hoby erklärt: «Der Pfleger muss in die Hierarchie der Tiere eingreifen, was dem natürlichen Verhalten des afrikanischen Elefanten widerspricht.» Aus diesem Grund, sowie aus Sicherheitsüberlegungen sei man nun dabei, «einen Quantensprung in der Elefantenhaltung» zu wagen.

Neu sollen diese Trainings nur noch mit einem Gitter zwischen Mensch und Tier durchgeführt werden, ein Bambusstab dient dem Pfleger als Taktstock. Der einzige Elefantenbulle im Zoo kennt das schon, bei den Männchen wären direkte Begegnungen zu gefährlich. Malayka und die anderen Damen werden derzeit umtrainiert. Sobald die neue Anlage steht, gibt es nur noch diese Trainingsform.

Haus entlang der Zoo-Mauer

Das Training ist allerdings nicht der Hauptgrund, weshalb der Zoo sich entschieden hat, für 28 Millionen Franken ein neues Elefantenhaus samt Anlage zu bauen: Die Elefanten sollen «zeitgemäss» gehalten werden, sie sollen sich mehr bewegen und generell mehr beschäftigen können, wenn es kalt ist und die Ohren einzufrieren drohen, sollen sie mehr Platz in der Wärme zur Verfügung haben – und nicht zuletzt soll die Anlage ein «besseres Besuchererlebnis» bieten.

Vom Restaurant aus, das ebenfalls umgebaut wird, ist künftig der direkte Blick auf die Elefanten garantiert. Neue Wege für die Besucher werden gebaut, andere aufgehoben. Die Kattas beispielsweise müssen gezügelt werden, da ihr Haus der Anlage zum Opfer fallen wird: Neu werden die Elefanten 4000 Quadratmeter draussen und 1000 Quadratmeter drinnen zur Verfügung haben – eine Fläche, so gross wie der Marktplatz und zweieinhalb Mal so viel Platz wie jetzt.

Mit verschiedenen Futterplätzen und mehreren Verbindungen zwischen Haus und «Garten» sollen sich die Tiere wie in ihrem natürlichen Lebensraum fühlen können. Das Haus wird entlang der Zoomauer gebaut, was eine freie Fläche davor möglich macht. Das jetzige Elefantenhaus steht wie ein Balken in der Landschaft.

Platz für Elefantenbulle gesucht

Das Ganze hat aber auch seine Schattenseiten: Wenn die Bauarbeiten wie vorgesehen im August beginnen, wird ein Fünftel der Zoo-Fläche zu einer Baustelle. Ausserdem macht manchen Anwohnern zu schaffen, dass 72 Bäume gefällt werden sollen. Für einige Anwohner der Oberwilerstrasse kommt hinzu, dass sie künftig einen über sieben Meter hohen Heustock vor der Nase haben werden: Der Heustock ist Teil des Neubaus und soll Platz für den Stroh- und Heubedarf des ganzen Zoos bieten.

Die Argumentation der Zoo-Verantwortlichen, der Heustock werfe nur selten Schatten in Richtung Wohnhäuser, scheint die Betroffenen nicht zu überzeugen. Auch das Versprechen, der «Zoologische Garten» werde auch künftig halb Park, halb Tieranlage sein, reicht den Kritikern nicht: Vier Einsprachen gegen das Projekt und die damit verbundenen Baumfällungen sind bisher eingegangen. Die Einsprachefrist läuft noch bis am Freitag, 12. April.

Ausserdem muss vor Baubeginn ein weiteres Problem gelöst werden: Im Gegensatz zu den Elefantendamen muss das Männchen den Zoo während der Bauarbeiten verlassen, da sein Stall schon zu Beginn abgerissen werden muss und keine Alternative zur Verfügung steht. Tierarzt Stefan Hoby spricht von einer Option in einem Zoo, die aber noch nicht definitiv beschlossen sei.

Die Eröffnung der Elefantenanlage ist für Herbst 2016 geplant.

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